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Aus der Praxis: Podcast zu zweit managen

Zusammenarbeit ist toll, braucht aber viel Abstimmung. Valerie Wagner betreibt vier Podcasts in Eigenregie, zwei davon in geteilter Verantwortung. Wie schafft sie das?
Ein Flow-Chart für den in der Ausgabe vorgestellten Workflow von Valerie und ihren Podcasts.

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Wenn ihr selber an einer Podcastproduktion beteiligt seid, dann habt ihr oder euer Team wahrscheinlich einen festen Workflow entwickelt, den ihr meistens auch auf neue Projekte anwendet. Doch fragt ihr euch manchmal auch, ob das auch anders geht oder sogar besser? Und wie machen das eigentlich die anderen? Um diese Fragen zu beantworten, möchte ich ein neues Format einführen:
⬇️Workflow Deep Dive.

Denn ich bin der Meinung, dass wir mehr Austausch in unserer Podcastbranche brauchen, der über Oberflächlichkeiten hinaus und eben richtig tief geht. In Zukunft werde ich (unregelmässig) mit Podcastschaffenden ins Gespräch kommen und mir Schritt für Schritt den Produktionsprozess einer ihrer Folgen erklären lassen.

Ein Portraitfoto von Valerie Wagner.

Den Anfang macht Valerie Wagner (Opens in a new window) in dieser Ausgabe. Valerie ist Journalistin und Podcasterin und betreibt momentan ganze vier Podcastformate. Ihre Kernformate sind:

Nebenbei arbeitet sie noch Vollzeit als Content-Managerin. Wegen diesem immensen Output wollte ich unbedingt mit Valerie über ihren Workflow sprechen. Im Gespräch habe ich mich aber auf ihre anderen zwei Formate konzentriert, die sie in Zusammenarbeit mit zwei Kolleginnen gestaltet.

Aus eigener Erfahrung weiß ich nämlich, dass es zwar viel Spaß macht gleichberechtigt an einem Projekt zu arbeiten, die Abstimmungsprozesse einen aber schnell in den Wahnsinn treiben können. Ich wollte deshalb von Valerie wissen, wie sie die Arbeit mit ihren Co-Podcasterinnen aufteilt und wie sie sich absprechen.

Hier das Protokoll unseres Gesprächs:

Welche Podcasts produzierst du mit Co-Hosts und wer sind die Leute dahinter?

Ich produziere "Format follows Story" (Opens in a new window) mit Heike Stiegler aka mrs_mobile (Opens in a new window) und "Die Bücherstaplerinnen" (Opens in a new window) mit Antje Tomfohrde, Buchbloggerin hinter Das Buchzuhause (Opens in a new window)

Worum geht’s in den Podcasts?

Bei “Format follows Story” geht es ums Geschichten erzählen und dass das Format immer der Geschichte folgen muss und nicht andersrum.

Bei “Die Bücherstaplerinnen” sprechen wir über Bücher und alles, was mit Büchern zu tun hat.

Wie verteilt ihr die Rollen und Aufgaben bei den Podcastprojekten?

Bei "Format follows Story" sind wir beide Co-Hosts und auch gleichwertig für den Inhalt verantwortlich. Den Schnitt übernimmt Heike und ich veröffentliche die Folge.

Bei "Die Bücherstaplerinnen" bin ich neben der Co-Moderation für die Technik und den Schnitt zuständig. Dafür ist Antje für die Veröffentlichung verantwortlich, inklusive Shownotes etc. schreiben.

Gibt es Aufgaben, die ihr abwechselt?

Normalerweise sind die Aufgaben klar verteilt. Manchmal biete ich Heike an, den Schnitt zu übernehmen, wenns bei ihr stressig ist. Bei “Die Bücherstaplerinnen” kann Antje den Schnitt leider nicht übernehmen, weil sie da keine Erfahrung hat.

Bei der Bewerbung der neuesten Folgen auf Social Media ist auch jede für ihren eigenen Kanal zuständig, weil wir keine extra Kanäle für die Podcasts haben.

Wie oft werden die Podcasts veröffentlicht?

Normalerweise einmal im Monat. Für “Die Bücherstaplerinnen” gilt der erste Montag im Monat und für “Format follows Story” der zweite Montag im Monat.

Schritt 1: Ideenfindung

Bei “Format follows Story” arbeiten wir sehr spontan und viel auf Zuruf. Wenn jemand eine Idee hat, schreibt sie es der anderen auf WhatsApp und wir diskutieren es da aus. Meistens hat jemand eine Idee, die aber dann noch den richtigen Dreh braucht. Wir starten jede Folge mit einer Frage, die wir der anderen stellen, und die müssen wir vorab formulieren. Wenn wir soweit sind, machen wir einen Aufnahmetermin aus.

Bei “Die Bücherstaplerinnen” haben wir in Asana eine Redaktionsplanung mit einem Ideenpool. Oft sprechen wir über die Bücher, die wir gerade parallel lesen, da hat sich ein inoffizieller Leitfaden etabliert, der nicht niedergeschrieben ist: Wir berichten über die/den Autor*in, über unseren Leseeindruck und über ergänzende Bücher oder es gibt eine Frage aus der Community. Wenn wir aber einen Gast haben, formulieren wir vorher gemeinsam einen Frageleitfaden.

Aber bei diesem Podcast ist der letzte Schritt in der Produktion auch immer der erste, weil wir direkt nach der Aufnahme einer Podcastfolge im Anschluss nochmal sprechen. Dabei reflektieren wir über die vergangene Folge und planen wie es weitergeht. Dabei setzen wir das nächste Thema meistens fest, dann schlafen wir beide nochmal drüber und dann geht die weitere Planung auch über WhatsApp.

Allgemein ist es bei Nebenbeiprojekten wie diesen sehr wichtig, Aufnahmetermine sehr früh im Prozess festzusetzen, um uns selbst zu committen.

Feedbackschleife 1: Überprüft ihr eure Podcastvorbereitung noch einmal?

Wenn wir bei “Die Bücherstaplerinnen” einen Gast haben, gehen wir den Interviewleitfaden nochmal durch und verteilen die Fragen untereinander. Das ist bei zwei Hosts sehr wichtig, sonst klappt das Gespräch mit dem Gast nicht.

Bei “Format follows Story” haben wir keine Gäste, deshalb müssen wir das da nicht machen.

Schritt 2: Aufnahme der Folge

Beide Podcasts werden remote aufgezeichnet, da ich nicht am selben Ort wie meine Co-Hosts lebe.

Bei “Die Bücherstaplerinnen” nehme ich mich in Ultraschall selbst auf und bin mit Antje per Studio Link zusammengeschaltet, dabei läuft ihre Spur auch direkt bei mir in Ultraschall rein. Dann können wir uns zwar nicht sehen, aber das ist egal. Wenn wir bei “Die Bücherstaplerinnen” Gäste haben, versuche ich es auch mit Studio Link. Manchmal scheitern die Gäste aber an der Technik, dann weichen wir auf Cleanfeed oder Zencastr aus.

Mein bevorzugtes Programm, um remote zu sprechen und aufzuzeichnen ist aber Studio Link. Denn dann habe ich direkt alle Spuren aller Gesprächspartner*innen in meinem Ultraschall Projekt. Das erleichtert mir den Arbeitsprozess.

Bei “Format follows Story” nimmt sich jede von uns lokal auf und wir sehen uns über Microsoft Teams. Das Visuelle dabei ist Heike wichtig, weil sie neben Podcasts auch Videos produziert.

Schritt 3: Schnitt der Folge

Nach der Aufnahme von “Format follows Story” lade ich meine Spur in Google Cloud, damit Heike die Folge schneiden kann.

Bei “Die Bücherstaplerinnen” liegen die Spuren schon in dem Ultraschall Projekt und ich arbeite darin. Wenn die Audioqualität sehr schlecht ist, nutze ich manchmal Auphonic. Unsere Folgen gehen ziemlich genau so online, wie wir sie aufgenommen haben. Wir sind ja nicht im Radio und der Charme von Podcasts ist für mich die Authentizität. Lange Sprechpausen oder häufige Füllwörter, wie äh und hm, nehme ich raus.

Feedbackschleife 2: Hört ihr über die fertigen Folgen nochmal drüber?

Wenn Heike die aktuelle “Format follows Story” Episode geschnitten hat, sagt sie Bescheid und ich höre nochmal drüber. Das gleiche passiert bei “Die Bücherstaplerinnen”: Wenn ich mit dem Schnitt fertig bin, hört Antje drüber.

Es kommt selten bis gar nicht vor, dass noch jemand Änderungen wünscht. Bei Folgen mit Gästen lassen wir uns die Folgen freigeben. Sollte es Änderungswünsche geben, erwarte ich aber genaue Timestamps, damit ich möglichst schnell und präzise arbeiten kann und der Veröffentlichung dann nichts im Weg steht.

Schritt 4: Veröffentlichung

Bei den Titeln haben wir bei beiden Podcasts ein recht festes System, bei “Format follows Story” ist einfach das Thema der Titel. Bei “Die Bücherstaplerinnen” ist oft das Buch, das wir besprechen, der Titel der Folge.

Wir nutzen in beiden Podcasts Kapitelmarken und versuchen so gut es geht in den Shownotes zu verlinken, also bei “Die Bücherstaplerinnen” zu den besprochenen Büchern, wenn wir Gäste haben zu Social Media und sonstigen Kanälen. Wir nutzen für die Bücher keine Affiliate-Links, obwohl das naheliegen würde. Außerdem nutzen wir Speech-to-Text Anwendungen, um uns aus unserer Folge eine Zusammenfassung zu generieren, momentan nutzen wir dazu Podsqueeze. Das spart viel Zeit, aber natürlich muss man das immer noch überarbeiten.

Schritt 5: Distribution

Für die Bewerbung ist dann bei beiden Podcasts jede von uns auf ihren Kanälen zuständig. Ich mache am Tag der Veröffentlichung einer Episode immer einen Post, packe es ein paar Tage später noch in die Story und verlinke es in meinem Newsletter. Heike macht beim “Format follows Story” Podcast öfters einen Instagram-Post mit mir als Co-Autorin, damit es in beiden Feeds veröffentlicht wird.

Wie lang brauchst du für die Produktion einer Folge?

Schwierig zu sagen, da wir versuchen auch immer etwas auf Halde zu produzieren, also mehrere Folgen aufzunehmen und vorzubereiten.

Bei “Die Bücherstaplerinnen” kann eine Aufnahme auch mal zwei Stunden gehen, und dann bin ich bei einer Stunde Schnitt. Insgesamt bin ich ungefähr vier Stunden pro Monat mit diesem Podcast beschäftigt.

Bei “Format follows Story” nehmen wir pro Aufnahme immer so 2-3 Folgen auf, weil die so kurz sind, 15-20min pro Folge. Aber mit Vorgeplänkel dauert die Aufnahme einer einzelnen Folge dann auch gerne 45min. Danach schneide ich das Gelaber vor und nach der Folge noch von meiner Spur weg und lade es Heike für den Schnitt in die Cloud. Dann höre ich die Folge nochmal ab, das dauert so 30min. Ich schätze, dass ich so zwei Stunden pro Folge für die Produktion brauche.

Was würdest du in deinem Prozess noch verbessern wollen?

Bei “Format follows Story” könnten wir uns noch besser strukturieren. Manchmal wäre es für die Folge besser, wenn wir vorab die Folge etwas verschriftlichen, also ein grobes Skript haben und vielleicht ab und zu noch tiefer recherchieren. Meistens haben wir das ganze Wissen im Kopf und wir reden einfach drüber, aber ich glaube mit mehr Vorbereitung könnte da noch mehr gehen.

Im “Die Bücherstaplerinnen” Podcast könnten wir uns an eine stärkere Formatierung trauen. Das Vorbild ist für mich der Zeit Podcast “Servus. Grüezi. Hallo.” Da präsentieren die Hosts immer zwei Themen und dazwischen haben sie so kleine Rubriken, die die Folge auflockern und für Struktur sorgen. Das würde uns auch dabei helfen, uns nicht zu sehr zu verplappern und knackiger zu sprechen.

Niklas Podcast-Tipp

Noch was Neues! Ich möchte in Zukunft Podcasts eine Bühne geben,

  • die zu wenig Aufmerksamkeit bekommen,

  • die an die Grenzen des Mediums gehen

  • und die mir schlicht positiv aufgefallen sind.

Achtung, es wird oftmals etwas weird!

Tipp Nr. 1: The Blindboy Podcast (Opens in a new window)

In der englischsprachigen Welt tatsächlich ein ziemliches Ding mit Millionen Aufrufen. Aber in Deutschland noch nicht so beachtet, generell wie das ganze Genre an artsy und manchmal weirden monologischen Podcasts. In “The Blindboy Podcast” redet der irische Künstler/Musiker/Autor Blindboy Boatclub jede Woche eine Stunde lang über… irgendwie alles und nichts? Der Podcast ist schwer zu erklären, Blindboy ist ein Meister des Storytellings und erschafft mit seiner Stimme, seiner Sprechanmutung und dem immer gleichen ewigen Musikbett eine meditative, beruhigende Stimmung. Denkt nicht so viel darüber nach, hört euch einfach sofort diese Folge an: “When I was 13 and my Da gave me the Sex talk” (Opens in a new window).

Tipp Nr. 2: Goodbye Stranger (Opens in a new window)

Eine Produktion vom Deutschlandfunk, die in den Sammelfeeds “Mikrokosmos” und “Dlf Doku Serien” erschienen ist. Solche Feeds, in denen Miniserien gebündelt werden, sind zwar eine gute Idee, aber dabei gehen Perlen wie “Goodbye Stranger” auch gerne unter. In “Goodbye Stranger” begeben sich Felizitas Stilleke und Conrad Rodenberg auf die Spuren ihrer abwesenden Väter. Die Serie ist eine Collage, die sehr stark mit Stimmen als Sound-Design arbeitet. Das kann am Anfang irritieren, funktioniert für mich aber wunderbar und das wünsche ich mir auch mehr in anderen Produktionen.

Wie fandet ihr die erste Ausgabe meines neuen Formats ⬇️Workflow Deep Dive? Welche Fragen oder Prozesse soll ich in meinen Fragebogen noch aufnehmen? Von welchem Projekt oder von welchen Kolleg*innen würdet ihr gerne den Workflow hier lesen? Schreibt es mir! Entweder direkt per E-Mail (Opens in a new window) oder in meiner Umfrage (Opens in a new window).

Hat euch diese Ausgabe gefallen? Dann schickt sie doch einem Kollegen oder einer Kollegin weiter! Wie eingangs erwähnt, möchte ich noch mehr Menschen mit diesem Newsletter erreichen. Und wie ihr alle wisst: Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert am besten. Ich danke euch!

Die nächste Ausgabe erscheint am 14. Mai.

Bis bald in eurem Postfach
Niklas

Für mehr Informationen:
Meine Website (Opens in a new window)
Folge mir auf LinkedIn (Opens in a new window)

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