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„Wo nämlich Euer Schatz ist, da wird auch Euer Herz sein.“ - Matthäus 6:21

Newsletter #4

Für die, die es vielleicht schon auf Instagram gesehen haben: ich möchte heute einen Bibelvers zur Grundlage für diesen Wochenimpuls legen. Nicht, weil ich Euch jetzt anfangen möchte aus der Bibel vorzulesen, sondern weil ich die letzten zwei Wochen bei meinen Trauerfall-Begleitungen und auch innerhalb unserer Familie mit immer dem gleichen Thema konfrontiert war. Ich habe nur nicht die richtigen Worte bzw. die richtige Überschrift dafür gefunden.

Heute Morgen bin ich dann über diesen Vers gestolpert und er fasst für mich alles perfekt zusammen. (Warum ich überhaupt darüber stolpern konnte, wird vielleicht irgendwann Teil eines anderen NL sein.)

Ich weiß, dass dieser Spruch von Gott kommt und er es natürlich so meint, dass ER an erster Stelle stehen soll und dann alle anderen und alles andere. Dieser Spruch wird im Glauben natürlich auch auf Menschen und Materielles ausgeweitet und beleuchtet. Denn das ist ja unser Leben und man versucht natürlich die Bibelstellen auf unser Leben anzuwenden. Alles andere würde ja auch keinen Sinn machen, denn wurde dieses Buch nicht irgendwann auch für das Leben geschrieben?! Damit wir einen Leitfaden/Anker/Halt haben? (An alle, die etwas bewanderter sind in diesem Thema als ich, korrigiert mich gerne.)

Ich möchte diesen Vers heute etwas menschlicher beleuchten. Einmal zwischenmenschlich und einmal beruflich.

Ich hatte zwei Abschiede zu begleiten die letzten Tage, die eine große Botschaft haben: Kaum etwas oder jemand auf der Welt ist es wert, dass wir mit unseren Familien „brechen“ und keinen Kontakt mehr haben. Ausgenommen natürlich Gewalt in allen Formen.

Doch wenn wir mal ganz ehrlich zu uns selbst sind, streiten sich die meisten Menschen doch oft aus totalen Unsinnigkeiten, wenn man es rückblickend betrachtet. Dann wird das Ego verletzt und wenn wir nicht gelernt haben zu reflektieren oder ehrlich darüber zu reden, dann verhärten sich die Fronten immer mehr und die Mauern werden immer größer. Und das alles nur, weil wir aus dem Ego heraus verletzt reagiert haben. Streitereien unter Geschwistern wegen Geld, unter Freunden, weil beide in die gleichen verliebt waren und eben nur der eine den Schwarm gekriegt hat. Missverständnisse, die zu Trennungen führen, anstatt es einfach mal auszuhalten, darüber zu reden und vielleicht festzustellen, dass alles halb so wild ist.

Ich hatte zwei Fälle, wo es immer nur das Ego war. Ich kann dir aus meiner neutralen Trauerrednerin-Sicht sagen, es war beides mal absolut unnötig, dass diese Menschen dann jahrelang keinen Kontakt miteinander hatten.

Tja, und wenn dann einer der Beteiligten plötzlich stirbt, dann können wir uns nicht mehr aussprechen und versöhnen. Dabei haben wir uns all die Jahre nichts sehnlicher gewünscht, als den anderen wieder zu hören. Wie einfach der Griff zum Telefon doch gewesen wäre… Dann stehen die Menschen am Grab und bereuen diese sinnlose Funkstille.

Ein Ähnliches Thema hatten wir leider auch in unserer nahen Familie. Das möchte ich aber nicht näher ausführen. Aber da kommt nun der Bibelspruch ins Spiel…

Solche zwischen-menschlichen Herzensbindungen sind etwas Natürliches. Gott verwehrt sie uns nicht. Im Gegenteil, er hat ja diese Menschen in unser Leben gestellt und freut sich darüber, wenn wir uns mögen und gut miteinander können.

Ist unser Herz nun aber bei materiellen Dingen oder bei unserem Ego, dann ist das unser Schatz und alles, was es „angreift“ wird zum Feind.

Mein Impuls daraus wäre, mal in sich zu gehen und zu schauen, was Dir wirklich wichtig ist. Sind es materielle Dinge oder dein Ego, oder die Menschen, mit denen du dein Leben teilst? Denn dein Auto oder dein Haus wirst du niemals so beweinen, wie die geliebten Menschen, glaube mir…

Wenn du also nicht irgendwann voller Reue am Grab eines eigentlich geliebten Menschen stehen willst, dann schluck deinen Stolz runter und ruf einfach an! Du wirst erstaunt sein, wie glücklich Menschen über einen solchen unverhofften Anruf sein können…

Und wenn es nur die Oma ist, die wir alle viel zu selten Anrufen, weil wir immer „keine zeit haben“.

Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich.

Anstatt abends vor Netflix zu vergammeln, ruf deine Oma oder deine Schwester an, die freuen sich. Und wir wissen nie, wie lange sie noch da sind.

Aus beruflicher Sicht kann ich diesen Spruch so sehen: „Wenn du das, was du tust, aus vollem Herzen tust. Aus Nächsten- und Menschenliebe, dann wird es richtig gut. Dann wirst du richtig gut. Dann ist es eine Berufung.“

Die Angehörige eines dieser Fälle hat mich am Tag nach der Trauerfeier angerufen und sich sehr bei mir bedankt: „Sie sind ein wahrer Schatz. Sie haben mich so sehr ermutig. Sie haben mir eine andere Sichtweise auf das Leben mit ihren Worten gegeben. Die Lebensfeier war einfach perfekt. Genauso hätte es sich J. auch gewünscht.“

Sie hat noch viel mehr erzählt und wir hatten ein schönes Telefonat. Ich war sooo sehr gerührt von Ihren Worten. Denn das zeigt mir, dass das, was ich mache und wie ich es mache, den Menschen tatsächlich hilft. Und genau das ist meine Vision von Anfang an. Den Menschen in dieser schweren Zeit beizustehen. Ihnen zuzuhören, die richtigen Fragen zu stellen, spielerisch in das Gespräch die Trauerbegleitung einzubauen und so den Menschen in irgendeiner Form Halt und Trost zu geben. Mehr möchte ich gar nicht. Und doch ist es so viel, was man bewirken kann. Man „entlässt“ die Menschen nach dem Schock über den Tod, nach der Planung der Trauerfeier und dann dem endgültigen Abschied bei der Beisetzung in ihren Trauerweg. Und wenn der so starten kann, kann Heilung daraus werden.

Im Großen und Ganzen kann man mit dem Bibelvers vielleicht auch sagen, dass die Werte stimmen müssen. Weg vom materiellen und dem Ego hin zur Menschlichkeit und Liebe.

Liebe ist der Antrieb für all die bedeutenden Ereignisse im Leben ist.

Ob am Beginn des Lebens, oder am Ende, wenn wir Abschied nehmen von einem geliebten Menschen - all dies geschieht aus einer Kraft der Liebe heraus. Dann ist die Liebe unser Schatz und unser Herz blüht auf.

Deine Tatjana

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