Glück messen und Wunder erklären
Song: The Greatest Showman - This is me
“I am not a stranger to the dark
"Hide away, " they say
"'Cause we don't want your broken parts"
I've learned to be ashamed of all my scars
"Run away, " they say
"No one'll love you as you are"
But I won't let them break me down to dust
I know that there's a place for us
For we are glorious
Dann setzt der Refrain ein und ich drehe meine Kopfhörer auf maximale Lautstärke. Hörsturz, Hörverlust, scheißegal. Das ist der Moment. Der, in dem ich denke “Fuck it. Und wenn ich nie wieder Musik hören könnte wäre das ein guter Moment für den letzten Song.”
Ich kenne die Dunkelheit so gut wie mein Schlafzimmer. Hier hinten liegen die Staubmäuse, dort die Geschenke der Ex-Partner*innen, die unausgepackt von einem vergangenen Leben erzählen, da das Kissen, in das ich in so unfassbar vielen Nächten mein Gesicht vergrub. So sicher, dass es das jetzt war. Es wird nie wieder hell.
Und doch kam alles immer und immer wieder anders.
Jetzt sitze ich Anfang dieses noch so jungen Jahres vor meinem Fenster und blicke mit Libi aus dem Fenster. Es hat letzte Nacht geschneit, die Straße liegt ruhig in der glitzernden Morgensonne. Libi sieht den Tauben zu, die über die Dächer gleiten, ich bin in Gedanken verloren und lasse das vergangene Jahr Revue passieren und blicke hinaus ins Neue.
Schon verrückt. Alle möglichen Leute denken an Neujahrsvorsätze, Fitnessstudio Abos, die große Liebe, endlich das Haus.
“Ich will genau 3,5 Kilo abnehmen und wäre der glücklichste Mensch der Welt.” hallt es in den Innenwänden meines Hirns.
Bei dem Gedanken fange ich an zu grinsen und schließe langsam das Fenster, denn es wird langsam kalt in meiner kleinen Wohnung unter dem Dach.
Nächste Woche habe ich mein Vorgespräch zur Mastektomie.
Look out 'cause here I come
And I'm marching on to the beat I drum
I'm not scared to be seen
I make no apologies
This is me.