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Folge 32

Etwas Altes: Hase und Igel 

Worüber ich vor Jahren schon mal geschrieben habe, aber was sich für mich sehr verändert hat, ist Hase und Igel in sozialen Netzwerken spielen. Ich finde es immer noch toll, wenn mir im Verlagsaccount jemand eine nervtötende Reply schreibt, schnell zu den @pgexplaining zu wechseln und einen flammenden allgemein gehaltenen Tweet darüber zu schreiben. Aber was ich kaum noch mache, ist mit netten Menschen zwischen verschiedenen Plattformen zu wechseln und in der einen auf etwas aus der anderen zu antworten. Ich kommuniziere überhaupt nur noch sehr sporadisch digital mit Individuen, was wirklich eine krasse Veränderung gegenüber früher ist. Chatkommunikation liegt mir nicht so und offen in der TL macht nur noch selten Freude. Na ja, vielleicht habe ich auch einfach schon mehr als genug für ein Leben im Internet kommuniziert. Hase und Igel in sozialen Medien ist aber eine sehr, sehr schöne Erinnerung.

Etwas Altneues: Kleidertausch

Früher galt es als reines »Mädchending«, sich unter Freundinnen gegenseitig Kleidung auszuleihen und damit einerseits die eigene Garderobe aufzustocken und andererseits das schöne Gefühl zu haben, etwas an sich zu tragen, das einer Person gehört, die man liebt oder zumindest sehr mag. Mittlerweile gibt es zum einen die Vorstellung von »Mädchending« aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr unbedingt, und Klamottentausch ist definitiv ein Ding von allen geworden, also auch von cis Jungs, zum Glück, sage ich wiederum aus unterschiedlichen Gründen, einer davon ist, dass es meinen Haushalt mit einem Element der Spannung und unterhaltsamen Abwechslung versieht. Zwar wohnt nur noch ein Sohn zuhause, aber auch der andere geht bei seinem sonntäglichen Besuch schnurstracks zum Schrank seines Bruders, greift zielstrebig nach Kleidungsstücken, die ihm nicht gehören, oft auch nicht einmal seinem Bruder, und zieht etwas später in einem Outfit für ihn teilweise unbekannter Provenienz von dannen. Auf dem Boden seines ehemaligen Zimmers zurück bleiben Kleidungsstücke, die manchmal ihm selbst, manchmal seinem Bruder oder aber unbekannten Dritten gehören. Anfangs hatte ich Sorge, dass unser familiärer Teilsozialismus – viele Dinge wurden zwar einer bestimmten Person gekauft oder geschenkt, werden aber von allen benutzt – dazu geführt hat, dass sich die beiden vielleicht bei Menschen, denen Eigentum mehr bedeutet und vielleicht auch mehr bedeuten muss, weil sie wenig Geld haben, etwas zu sorglos bedienen. Inzwischen bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass da wirklich ein gigantischer Kleiderpool existiert und sich anscheinend alles von selbst ganz gut regelt. Ja, manchmal ist eine Jacke, vielleicht auch eine teure, nie wieder zuhause angekommen, aber es ist immer genug im Schrank und in der Garderobe, also, was soll’s, sonst wäre diese eine Jacke halt klassisch im Park verloren worden.  Vermutlich hat das Ganze mit der Sharing-Kultur zu tun, es ist nicht so wichtig, ob einem etwas oldschool gehört, wichtig ist, dass man Zugriff darauf hat, wenn man Lust hat, es zu tragen. Ich für meinen Teil liebe es mittlerweile, weil ich so jede Menge reale Styles zu sehen bekomme, die ich sonst eben nicht so schnell sehen würde. Der erste Carlo kam geliehen ins Haus, die ersten Off-White-Sachen auch, jeweils lange bevor meine Fashion-Freundinnen dazu etwas zu sagen hatten. Ich schätze, dass sich im Schrank des noch bei uns wohnenden Sohnes aktuell 60 % Ausgeliehenes befindet.

Nur ganz selten wird es wirklich merkwürdig, so wie letzte Woche. Plötzlich hingen da weiße Nike-Babysocken auf dem Wäscheständer. Niemand war in der Lage, das Rätsel aufzuklären. Aber das meine ich ja, das Kleidertauschen bringt für mich Spannung und Unterhaltung. Weiter so.

Etwas Geliehenes: Ein Zitat

Aus: Gabriel Yoran /Christoph Rauscher, Warum heißt es Traum und nicht Memoryschaum (Opens in a new window), gern kaufen.

Etwas Uncooles: Sich den Daten stellen

Wer kennt sie nicht, die gefährlichste aller Verzettelungen: statt eine Schublade aufzuräumen, alles auf einmal aus den Schränken reißen und dann zwei Stunden später komplett verzweifelt niedersinken. Das Gleiche kann man auch sehr gut mit Daten machen, indem man alles aus allen Excelsheets in ein Master kopiert, um endlich mal so richtig Struktur in die Sache zu bringen. Don’t, wirklich, don’t, eine hochambitionierte Familienfeier ist deutlich weniger seelenzurrend. Daten sind eh die neuen Familienangehörigen.

Guerlica

Zurück zu den Humorvollen, zu denen, die nicht plötzlich alle so ernst sind und immer noch fein über alles lachen können.  Wir sehen uns nächste Woche. Seid lieb, nur nicht zu Nazis. 

XOXO,
Frau Frohmann

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