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Fünf Dosen Inspiration für deinen Wochenbeginn

Mein Membership-Newsletter "Blaupause" hilft dir, dich unabhängig zu machen, indem du erfolgreich Mitgliedschaften anbietest. Diese Woche: Inspiration.

Hallo,

oh, eine E-Mail von Blaupause-Leser Daniel!

"Es war cool, dass du in dieser und der letzten Woche gleich mit konstruktiver Stimmung oder einer historischen Stimmung gestartet bist. Die Wochen davor ging es ja oft mit "es ist ja als Creator*in alles nicht so einfach oder gar schlecht, aber" los. Eigentlich möchte ich daran am Montagmorgen gar nicht so gerne erinnert werden. Gerade wenn die Woche davor nicht so cool war. Zumindest nicht so prominent am Anfang. Im Nachhinein hatte das immer ein bisschen den frischen Mood am Montagmorgen ausgebremst (klingt jetzt sehr nach GenZ, aber ich dachte ich faxe es mal rüber)."

Puh, erwischt. Es ist so wichtig, mit guter Laune ans Werk zu gehen. Unsicherheit, Kritik und Zweifel haben zu viel Platz im Leben. Dabei sind sie zu nichts zu gebrauchen.

À propos zu nichts zu gebrauchen: Gerade werden ja viele „offene Briefe“ geschrieben, und das hat mich an einen Gedanken (Opens in a new window) des Journalisten und Produktmanagers David Cohn (Opens in a new window) erinnert. Der Text ist von 2014, eher kurz und das Gegenteil von einem Manifest. David argumentiert darin, dass ein Unternehmen zu starten auch nur eine andere Form der Kulturkritik ist: If you want to work on a new project or product ask yourself why. Is it because you can? Because you want to make money? Or because you have something to say and the best way to articulate it is by showing how things can work. Statt offener Briefe und übellauniger Kritik am Zustand des Internets, sagt er, kann man's auch einfach besser machen. 

https://twitter.com/Digidave/status/515502978804244480 (Opens in a new window)

Als Journalist und gleichzeitig Unternehmer habe ich immer mal wieder Identitätsprobleme. Bin ich eigentlich noch Journalist? Sollte ich wirklich einen Newsletter schreiben, statt mich um die Zahlen zu kümmern? Solche Sachen. Da du diesen Newsletter liest, vermute ich, dass es dir ähnlich geht. Wolltest du schnell reich werden, würdest du etwas anderes machen. Wahrscheinlicher: Du willst dich ausdrücken, der Welt etwas mitteilen, sie etwas besser machen. Ein Unternehmen kann auch ein Format des Selbstausdrucks sein. Bei mir ist es so. 

In dieser Blaupause stelle ich dir fünf Beispiele für Projekte und Unternehmen als self expression vor.

Der Siebte Tag von Nils Minkmar

Nils Minkmar kennt mich noch als Studenten am Bodensee:

https://twitter.com/sebastianesser/status/1384050942568329216 (Opens in a new window)

Später vermittelte Nils mir ein Praktikum im damals wichtigsten Feuilleton der Republik, dem der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. In einer Karrierephase, in der sich andere Star-Journos auf's Rummaulen verlegen, wechselte er im vergangenen Jahr von Spiegel zur Süddeutschen Zeitung, veröffentlicht bald seinen ersten Roman (Opens in a new window) und seit gut einem Jahr einen eigenen Newsletter: Der Siebte Tag (Opens in a new window). Darin reflektiert er in stets optimistischen und menschenfreundlichen Ton seine Woche, erzählt von Begegnungen oder Gesprächen und empfiehlt Bücher oder Fernsehserien. Oft gibt es ein Rezept –  fast jeden Sonntag ein Huhn – und eine Beobachtung, die bei ihm intellektuelle Assoziationen auslöst. Kostprobe:  

Besagtes Praktikum im Feuilleton der FAS war prägend für mich, 2004 war das. Alle, die dort arbeiteten, waren spannend. Vom Chef Claudius Seidl, der sein Zeitungsbuch wie ein Jazzmusiker zusammenzukomponieren schien, über den bücherfressenden Volker Weidermann, heute Bestseller-Autor und Zeit-Kulturchef, Stefan Niggemeier, mit dem ich Jahre später kurz bei Krautreporter, dann durch Übermedien (Opens in a new window) bei Steady zusammenarbeitete, bis zu den Kolumnisten Peter Richter und Georg Diez (heute Chefredakteur des Thinktanks The New Institute (Opens in a new window) mit einer Reihe hervorragenden Newsletter (Opens in a new window)) und dem Filmkritiker Peter Körte, der mir drei Stunden vor Redaktionsschluss zutraute, meinen völlig verkorksten Text noch selbst zu retten, indem er mir einfach ein paar präzise Redigatur-Vorschläge machte. 

Johanna Adorjáns Instagram

Meine Anfangszurückhaltung war damals noch stärker ausgeprägt. So saßen meine Ko-Praktikantin/BFF Hannah und ich oft nur mit großen Ohren dabei. Einige der oben Erwähnten werden sich kaum an mich erinnern. Sicher auch Johanna Adorján nicht, die einzige Frau in der Redaktion, irgendwie zuständig für Popkultur, aber eigentlich viel mehr. Der Einstieg in diesem Text von mir über die Pixies (Opens in a new window) stammt von ihr, irgendwann hatte sie Geduld mit meinen eigenen Versuchen verloren.

Es gibt wenige mir bekannte deutsche Autorinnen, die so gut schreiben. Lässig, lustig, irgendwie amerikanisch. Heute arbeitet sie für die Süddeutsche und schreibt Bücher. Ich mag am liebsten ihren Instagram-Account. Dort sammelt sie unter anderem alte Bilder zum Thema "In manche Fotos dichtet die heutige Sehgewohnheit auf den ersten Blick ein Handy hinein." Ich persönlich bräuchte die SZ-Texte gar nicht unbedingt, mir reichen solche Adorján-Teaser bei Insta: 

"Das sind Claude Monet und seine Frau 1908 bei ihrem ersten (und einzigen) Venedig-Besuch, und ich frage mich, was eigentlich aus solchen Frauen geworden ist. Elegant aber eindeutig so alt wie der dazugehörige männliche Lebenspartner. Gibt es nicht mehr, während Monet, damals 67, heute, so wie er da aussieht, direkt in Berlin-Mitte eine weitere High End Coffee Bar aufmachen könnte"

https://www.instagram.com/johannaadorjan/ (Opens in a new window)

Plausible Analytics

Mein herzliches Beileid an alle, die Google Analytics benutzen müssen. Dieses Monster kann wahrscheinlich alles, aber man versteht  immer weniger, je länger man es zu zähmen versucht. Ich bin vielleicht blöd, aber so blöd kann man nicht sein. Noch dazu wissen wir alle, dass es rechtlich fragwürdig und ethisch nicht okay ist, Nutzer:innen derart zu vermessen und verfolgen. Wie ich gelernt habe, ist die Datenqualität auch eher so mittel, jedenfalls für Nutzer:innen mit kleinem Publikum. Da wird nur manches gemessen und viel gerundet. 

Eine Offenbarung war darum die Entdeckung von Plausible (Opens in a new window), einer Google Analytics-Alternative aus Europa. Die ist so GDPR-kompatibel, dass man für das Tool noch nicht mal einen Cookie-Consent braucht, denn Cookies gibt es nicht, und personenbezogene Daten erhebt Plausible gar nicht. Vor allem ist das Ding sehr einfach zu verstehen und kostet nur 6 Euro im Monat. 

Der inspirierende Teil kommt aber noch: Das Tool, das Google Analytics herausfordert, ist ein Zwei-Personen-Unternehmen. Der estnische Software-Entwickler Uku Täht legte allein los, nach etwa anderthalb Jahren kam der Däne Marco Saric als Mitgründer für das Marketing dazu. Investoren gibt's keine. Seitdem sieht das Wachstum so aus:

So beschreibt Marco die Wachstumsstrategie für das nächste Ziel, 1 Million Dollar Jahresumsatz (bzw. ARR (Opens in a new window)): The best answer I have for how and when we will reach $1M ARR is simply giving it time and being patient. We will get there naturally and organically by taking it one day at a time and by de-Googling one website at a time.

Klar, Bootstrapping (Gründen ohne Investment) ist schwer. (Wem sage ich das? Weißt du wahrscheinlich.) Erst Ende 2020 begannen die beiden Gründer, sich ein Gehalt zu zahlen. Aber wenn man es einmal geschafft hat, ohne Finanzierung einen stabilen monatlichen Umsatz zu generieren, ist Wachstum kein Selbstzweck mehr. Ab dann folgt vollständige unternehmerische Unabhängigkeit. Gerade für Medien sollte das das ultimative Ziel sein.

Sonne und Stahl von Andreas Sator

Ein Newsletter, plus Podcast, plus Community, das ist ein modernes Medienunternehmen, habe ich letzte Woche argumentiert. Erst hinterher fiel mir, dass Andreas Sator genau das gerade aufgesetzt hat. Der österreichische Journalist und Podcaster hat gerade erst "Sonne und Stahl (Opens in a new window)" gestartet, einen Podcast zum Thema "Weltretten ohne Illusionen". Dazu gibt's einen Newsletter, Engagement über Instagram und viele Umfragen.  

Ich finde es inspirierend, wie das ganze Projekt von vorne bis hinten stringent durchplant und auf Jahre hinaus denkt. Es wird mehrere Staffeln zu unterschiedlichen Themen geben und irgendwann ein Buch. Finanziert ist Sonne und Stahl über Mitgliedschaften und Anzeigen. Ich hoffe, dass sich viele Journalist:innen und Creators dies. Projekt anschauen und es kopieren. Hier geht’s zum Newsletter (Opens in a new window), hier die fünfminütige erste Podcast-Ausgabe:

https://open.spotify.com/episode/5yHrc84VrwzOdRSJKbl3Ss?si=ADeA3xNnT-SUusRDA9mH4Q (Opens in a new window)

Die Creator-Agentur Workweek

In diesem Podcast über Newsletter (Opens in a new window) (Danke für den Tipp, Lennart!) bin ich auf eine neue Firma namens Workweek aus Austin, Texas gestoßen. Der Slogan könnte von mir sein: People follow people, not institutions. Eine Handvoll erfahrener Expert:innen hilft einer Gruppe ausgesuchter Creators, ihre Newsletter, Podcasts und anderen Content zu produzierten, verbreiten und vermarkten. Es entsteht ein Netzwerk von Creators, die sich gegenseitig unterstützen, indem sie sich empfehlen – eine Art Reichweitenkartell wie Funk (Opens in a new window).

Ich stelle mir das Ganze wie eine Plattenfirma vor für solche modernen Medien wie das Projekt von Andreas Sator. Agenten entdecken Talente und bringen sie groß raus. Es gibt Studios, Produzent:innen und vor allem ein professionelles Marketing – also all die Dinge, bei der Leute wie du und ich jede Hilfe gebrauchen können. 

Spannend fand ich vor allem die Creator-KPIs (Key Performance Indicators,  Schlüsselkennzahlen), über die Workweek-Gründerin Becca Sherman spricht. Sie denkt in Paypack Cycles: Wie lang dauert es, bis ein Creator das Invesment von Workweek wieder zurückverdient hat? Bei der Erfolgsprognose sind drei Werte entscheidend: 

  • Engagement: Das Verhältnis Unique Opens zu Total Opens (mehrfaches Öffnen eines Newsletters spricht für die Qualität)

  • Wachstum: Wie viele Subscriber kommen aus organischen versus bezahlten Kanälen (organisches Wachstum ist ein Qualitätsmerkmal)

  • Werbung: Durchschnittlicher Monatsumsatz per Subscriber (Was Werbekunden der Kontakt mit eine:r Leser:in dieses Newsletters wert ist)

Gibt es sowas auf bei uns? Und kann ich mich anmelden? Ich halte dich auf dem Laufenden. 

Und jetzt fängt die Woche an, hoffentlich mit guter Laune und neuen Ideen!

Bis nächsten Montag,    
👋 Sebastian

PS: Herzlich willkommen den neuen Blaupause-Mitgliedern (Opens in a new window) Raul, Ute, Claudia und Daniel! Das Think-In um 5 hat jetzt ein neues Format – mehr im Mitgliederteil weiter unten.

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🌊 Wie oben angedeutet: Studiert habe ich in Konstanz am Bodensee. Dort befindet sich gerade eine neue Lokalzeitung in den Startlöchern, Karla (Opens in a new window). Mehr als 30.000 Euro sind schon beim Gründungs-Crowdfunding zusammengekommen. Hier kann man es unterstützen (Opens in a new window). Viel Erfolg!

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