Der 10. Januar in der Geschichte:
Die Würfel sind gefallen und Napoléon ist geschieden
49 v. Chr. – Gaius Iulius Caesar, der schon seit ein paar Tagen am Rubikon lagert, weil er meint, dass er der Größte und Tollste ist, aber denkt, dass ihm der Senat nicht genügend Anerkennung zollt, überschreitet den Fluss und sagt: »Die Würfel sind gefallen!«, weil er nie um einen flotten Spruch verlegen war. Er nimmt damit einen Krieg gegen den Senat und quasi sein eigenes Land in Kauf und setzt damit Geschehnisse in Gang, die, wenn man so will, heute noch nachklingen.
9 – Wang Mang, der zuvor bereits die Regierungsgeschäfte von mehreren Kindkaisern in China übernommen hatte und nun seit einiger Zeit regierender Kaiser ist, sagt endlich: »Leute, wat soll der Scheiß? Ich bin jetzt einfach richtiger Kaiser und gut ist.« Er gründet damit die Xin-Dynastie.
236 – Fabianus wird zum Bischof von Rom, also quasi zum Papst, gewählt, weil sich kurz zuvor eine Taube auf seinen Kopf gesetzt hatte und alle anwesenden Wähler meinten: »Das muss ja irgendwie ein Zeichen sein!«
Der eine Typ, der meinte, dass es ein Zeichen für zu viele Tauben in der Stadt war, wurde aber nicht gehört.
1810 – Napoléon lässt sich von seiner Frau Joséphine scheiden, weil es so aussieht, als würde ihm die mittlerweile 47-jährige keine Kinder mehr schenken. Glücklicherweise hatte Napoléon ein paar Jahre zuvor ein neues Zivilgesetzbuch herausgebracht, welches so etwas erlaubt.
1863 – Die erste U-Bahn der Welt wird eröffnet. Die Metropolitan Railway in London verkehrt zwischen Farringdon und Paddington, hat aber nicht mit sprechenden Bären im Bahnhof zu kämpfen.
1917 – William Frederick Cody stirbt in Denver, Colorado. Der ehemalige Scout der Armee, Zugführer, Pony-Express-Reiter und Kutscher tat sich besonders als Bisonjäger hervor, der ihm den Namen einbrachte, der ihn weltweit bekannt machen sollte: Buffalo Bill. Nachdem ein Journalist Theaterstücke und Groschenhefte über ihn veröffentlicht hatte, die alle schamlos übertrieben waren und so manches Klischee über den Wilden Westen erst in Umlauf brachten, gründete er »Buffalo Bill’s Wild West Show«, mit der er um die Welt zog und u.a. auch in Deutschland Station machte. Weil er sich gegen Ende seines Lebens für die Indianerrechte stark gemacht hatte, gibt es von diesen nach seinem Tod auch einen emotionalen Nachruf, in dem zumindest nicht darauf eingangen wird, wie er auch an Massakern an Indianern teilgenommen hat. Die Legende ist halt praktischer und einfacher.
1919 – Weil man bei der Vermessung nicht ganz aufgepasst hatte, entsteht auf dem Gebiet der preußischen Provinz Hessen-Nassau nach dem Ersten Weltkrieg ein Gebiet, welches zwar faktisch zum deutschen Staat gehört, aber durch die besetzten Gebiete der Franzosen und Amerikaner vom Rest des Landes abgeschnitten ist. Der Umstand wird erst 1923 behoben. Solange bezeichnet sich die »Mikronation« als »Freistaat Flaschenhals«.
1927 – In Berlin hat der Spielfilm »Metropolis« von Fritz Lang Premiere. Der bis dahin teuerste Film der deutschen Filmgeschichte wird in finanzieller Hinsicht allerdings ein Flop und bringt die ohnehin defizitär arbeitende UFA in noch größere Schwierigkeiten. Die Firma muss im März fast den Bankrott anmelden, wird aber von einem deutsch-nationalen Politiker gekauft, weswegen es dann später mit der Nazi-Propaganda auch wunderbar klappt. Ein Film, der also die Entmenschlichung der Arbeiter durch kapitalistische Arbeitgeber im Sinne der Marxisten zeigt, ist indirekt für die Nazis mitverantwortlich.
1929 – In der katholischen Tageszeitung »Le Vingtième Siècle« bzw. deren Jugendbeilage »Le Petit Vingtième« erscheinen die ersten Geschichten von Tim und Struppi. »Tim im Lande der Sowjets« wird eine wöchentliche Fortsetzungsgeschichte und ist im Grunde antikommunistische Propaganda, die Zeichner Hergé später selbst als »Jugendsünde« bezeichnet, von der er nichts mehr wissen will. Stattdessen hat er dann mit »Tim im Kongo« einen neuen Anfang, in dem Schwarze als Deppen dargestellt werden.
1945 – Gunther Gerhard Liebchen wird geboren. Nach seiner ersten Frau nennt er sich aber später Gunther von Hagens und stellt plastinierte Körper in seiner Ausstellung »Körperwelten« aus. Im Grunde macht er erstmals echte Körper nachhaltig beobachtbar, sodass man als Zuschauer zum Teil wirklich sagen muss: »Igitt.«
1945 – Roderick David Stewart, kurz Rod Stewart, wird in London geboren. Der spätere Rocksänger fragt irgendwann »Do Ya Think I’m Sexy?« und es ist nicht ganz klar, wann der Zeitpunkt erreicht ist, an dem man antworten muss: »Dude, not really.«
1972 – Nachdem es seit 1970 zu einer erheblichen Unterdrückung durch Westpakistan gekommen war, in der Massenvergewaltigungen und -tötungen an der Tagesordnung waren, sagt man in Ostpakistan, dass das schon irgendwie blöd ist und man die Nase voll hat. Mujibur Rahman gibt vor großem Publikum bekannt, dass die beiden Landesteile, die quasi ohnehin durch die gesamte Breite Indiens separiert waren, jetzt jeweils ihr eigenes Ding machen und er den Ministerpräsidenten gibt. Das neue Land nennt sich dann auch gleich um, denn Ostpakistan ist als Name irgendwie nicht der Brüller. Der neue Name: Bangladesch.
2003 – Nordkorea: »Wir steigen aus dem Atomwaffensperrvertrag aus.«
Alle anderen: »Wollt ihr etwa Atomwaffen bauen?«
Nordkorea: »Äh, hm ...«