Weiße Morgen
Über die Schönheit der klaren Morgen und den Rausch des Neinsagens
von Mia
Der Designer Rick Owens schläft in einem Bett aus weißem Marmor. Das ist vielleicht ein bisschen melodramatisch, okay, aber es ist ein Statement, dass ich zu hundert Prozent nachvollziehen kann. I feel you, Rick.
Wenn du mich fragst, was das beste unbedeutende Detail am Nicht-mehr-trinken ist, kann ich ohne zu zögern sagen: die Morgen.
Sieben Uhr aufwachen. Von selber, nicht vom Wecker, sondern wirklich ausgeruht, satt vom Schlaf. Ohne Schmuck, ohne Rüstung. In einem weißen Bett, in einem weißem T-Shirt, mit nichts zu bereuen, mit leerem Kopf und leerem Herzen und ohne Vergangenheit. Alles ist noch schwarz-weiß und grobkörnig. Ich schlage die Augen auf, noch schweben die Schatten meiner Träume über mir, ich bin allein und umarmt von meinem weißen Bett, ich fühle mich jung – weil, der Tag ist ja auch jung – und wie eine Disneyprinzessin, als müssten jeden Moment kleine bunte Vögelchen durchs Fenster rein flattern und mir mein Kleid anziehen.
Ich habe nicht jeden Tag getrunken. Und deswegen war auch nicht jeder Morgen der Tag danach. Aber ich habe neulich gelesen: Bis Alkohol deinen Körper komplett verlassen hat, dauert es bis zu fünf Tage. Und fünf Tage hintereinander komplett nüchtern war ich früher sehr selten. Aufwachen bedeutete oft: Aufwachen, nicht weil ich ausgeschlafen war, sondern weil der Schlaf vom Alkohol ruiniert wurde. Klebrig im Kopf, mit trockenem Mund und Schmerzen überall und dumpfem Geist und später meistens auch mit Schuldgefühlen (du wolltest das doch lassen), oder schlimmstenfalls mit der Reue über irgendeine unbedachte Textnachricht, die ich verschickt oder irgendwas haltloses, das ich zu jemandem gesagt hatte.
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