Über Ja-Aber, Poschardts „Welt“ und „Reschke Fernsehen“
Der Übermedien-Newsletter von Frederik von Castell
Liebe Übonnent:innen,
was war das denn für eine Woche? Zumindest aus der Sicht eines Medienjournalisten flatterten die Nachrichten und Themen aus allen Richtungen unaufhörlich in die Redaktion. Und seien wir ehrlich: Mit manchen Sachen rechnest Du einfach nicht.
Etwa damit, dass ein renommierter Künstler eine Journalistin attackiert, ihr den Kot seines Dackels ins Gesicht schmiert. Natürlich gehört es zum Mediengeschäft, das Opfer, FAZ-Tanzkritikerin Wiebke Hüster, anzuhören. Sie sollte ihrem Ärger Luft machen dürfen, ihr Erleben schildern. Ob man auch dem Täter Marco Goecke, nun ehemaliger Direktor des Staatsballetts Hannover, ebenfalls eine Bühne hätte geben sollen, ist fraglich (Opens in a new window). Zumindest offenbart er im NDR-Interview, dass es sich bei dem Angriff natürlich um einen Angriff auf die Pressefreiheit handelt, wenn er sich durch-ja-abert und die Kritiken Hüsters als Rechtfertigung für sein ekelhaftes Verhalten heranzieht, sie sogar gleichsetzt.
Dennoch gibt es offenbar ernsthaft Menschen, Journalist:innen gar, die das Ja-Aber mitmachen.
https://twitter.com/SibylleBerg/status/1625567264719179789 (Opens in a new window)Ja, shit happens, Sibylle Berg. (Wie unverschämt ist es, auch Wiebke Hüster eine Therapie nahezulegen und die Hand zu schütteln, die sie mit Kot beschmiert hat?) Wütender noch macht mich, dass sich Jan Fleischhauer, wenn schon fast erwartbar, nicht entblödet zu twittern (Opens in a new window):
„Dass auch Worte Taten sind, ist es nicht das, was uns gelehrt wird? Marco Goecke sagt, die Kritikerin habe ihn seit Jahren durch ihre Kritiken mit Kot beschmiert. Und jetzt wird das ins Lächerliche gezogen? Das ist nicht gut und ein Rückschlag für die Anti-Hate-Speech-Bewegung.“
Soll das Ironie sein? Oder meint er das wirklich ernst? Ich fürchte: Ja. Wenn Fleischhauer glaubt, journalistische Kritik auf der einen und Körperverletzung auf der anderen Seite hielten sich die Waage, dann soll er sich bitte beruflich umorientieren, schon zum Selbstschutz.
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