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Du hast keine Ahnung, was auf dich zukommt!

Montagmorgen. Du liest die Blaupause, den Newsletter, mit dem du Communitys besser verstehst und erfolgreich Mitgliedschaften anbietest. Diese Woche: Was die Gründer:innen von Andererseits in ihren ersten Monaten gelernt haben.

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Hallo!

Ich würde heute gern jemanden vorstellen: Clara Porak.

Clara hat gemeinsam mit Lukas Burnar ein „Magazin für Behinderung und Gesellschaft“ gegründet, Andererseits (Opens in a new window), an dem Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen arbeiten. Seit knapp einem Jahr gibt es das Unternehmen und entwickelt sich, finde ich, sehr gut. Es gibt bereits 826 Abonnent:innen, das Ziel sind 1.500 noch in diesem Jahr.

Clara hat sich bereit erklärt aufzuschreiben, was das Andererseits-Team in den ersten Monaten über ihr Geschäft gelernt haben. Vielen Dank für die Offenheit.

Macht Fehler!

von Clara Porak

Andererseits ist ein Magazin für Behinderung und Gesellschaft, bei dem Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenarbeiten – gleichberechtigt, kritisch und fair bezahlt. Seit September 2022 gibt es das Projekt als Medienunternehmen. Wir sind mit einem Community-Modell an den Start gegangen und haben nun ein erfolgreiches erstes Jahr hinter uns: Wir haben den Film „Das Spenden Problem (Opens in a new window)“ veröffentlicht, über 50.000 Menschen haben ihn gesehen und er hat mehrere Preise gewonnen. Wir haben gezeigt, wie wichtig der Journalismus ist, den wir machen. Am wichtigsten aber: Wir haben über 800 Unterstützer*innen. Die Community ist damit unser wichtigstes Standbein.

Prinzipiell hatten wir drei Kampagnen, die immer einen Spike gemacht haben, dazwischen langsames, aber konstantes Wachstum. 

Ich bin eigentlich Journalistin und habe gemeinsam mit Lukas Burnar eine GmbH gegründet und die Geschäftsführung übernommen. Wie man ein Medium gründet? Ich hatte keine Ahnung. Ich wollte, dass es andererseits gibt. Also habe ich so viel gelernt, wie irgendwie geht. Vor allem, indem ich Fehler gemacht habe.

Meine wichtigsten Lektionen: 

1. Nicht alles, das funktioniert, zahlt sich auch aus. 

Als wir andererseits gegründet haben, dachten wir: Es braucht Standbeine neben Abos und Unterstützungen. Unser Ziel ist ein stabiles Medienunternehmen, in dem Journalismus von und für die Community im Zentrum steht.

Eine Idee, das zu gewährleisten, war, mit Unternehmen in Form von Sponsoring bei Events zusammenzuarbeiten. In der Umsetzung hat das zwar funktioniert, war aber aufwendiger, also teurer als gedacht. Geld in den Journalismus hat das kaum gebracht – auch wenn es funktioniert. Deshalb haben wir unsere Strategie geändert und setzen Veranstaltungen in anderer Form um. Ähnlich ging es uns beim Verkauf von Merch: Der hat funktioniert, aber viel Arbeit gemacht und nicht allzu viel Geld gebracht. Wir haben wieder aufgehört.

Was nicht Journalismus ist, muss dem Journalismus helfen. Und wenn es das nicht tut, lassen wir es. Auch wenn es schön ist. 

Die Regel ist: andererseits ist ein Medium. Was nicht Journalismus ist, muss dem Journalismus helfen. Und wenn es das nicht tut, lassen wir es. Auch wenn es schön ist. 

2. Es ist nicht so wichtig, wer deine User sind, sondern wichtiger, was sie von dir brauchen. 

Ein Teil meiner Aufgaben bei andererseits ist die Formatentwicklung. Als ich begonnen habe, über Nutzer*innen und ihre Wünsche nachzudenken, habe ich mich gefragt: Wo leben sie? Welchen Beruf haben sie? Wie alt sind sie? Wollen sie Videos sehen oder Texte lesen? 

Das ist für ein Medium wie andererseits der völlig falsche Zugang: In Gesprächen mit unterschiedlichen Nutzer*innen wurde klar: Ob sechzehn und in der Großstadt oder 59 und aus einem 300-Einwohner*innen-Dorf: Menschen kommen nicht zu andererseits, weil sie Magazin-Texte lesen oder Videos sehen wollen. Sie kommen, weil sie sich eine Perspektive wünschen, die ihnen in den Medien fehlt: die von Menschen mit Behinderungen. Sie werden also Videos ansehen, solange sie darin neue Perspektiven bekommen. Sie werden Texte lesen, wenn sie eine neue Sichtweise eröffnen und sie werden – zumindest wenn es sehr gut läuft – Abos abschließen, wenn sie dadurch noch besseren Zugang zu der Perspektive bekommen. 

Zu verstehen, dass es um Bedürfnisse geht und welche Bedürfnisse das sind, hat mir geholfen, besser über die journalistischen Produkte, die wir anbieten, nachzudenken und Journalismus zu machen, den die Menschen wirklich brauchen. 

3. Du hast keine Ahnung, was auf dich zukommt. 

Viele Menschen haben mir gesagt: Du gründest ein Medium. Das wird wild. Ich habe dann meistens genickt und mir gedacht: Die haben Unrecht. Ich komme schon klar. 

Das war absoluter Blödsinn. Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommt. Es ist viel, viel schwieriger, als ich dachte, ein Medium mit aufzubauen. Es braucht Geduld und Durchhaltevermögen. Es gibt jede Woche, jeden Tag, Erfolge und Misserfolge. Meine Arbeit setzt mich, wenn ich nicht aufpasse, ständig unter Adrenalin. Und vor allem wird sie schwerer, je erfolgreicher und größer das Projekt ist.

Die andererseits-Redaktion. Alle Fotos: Stefan Fürtbauer (Opens in a new window)

Ich habe gemerkt, dass ich deshalb Unterstützung brauche: Die Menschen in unserem Team, für die ich arbeite und die kritisch darauf schauen, was ich mache. Menschen, die Dinge besser können als ich und mir erklären, was wir machen sollten. Menschen, die man weinend anrufen kann und die dann etwas Kluges sagen. Sie erinnern mich daran, dass diese Zeit dazu da ist, Fehler zu machen.

Gerade darum geht es ja.

Noch ein Hinweis:

Vor ziemlich genau zwei Jahren kamen bei der Flut im Ahrtal 134 Menschen ums Leben. Zwölf von ihnen lebten in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen in Sinzig. Sie ertranken. Wer übernimmt die Verantwortung für ihren Tod? Was braucht es, damit Menschen mit Behinderungen bei zukünftigen durch die Klimakrise verursachten Naturkatastrophen sicher sind? Das ist bis heute ungeklärt.

Andererseits hat über dieses Thema eine beeindruckende, halbstündige Dokumentation produziert. Ich durfte den Film vorab sehen, aber ab morgen erscheint er auf der Andererseits-Webseite: „Rette sich, wer kann: Wie der Katastrophenschutz für Menschen mit Behinderungen versagt“. http://andererseits.org (Opens in a new window)

Bis nächste Woche!
👋 Sebastian

PS:

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Topic Startup

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