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Nebenleben
Eigenartig, wie das Wissen über Dinge die Wahrnehmung eintrübt. Als wäre das eigene Gepäck nicht schon Bürde und Brille genug, die Sicht zu verstellen. Der See ist schön, klar sein Wasser, grün spiegeln sich die Bäume wider. Ein geradezu himmlischer Ort in seiner Schönheit und dem Frieden, den er ausstrahlt. Ausstrahlen könnte, wenn man nicht um seine Tiefen wüsste und sich in den Blick, der sich so sehr nach Ruhe sehnt, nicht Bilder schieben würden, die dem Ort verhaftet sind. Im Hier und Jetzt, nur in diesem Moment zu sein, nicht vor, nicht zurück denken, sich hingeben und die immer rotierende Maschinenfabrik im Kopf abschalten, nur blind sehen, das Wasser hören und eine Berührung spüren und sich wegtragen lassen. Hier, an diesem himmlischen Ort, ist jemand ins Wasser gegangen, dort, an diesem Ufer hat sich jemand erschossen.
Neben ihr fröstelt jemand seligen Lächelns ob der Schönheit, der sich Wochen später das Leben nehmen wird. Sie weiß es schon in dem Moment, während sie dasitzen und auf das Wasser schauen, froh und zufrieden wegen des Friedens des Ortes, des Wassers, des warmen innigen Gefühls zwischen ihnen.
Sie weiß es seit langem.
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