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Romantisiert eure Kinderlosigkeit!

von Mia

Meine großen Lebenspläne waren schon immer grob diese drei: Abenteuer, Große Liebe, Bücher schreiben. Kinderkriegen war darin nie explizit ausgeschlossen, aber es hatte geringe Priorität. Ich flippe aus wegen Katzenbabies, doch Menschenbabies (solange ich sie nicht persönlich kenne) lassen mich kalt. 

Wenn ich Liebesbeziehungen einging, hatte ich nie einen Plan damit. Ich will keine Rollen besetzen, sondern eine Erfahrung machen. Besitzdenken kam mir infantil vor, seitdem ich mit 17 »Die Kunst des Liebens« von Erich Fromm gelesen hatte. Ich hatte durchaus Fantasien vom Kinderkriegen, aber immer in Verbindung mit einem romantischem Rausch: wenn ich einen Typen so sehr wollte, dass ein Kind sozusagen die Multiplikation meines Verlangens nach ihm wäre. (Ich bin heute sehr froh darüber, dass keiner dieser Rauschzustände eine Schwangerschaft nach sich gezogen hat.)

Es lag mir fern, jemanden zu casten, um mit dem »eine Familie zu gründen«, ich guckte mir lieber an, wie der Mann und unsere Liebe so beschaffen war, um dann zu entscheiden, was wir dann damit anstellen würden. Form follows Function.

Die Panik

Als ich ungefähr 30 war, wurden die Frauen um mich rum auf einmal von Panik erfasst. Es ging rum wie ein Virus. Plötzlich obsessierten alle über die Frage: Ist der Typ, mit dem ich zusammen bin, THE ONE? Ich saß damals ständig mit unterschiedlichen Freundinnen zusammen, die sich beispielsweise gerade getrennt hatten und verzweifelten – nicht so sehr wegen der beendeten Beziehung, sondern wegen der verlorenen Option auf Kleinfamilie, die jetzt möglicherweise in unerreichbare Ferne gerückt war.

Damals begannen Leute um mich herum, ihre Beziehungen zu Nestern umzubauen. Nicht wenige Frauen setzten ihren Männern die Pistole auf die Brust: Entweder du machst mir ein Kind oder ich bin weg. Sie machten ihren Typen unmissverständlich klar, dass sie ein Mittel zu einem höheren Zweck waren. 

Mich steckte das Virus auch an. Zahlen wurden auf einmal sehr wichtig. Ich lag nachts wach und rechnete, wie schnell ich einen Mann auftun, ihn kennenlernen und in mich verliebt machen müsste, um noch vor Ablauf der Zeit (35) ein Kind zu kriegen. Die Rechnungen gingen etwa so: Wenn ich jetzt meinen Freund verlasse, dauert es vielleicht zwei Jahre, bis ich einen neuen finde, dann müssen wir erstmal zwei Jahre daten, bis man Kinder machen kann und dann bin ich schon 36 und wenn der mich dann verlässt, dann ist die Zeit praktisch rum, der nächste Typ wird also MEINE LETZTE CHANCE sein!!! (No pressure!)

Es war ein ganz erbärmlicher Zustand, das absolute Gegenteil von Sex. Ich fragte mich, wie wir es in diesem Klima der Angst bloß schaffen sollten, dass Männer uns bei Dates unsere vorgetäuschte Lässigkeit abkaufen würden. 

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Topic Weekly

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