Weihnachtsfolge - Rauhnächte und der Glaube an Rituale
Ihr Lieben von draus vom Walde komm ich her und ich muss euch sagen es weihnachtet gar sehr. Nach Weihnachten beginnt diese spezielle Zeit. Wir sagen auch "zwischen den Jahren" als wären wir in einem Raum in dem die Zeit kurz still steht.
Kürzlich überhörte ich im Fitnessstudio ein Gespräch von 2 Herren, die darüber schimpften, dass es ja so bescheuert sei sich ausgerechnet zum Jahresübergang Dinge vorzunehmen, dass man wenn man mehr Sport machen möchte das ja auch am nächsten Dienstag beginnen könne. Dienstag ist schließlich auch ein neuer Tag. So Recht sie damit haben, so sehr hat der Jahresübergang doch für viele eine Bedeutung.
Im Alpenraum heißt diese Zeit auch die Rauhnächte. Ihre Herkunft ist nicht hundertprozentig geklärt. Aber sowohl die Kelten wie auch die Germanen zelebrierten sie bereits und auch aus dem asiatischen Raum gibt Überlieferungen von Feiern in dieser speziellen Zeit des Jahres.
In manchen Regionen beginnen sie mit der Wintersonnwende am 21. Dezember wenn die Nächte endlich anfangen wieder länger zu werden. In den meisten Regionen mit dem 24. Dezember. Was wissen wir aber: sie sind der Versuch einer Erklärung oder ein Versuch des Umgangs mit der Diskrepanz zwischen Sonnen- und Mondkalender. Der Volksmund glaubt in diesen Tagen, die weder so recht zu dem einen wie auch zum anderen System gehören, haben die Geister leichtes Spiel. Der Zugang zur Unterwelt scheint ein klein wenig näher und die Geister ziehen des Nächtens um die Häuser. So entstanden Rituale um Haus und Hof zu schützen. Traditionell wird zu dieser Zeit geräuchert. Unterschiedliche Kräutermischungen werden verbrannt. Jede mit ihrer eigenen Bedeutung. Erst reinigend, dann harmonisierend und dann schützend - Weihrauch. Nun bin ich persönlich dem Aberglauben nicht zugänglich, aber dennoch kann ich mir gut vorstellen wie in den dunkelsten Nächten des Jahres wenn draußen die Naturgewalten toben einem Dinge zwischen Himmeln und Erde zu seien scheinen, die nicht rational erklärbar sind. Und neben der Wirkung einer solchen Atmosphäre, glaube ich vor allem an die Kraft von Ritualen.
Und im Vergleich zum Aberglauben, ist deren Wirkung wissenschaftlich erwiesen. Schaffen es Patienten sich genau vorzustellen wie es seien wird, wieder gesund zu sein und visualisieren die Dinge die sie beispielsweise mit der wieder genesenen Hand alle tuen können, beschleunigt das die Heilung. Umso emotionaler und detaillierter die Visualisierung umso besser.
Und so mache ich mir die Kraft von Ritualen zunutze um das vergangene Jahr zu reflektieren, das ein oder andere bewusst zurück zu lassen und den Ton für das kommende zu setzen.
In Tirol gibt es in den Rauhnächten das Ritual der Wunschzettelchen. Man schreibt 13 Wünsche für das kommende Jahr auf Zettel. In jeder Rauhnacht übergibt man nun einen der Zettel an eine höhere Macht indem man ihn ungeöffnet in einer Feuerschale verbrennt. Am 6. Januar ist dann nur mehr ein Zettel übrig, den man nun öffnet und für dessen Wunscherfüllung man dann selbst verantwortlich ist.
Es macht diesen 13. Wunsch so viel greifbarer und konkreter wenn er so in meine Hände gelegt wird. Aber auch die anderen 12 gebe ich nicht blind an unsichtbare Mächte. Ich habe mich spürbar damit auseinander gesetzt und sie sind mir bewusster, präsenter und alleine das hilft schon damit sie in Erfüllung gehen können.