Interview mit @tillisnestwaerme
1. Wie viele Kinder hast du und in welchem Altersabstand?
Ich habe 3 Kinder im Alter von 7, 4 und 2 Jahren. Sprich das zweite Kind bekamen wir nach genau 2 Jahren und 9 Monaten. Bei der Geburt des 3. Kindes war das nächst ältere Kind 2,5 Jahre alt.
2. Siehst du besondere Vor- oder Nachteile an eurem individuellen Altersabstand?
Der größte Vorteil zeigt sich wohl jetzt mit zunehmendem Alter darin, dass sie nicht nur Geschwister, sondern auch Spielpartnerinnen und ich würde sagen auch sowas wie Freundinnen sind. Da sie weniger als 3 Jahre auseinander sind können sie einfach viel miteinander anfangen.
Auch glaube ich, ist es für mich als Mama leichter Kinder in relativ geringem Abstand bekommen zu haben, wie wenn schon viele Jahre vergangen wären und man sich dadurch auch wieder an viele „Freiheiten“ gewöhnt hat. Klar kann es als Nachteil gesehen werden, dass es erst Mal anstrengender ist, sich um die Bedürfnisse mehrerer noch sehr kleiner Kindern zu kümmern, die noch viel mehr auf Hilfe und Begleitung im Alltag angewiesen sind. Aber ich habe die Babyzeit von allen 3 sehr genossen und genieße es jetzt zu erleben wie sie größer und somit selbstständiger werden und die Perspektive in wenigen Jahren 3 Kinder zu haben die vermutlich nur noch wenig Unterstützung bei alltäglichen Dingen brauchen und Zeit lieber mit Freundinnen verbringen als mit mir empfinde ich persönlich auch als angenehm. Auch mit den Kindern dann wieder ganz andere Dinge unternehmen zu können und nicht mehr an Wickelsachen und Co denken zu müssen, darauf freue ich mich. Hätten wir einen wesentlich größeren Altersabstand wäre dieser Abschluss von dieser extremen Bedürftigkeit eines Babys und Kleinkindes ja viel weiter in der Zukunft.
3. Welcher Übergang war schwerer? Von 0-1, 1-2 …?
Von 1 auf 2! Definitiv für mich die schwerste Zeit als Mama war das erste Jahr mit 2 Kindern! Plötzlich die Bedürfnisse von 2 Kindern erfüllen und dabei immer beiden gerecht werden zu wollen, hat mich sehr ausgebrannt. Erst die Annahme, dass allen gleichermaßen gerecht zu werden gar nicht machbar ist und die Erkenntnis meine eigenen Bedürfnisse mehr zu sehen und zu erfüllen hat mich aus dieser Erschöpfung rausgeholt und da war ich auch erst so richtig angekommen in der Rolle der „Zweifachmama“.
4. Wie wichtig ist dir Harmonie zwischen den Geschwistern? Tust du etwas bewusst dafür?
Zu wichtig würde ich sagen. Ich weiß in der Theorie das Geschwisterstreit völlig normal ist und dazu gehört. Ich bin selbst mit 4 jüngeren Geschwistern aufgewachsen und vor allem mein 4 Jahre jüngerer Bruder und ich haben uns auch ständig extrem gezofft. Bei meinen eigenen Kindern bin immer noch sehr oft in „Hört auf zu streiten“ obwohl ich eigentlich sagen will „Braucht ihr Hilfe?“. Ich tue nichts bewusst für die Harmonie, ich will mich eher darin üben die Konflikte die da sind besser anzunehmen und selbst ruhiger damit umzugehen.
5. Wie würdest du eure Anfangszeit mit Geschwisterchen beschreiben?
Die Anfangszeit lief bei uns wirklich relativ harmonisch bis schon fast romantisch. Unsere älteren Kindern waren immer direkt total verliebt in ihr Geschwisterchen und haben es von Anfang an liebevoll behandelt und mit umsorgen wollen. Was nicht heißen soll, dass es leicht war und so blieb. Ich hab mir ehrlich gesagt ein Bein ausgerissen allen gleich viel Liebe und Aufmerksamkeit zu geben und oft das Gefühl gehabt das eben nicht zu schaffen.
Die Geschwisterkonflikte und Eifersucht begannen bei uns eher erst nach dem 1. Geburtstag der Kleinen. Also mit deren Mobilität und zunehmender Autonomie.
6. Was lief mit mehreren Kindern anfangs leichter und was schwerer, als du erwartet hättest?
Leichter, dass die Älteren anfangs gar nicht eifersüchtig waren und das Geschwisterchen so gut angenommen haben.
Schwerer, wie schwer es ist 2, bzw. später 3 Kindern gerecht zu werden. Alleine ihnen genug Körperkontakt durch kuscheln zu geben, z.B. wenn das Baby stillt und das andere Kind auch in den Arm will. Oder das Baby stillt und das ältere Kind will etwas zu essen... Dieses Zerreißen dazwischen, wenn alle Kinder gleichzeitig dringende Bedürfnisse haben, ist nach wie vor schwerer als erwartet für mich.
7. Welchen Tipp würdest du Eltern mitgeben, die bald ihr zweites Kind bekommen?
Puh, ich würde sagen: Lasst es auf Euch zukommen. Ihr wisst vorher nicht wie es wird, also macht euch deshalb auch nicht vorher verrückt. Informiert Euch auf wissenschaftlicher Ebene über Geschwisterthemen, so wie ihr euch auch auf das Stillen vorbereitet (z.B. mit den Büchern von Nicola Schmidt). Aber wie es letzten Endes wird, ob sie sich gleich lieben oder da ganz viel Eifersucht ist, das kann euch vorher niemand sagen und diese Annahme kann ungemein helfen finde ich. Was habe ich mich verrückt gemacht alleine nur darüber wie wir dann im Familienbett schlafen werden. Und es kam einfach wie es kam und hat wunderbar geklappt und alle Ängste waren im Nachhinein umsonst. Und 2 Fakten die mir immer wieder helfen wenn es sehr konfliktreich ist: Geschwister streiten im Durchschnitt bis zu 6 Mal pro Stunde (laut Studienlage) und: Geschwister müssen sich nicht lieben.