Komplizierte Dinge erzählen und damit fesseln

Heute geht es darum, wie man komplizierte Inhalte so erzählt, dass sie hängen bleiben. Denn - das wird dich bestimmt schockieren - komplizierte Dinge erzählen, ist nicht einfach. Das liegt aber nicht am komplexen Stoff. Es liegt an meinem und deinem inneren Bedürfnis klugzuscheißen.

Michael Lewis ist Wirtschaftsjournalist. Er schreibt über komplizierte Themen und das sehr erfolgreich. Einige Bücher wie “The Big Short - Wie eine Handvoll Trader die Welt verzockte” über die Immobilienkrise und anschließenden Weltwirtschaftskrise wurden in Hollywood verfilmt.

Also, wie macht Lewis Wirtschaft zugänglich?

“Wenn man einem Leser etwas erklären muss und die Sache kompliziert ist, hat es keinen Sinn, es überhaupt zu versuchen, bis man den Leser in die Stimmung versetzt hat, es wissen zu wollen.”

“Er muss hungrig nach der Erklärung sein. Wenn man ihn mit etwas Hartem konfrontiert, bevor er sich damit auseinandersetzen will, schreckt man ihn nur ab“, ergänzt Michael Lewis.

Es klingt hart …

1️⃣ Weil demnach sehr viele Menschen tagtäglich sehr viel Zeit verschwenden zu erklären, wenn diejenigen, die zuhören, gar nicht interessiert sind. Wie viele Stunden hast du schon damit verschwendet?

2️⃣ Und weil das die Frage aufwirft: Was sagt das über den Leser und allgemein uns Menschen aus? Sind wir faul, desinteressiert und doof?

Während der Pandemie hat NDR Info den Podcast “Coronavirus-Update” mit Prof. Christian Drosten und später Prof. Sandra Ciesek gestartet. Er war verdammt komplex und hatte Anfang 2023 146 Millionen Abrufe (Opens in a new window). Wir waren hungrig nach diesen Infos - egal wie komplex sie auch waren.

Was kannst du tun, um dein Publikum in die Stimmung zu versetzen, etwas unbedingt wissen zu wollen?

Früher konnte ich es kaum erwarten, in meinen Beiträgen zu dem Part zu kommen, in dem ich Dinge erkläre. Manchmal erwische ich mich heute noch dabei. Es ist die Eitelkeit. Aber ich weiß heute, es geht nicht um mich. Wir produzieren Inhalte als Dienstleistung. Deswegen ist der erste Punkt der wichtigste:

💥 Sei kein Klugscheißer

💥 Funktioniert die Story, wenn man diese Infos nicht in der Tiefe versteht? Dann lass sie weg.

💥 Riskiere es, dumm zu klingen. Wenn du Dinge einfach erklären musst oder etwas auslassen musst - tue es.

💥 Story first. Fange nie mit Erklärungen an, auch wenn diese die Voraussetzung sind, um den Rest zu verstehen,

💥 Und überhaupt: Arbeite an der Story, daran wie du deinen Protagonisten vorstellst - das ist die Hauptsache und Voraussetzung dafür, dass sich irgendjemand für andere komplexe Dinge interessiert

In Filmen sieht man, wie viel Mühe sich die Macher*innen machen, Erklärungen von schwierigen Inhalten möglichst geschickt zu integrieren. Bei Fiktion kann man ja kreativ werden. Ein beliebter Trick ist, einen Anfänger zu begleiten (Opens in a new window) - da ist es sehr natürlich, dass er Neues lernen muss. Bei Jurassic Park lösen sie das Problem mit einem Erklärvideo aus dem Themenpark:

Weihnachtslektüre

• Das sind die vielleicht am besten kuratierten Leseempfehlungen: Die Leselisten von Seminaren von David Foster Wallace, Katie Roiphe und Zadie Smith (Opens in a new window).

• Jetzt brauchst du noch die Zeit und Muße, tatsächlich zu lesen. So findest du sie. (Opens in a new window)

In diesem Sinne, schöne Feiertage! 🎄🎁🎅🏼
Die nächste Ausgabe gibt’s im neuen Jahr.

Teodora

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Wer schreibt Story Gold?

Ich bin Online-Redakteurin und freie Journalistin für Audio-Medien. Hier findest du mich auf Linkedin (Opens in a new window)📲