Episode #61
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11.01.2025: Erstes Himmelbild des Jahres.
Simile
Ich bin wie alle.
An manchen Tagen ist das eine kaum zu ertragende Wahrheit, verfärbt im Licht eines Ehrgeizes, von dem ich nicht weiß, ob er zu mir gehört oder in mir ausgesät wurde.
Wer will schon wie alle sein?
Die Medieninhalte meiner gesamten Lebenszeit beinhalten, dass ich eben nicht wie die anderen sein muss, dass ich sein kann, was immer ich will. Ich bin mit den Chancen einer Generation aufgewachsen, der immer nachgesagt wurde endlich alles erreichen zu können, ohne groß etwas dafür tun zu müssen. Aber wenn alle dieselben Chancen haben (abgesehen davon, dass das eine große Lüge ist), sei es das Wichtigste, sich abzuheben, besser zu sein, größer, schillernder, schlauer (Millennial Handbuch, Seite 1). Ich schaue mich um, ich schaue in den Spiegel und sehe Menschen, die daran scheitern, diesem Drahtseilakt aus Gesellschaftskonformität und strahlendem Auserwählten-Dasein gerecht zu werden.
Und statt Flügeln sind uns nur Ellenbogen gewachsen.
Und statt an Träume zu glauben und an die Hoffnung auf eine bessere Welt, vergleichen wir uns auf jeder Ebene unserer Existenz mit jemand anderem - als hätten wir nicht eine ganze Welt zu retten. Doch mehr zu sein, ganz gleich in welchem Kriterium, erfordert die ständige Bilanzierung jeglichen Lebens um uns herum, die dauerhafte Herabsetzung oder Idolisierung anderer und die Akzeptanz, des einzigen Satzes, der nach Wahrheit klingt: was immer wir sind, reicht nicht aus.
Wir sind auseinandergewachsen statt zusammen.
Und natürlich sind wir nicht gleich bis ins letzte Detail, aber das was uns unterscheidet und besonders macht, sind Winzigkeiten, an denen wir uns festbeißen und eine ganze Persönlichkeit ausrichten, in deren Aufgeblasenheit wir uns allein fühlen und verloren gehen.
Müssen wir aber nicht.
Wenn ich dich ansehe, muss ich nicht nach Unterschieden suchen, wenn ich auch Gemeinsamkeiten finden kann.
Wenn ich dich ansehe, muss ich kein Gegenüber sehen, wo ein Spiegelbild wartet.
Und wenn ich wählen kann, ob wie alle zu sein, die Verfehlung meiner unfreiwilligen Lebensmission ist oder das Ende einer tief verwurzelten Einsamkeit, weiß ich wofür ich mich entscheide.
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Let me dream (Opens in a new window) - Lena
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