Weniger ist mehr - warum gutes Storytelling sparsam ist
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Viele meinen, beim Storytelling müsste man besonders dick auftragen. Schließlich machen Geschichten so viel mit Menschen. Das könne man nur erreichen, wenn man unglaubliche Stoffe auswählt und diese besonders ausschmückt. In Wahrheit sind gute Geschichten kein Weihnachtsbaum. Sie sind ein bescheidene Birke - schlicht und schön.
Wie du mit Sparsamkeit im Storytelling glänzt
1️⃣ Streiche jede überflüssige Information, jeden überflüssigen Satz.
Du denkst vielleicht, ist das nicht Ansichtssache, ob etwas überflüssig ist? Nein. Nicht im Storytelling. Der Schriftsteller Kurt Vonnegut fasst das so zusammen:
“Jeder Satz muss eine von zwei Aufgaben erfüllen: die Figur enthüllen oder die Handlung vorantreiben.”
2️⃣ Beginne eine Geschichte so nah an ihrem Ende wie nur möglich.
Das sagt übrigens auch Kurt Vonnegut. Und viele andere. Du musst also das Ende kennen, um die Geschichte möglichst “spät” starten zu können. So wird keiner sagen “Opa erzählt vom Krieg”.
3️⃣ Kill your Details
Details sind wichtig, aber nicht so, wie viele denken. Viele Ratgeber empfehlen, ein besonderes Auge für Details bei Reportagen und szenischen Einstiegen unter Beweis zu stellen. Hier habe ich schon geschrieben, warum diese Herangehensweise meiner Meinung nach unnatürlich ist (Opens in a new window).
💥 Details sind dennoch in Geschichten wichtig. In sofern, dass es nur wenige sind und diese gut ausgewählten Details Symbole sind - sie deuten auf verborgene Charaktereigenschaften hin.
Look for details that have an iceberg quality: only a little bit sticks above the surface, but it represents a huge mass of character information the reader can fill in.
– John August, Drehbuchautor

4️⃣ Lücken sind dein Freund
Unser Gehirn füllt Lücken automatisch aus. Deswegen ist es ganz natürlich und wünschenswert, lückenhaft zu erzählen. Auf schlaumeierisch wird das auch Lev Kuleshov Effekt (Opens in a new window) genannt.
(Ein gutes Beispiel für zu wenige Lücken beim Erzählen sind die Conni-Bücher. Eltern wissen, was ich meine 🤯.)
Lücken können aber auch effektvoll eingesetzt werden.
… 💥 wenn die Fantasie des Publikums einen besseren Job machen kann als du in der Erzählerrolle. Das meist verhasste Beispiel für Millenials kannst du am Anfang dieser Ausgabe finden (Opens in a new window).
… 💥du eine längere Zeitspanne raffen möchtest. Hier ein Beispiel (Opens in a new window).
5️⃣ Vermeide Erklärungen.
Dramatische Geschichten sind nicht zum Informieren da. Trotzdem sind bestimmte Informationen nötig, um die Geschichte zu verstehen. Als Geschichtenerzähler ist es deine Aufgabe, Erklärungen möglichst zu vermeiden und wenn es sonst nicht geht, diese kreativ in die Story einzubinden.
Der Wirtschaftsjournalist Michael Lewis empfiehlt diese Strategie (Opens in a new window):
“Wenn man einem Leser etwas erklären muss und die Sache kompliziert ist, hat es keinen Sinn, es überhaupt zu versuchen, bis man den Leser in die Stimmung versetzt hat, es wissen zu wollen.”

6️⃣ Die Lösung kannst du dir sparen
Deine Leser, Hörer oder Zuschauer sind schlau und lieben es, wenn diese Haltung durchscheint. Gib ihnen Aufgaben und Hinweise, vielleicht sogar Interpretationsmöglichkeiten. Aber niemals DIE Interpretation. Soblad du mans- oder womansplainst, sind sie weg.
Good storytelling never gives you four, it gives you two plus two
– Andrew Stanton, Filmemacher
In diesem Sinne bis zum nächsten Mal!
Teodora
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