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#277: Buchpreis 2023 Shortlist

Die Shortlist des Deutschen Buchpreises ist raus, und wir haben Meinungen! Nach einem kurzen Newsflash rund um das Preisgeschehen starten wir mit Tonio Schachingers "Echtzeitalter", dem Anti-Bildungsroman rund um das imperiale Wien und "Age of Empires 2". Protagonist Till hat keinen Bock auf die Gesellschaft, in die er hineinsozialisert werden soll, während seine Freundin Feli das autoritäre System mit literarischen Ergüssen trollt (wie der Autor?). Wir setzen die Analysebrille auf.

Weiter geht's mit Sylvie Schenks "Maman", einem autofiktionalen Roman, dessen harmloser Titel im Gegensatz zum schlagkräftigen feministischen Inhalt steht. Wir finden Sätze wie Handgranaten und Systemkritik über Landes- und Klassengrenzen hinweg.

Dann betrachten wir Terézia Moras "Muna oder Die Hälfte des Lebens", ein Buch über eine toxische Beziehung. Die unzuverlässige Erzählerin verfolgt ihre Obsession namens Magnus, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Wir lesen zwischen den Zeilen.

Und dann verfallen wir dem Wahnsinn: Ulrike Sterblichs "Drifter" über zwei ungleiche Freunde, eine exzentrische Unternehmerin und ein Buch mit dem schönen Titel "Elektrokröte" pfeift auf biografische Beglaubigungen, Realismus und Midcult: Hier. Regiert. DIE KUNST!

Anne Rabes "Die Möglichkeit von Glück" erzählt eine deutsche Familiengeschichte zwischen Nazis, DDR und vereintem Deutschland. Mecklenburgerin Stine recherchiert ihre Herkunft und droht im Strom der Geschichte den Überblick und sich selbst zu verlieren.

Und last but not least blicken wir auf Necati Öziris "Vatermal". Arda rekapituliert die Migrationsgeschichte seiner Eltern und fragt sich, was den abwesenden Vater umtreibt - während er selbst in einem Krankenhaus gegen den Tod kämpft.