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83

Ich durfte kürzlich die Bekanntschaft eines 83 Jährigen machen. Für fünf Tage teilte ich mit Friedl ein Zimmer.

Er hat auch eine mehrwöchige Odysee in Krankenhäusern hinter sich. Aber das ist nicht, was ihn auszeichnet. Seine Partnerin und er sind beide verwitwet. Sie beide kennen sich aber aus Kindheitstagen und haben sich geschworen, für den anderen da zu sein - aber nur als Liebespaar, nicht als Schicksalspflegegemeinschaft.

Friedl sprach von seiner Verlegung immer als "letzte Reise", was absurd klingt, wenn man bedenkt wie fit er eigentlich war. Wäre da nicht noch das verkapselte und vernarbte Karzinom in seiner Lunge.

Friedl ist jetzt im Pflegeheim, in der Nähe seiner Partnerin. Und verbringt seinen Lebensabend "den Umständen entsprechend", wie er zu sagen pflegt.

Gute Reise.

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