Doppelgänger
Ein unvertonter Songtext, der an das KI-Thema anschließt.
Vor ein paar Monaten machte mich meine Frau Valerie auf eine obskure Verschwörungstheorie aufmerksam, die mich wegen ihres dystopisch-düsteren Ansatzes sofort faszinierte:
Die Idee ist, dass wir durch unseren permanenten Kontakt mit dem Überwachungsapparat eine künstliche Intelligenz füttern, die ein Profil unserer Identität erstellt und daraus einen digitalen Doppelgänger erstellt. Dieser Doppelgänger wird uns nach und nach immer ähnlicher, bis er schließlich so weit ist, dass sich mit uns vernetzen kann und anfängt, uns aus der Matrix heraus zu steuern.
Das ist jetzt sehr kurz zusammengefasst und klingt ziemlich abenteuerlich. Aber als alter Science-Fiction-Fan hat mich diese Vorstellung trotzdem sofort angesprochen. Ich halte es nicht unbedingt für sinnvoll, daraus einen Glaubenssatz abzuleiten … selbst, wenn derartige Pläne existieren und etwaig dunkle Mächte daran arbeiten sollten, diese in die Tat umzusetzen, würde ich dennoch nicht zu ihrem Gelingen beitragen wollen, indem ich derartige Befürchtungen kultiviere, um so schlimmstenfalls ungewollt zu ihrer Manifestation beizutragen. Aus diesem Grund habe ich meinem Text am Ende auch eine positive Auflösung verpasst: Letztlich löse ich den Doppelgänger in mir selbst auf und integriere ihn in meine reale Existenz.
Ich halte diesen Ansatz in mehrer Hinsicht für wünschenswert. Wir sollten nicht vergessen, dass wir eben nicht nur Empfänger, sondern jederzeit auch Sender sind.
Und hier der Text, der gerne geteilt oder auch vertont werden darf:
Doppelgänger
Das bin nicht ich, das ist der Doppelgänger
Ich bin das nicht, es ist mein Doppelgänger
Ich bin nicht da, sondern der Doppelgänger
Der Avatar, er ist mein Doppelgänger
Er steht schon lang nur auf Empfang
Hat all mein Sein assimiliert
Seit langer Zeit steht er bereit
Hat mich von Grund auf imitiert
In seiner digitalen Welt
Hat er mein Abbild hergestellt
Hat all mein Gut und all mein Geld
Ich bin der Schurke, er der Held
Der Avatar, er ist mein Doppelgänger
Ich bin nicht da, sondern der Doppelgänger
Ich bin das nicht, es ist mein Doppelgänger
Das bin nicht ich, das ist der Doppelgänger
Er weiß genau, wie meine Frau
Und meine Kinder zu mir stehen
Er hat die Kraft, hat es geschafft
an meiner Stelle hier zu stehen
In seinem digitalen Sein
War er am Anfang noch allein
Jetzt ist er groß und ich bin klein
Er ist real und ich bin Schein
Ich löse mich auf in meinem Doppelgänger
Ich gehe drauf für meinen Doppelgänger
An meiner statt lebt jetzt der Doppelgänger
Wer alles hat, das ist der Doppelgänger
In dieser digitalen Zeit
Ist er so nah, ich bin so weit
Er ist das Fleisch, ich bin der Geist
Der wie mein Doppelgänger heißt
Doch ich bin längst dafür bereit
Dass sich der Mensch in mir befreit
In meiner eigenen Wirklichkeit
Bin ich schon gegen ihn gefeit
Und er wird sehen: Ich bin sein Doppelgänger
Lass ihn nicht gehen und bleibe Doppelgänger
Und Stück für Stück hole ich als Doppelgänger
Alles zurück von meinem Doppelgänger
Ich integriere meinen Doppelgänger
Und ich verliere meinen Doppelgänger
Dann, ganz auf einmal, ist er dort nicht länger
Das Original ist auch der Doppelgänger