Die Eislauf-Gemeinde feiert ihre Stars bei den ISU Awards

Es war glamourös: Bei den ISU Skating Awards konnten sich die Sportler und Offiziellen fast wie Filmstars fühlen – angefangen vom Roten Teppich, wo jeder im Blitzlichtgewitter für Photos posieren konnte, bis hin zu den vergoldeten Statuen, die die Sieger bekamen. Fünf Jahre nach der Einführung sind die Awards nun dort angekommen, wo sie von Anfang an hin sollten.

Weltmeister Ilia Malinin hat bei den Ehrenpreisen abgesahnt und in der Kategorie „unterhaltsamstes Programm“ (für sein Kurzprogramm zu „Running“ des Rappers NF) sowie als „Läufer des Jahres“ gewonnen. Dazu erhielten seine Eltern Tatiana Malinina und Roman Skorniakov den Preis als „beste Trainer“. „Ich möchte mir selbst dafür danken, dass ich die ganze Saison so hart gearbeitet habe und auch meinen Eltern und Trainern, die mich immer pushen und ohne die ich nicht hier wäre“, sagte der 20-Jährige, der in einem ungewöhnlichen Outfit mit Kapuze erschienen war. Der „Vierfach-Gott“ ist nicht nur an Sprüngen, sondern auch an Mode interessiert und hat bereits Hoodies und Mützen auf den Markt gebracht. Malinin hat schon jetzt mehr ISU-Preise gesammelt als jeder andere, denn in den Vorjahren bekam er einen für eine besondere Leistung (seinen 4A) und einen als „wertvollster Sportler“.
Malinins Konkurrenten um das unterhaltsamste Programm waren Olivia Smart/Tim Dieck mit ihrer ikonischen „Dune“-Kür und Junhwan Cha mit seinem Tango. Am Beifall bei der Vorstellung der Nominierten war zu spüren, dass die Mehrheit des Publikums im Saal – und das waren Läufer, Trainer, Offizielle – Smart/Dieck den Preis gegönnt hätte.

Als Team des Jahres wurden die Eistanz-Weltmeister Madison Chock/Evan Bates geehrt. Diese Kategorie ersetzte den „wertvollsten Sportler“ und beruht auf einem Punktesystem, das die Ergebnisse der Saison berücksichtigt.

Malinina und Skorniakov setzten sich in der Entscheidung der Fachjury aus sechs ehemaligen Läufern wie Kurt Browning, Miki Ando und Kristi Yamaguchi, die aus jeweils drei Finalisten die Sieger kürte, gegen die Japanerin Mie Hamada und gegen Michael Huth durch. Außer ihrem Sohn betreuen Malinina und Skorniakov Sarah Everhardt, die als Newcomerin des Jahres im Rennen war.

Dieser Preis ging jedoch an die für Usbekistan startenden Paarläufer Ekaterina Geynish/Dmitri Chigirev, die in ihrer internationalen Debütsaison immerhin eine Silbermedaille im Grand Prix und Platz zehn bei der WM geholt hatten. Als Dritte war hier die Italienerin Anna Pezzetta nominiert. „Als wir aufgerufen wurden, rutschte mir das Herz in die Hose, vor allem, weil ich auf der Bühne was auf Englisch sagen musste“, sagte Chigirev.

Smart/Dieck kamen wenigstens beim „besten Kostüm“ zum Zuge. Eistänzerin Madison Chock hatte Smarts Kostüm zusammen mit der Läuferin designt, während der Kanadier Mathieu Caron Diecks Outfit gestaltete. „Das Kostüm hat richtig geglänzt und mit dem Programm und der Geschichte, die wir erzählten wollten, funktioniert“, sagte Smart. „Ich hatte eine Idee, aber ich konnte sie nicht zu Papier bringen. Maddie (Chock) hatte dieselbe Vision und wusste genau, was ich wollte. Sie konnte es aufzeichnen und hat mir geholfen, das Kostüm mit den Farben und Materialien zum Leben zu erwecken. Der Prozess war so locker, aber es kam ein echtes Meisterstück dabei heraus.“

Die ehemalige kanadische Eistänzerin Shae-Lynn Bourne gewann zum dritten Mal den Preis als „beste Choreographin“. Sie schuf viele außergewöhnliche Programme, darunter die von Malinin und Cha. „Es ist ein echtes Privileg für mich, mit so einer Bandbreite von Läufern zu arbeiten und zu tun, wofür ich jeden Tag so viel Leidenschaft empfinde – und das ist, mit den Läufern auf dem Eis zu sein und für und mit ihnen etwas zu erschaffen“, meinte die Weltmeisterin von 2003 per Videobotschaft. Mit ihr waren Vorjahressieger Benoît Richaud und Stéphane Lambiel im Finale. Über die Finalisten entschieden Fans und Medien, die über die Kandidaten aus einer von der ISU zusammengestellten Auswahlliste abstimmen durften.

Der Preis für das Lebenswerk ging an Scott Hamilton, den Olympiasieger von 1984 und viermaligen Weltmeister. Hamilton ist nach seiner Karriere als TV-Kommentator und als Gründer einer Stiftung für Krebspatienten bekannt geworden. Er selbst war vor einigen Jahren an Hodenkrebs erkrankt, wurde aber geheilt. „Es geht immer um die Gelegenheit“, sagte Hamilton. „Die Gelegenheit, Eis zu laufen und die Gelegenheit zu lernen, wie man wieder aufsteht. In der Sekunde, in der du lernst, dass dieser Sport uns beibringt, wieder aufzustehen, können wir allem ins Auge sehen, was das Leben uns entgegenwirft.“
In Boston hat die ISU ihre Skating Awards im Rahmen der WM vergeben, wie es ursprünglich 2020 vorgesehen war. Doch die WM wurde wegen der Pandemie abgesagt und die Awards fanden zweimal in einer online Version statt. Danach waren sie Bestandteil der Show Art on Ice in Zürich, wirkten dort jedoch nur als Beiwerk und gingen unter. Zu den jetzigen Awards beim Bankett war eine begrenzte Anzahl an Medien zugelassen, aber es gab für alle einen Live-Stream auf YouTube. Tara Lipinski, die Olympiasiegerin von 1998, und der extravagante Johnny Weir, WM-Dritter von 2008, führten durch das Programm. Außer ISU-Präsident Jae Youl Kim überreichten prominente Gäste wie Katarina Witt, die Modedesignerin Vera Wang oder Brian Boitano die Preise.
Ein wichtiger Schritt ist getan, jetzt kann die ISU darüber nachdenken, wie sie die Awards weiter entwickeln kann. Zum Beispiel könnte man die Gewinner in einer Kategorie für die nächste Saison von der Nominierung ausschließen. Die Medien könnten mehr eingebunden werden, indem das „Photo des Jahres“ gekürt wird. Es könnten Tickets für die Veranstaltung verkauft werden, damit sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wird.
Text: Tatjana Flade
Photos: International Skating Union; Tatjana Flade (Katarina Witt und Brian Boitano)