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Auch heute morgen bin ich, im Dienst der Sache, um sechs Uhr aufgestanden, um das Vaporetto um halb acht zu erwischen und mir um halb neun ("Was für eine Scheiße, Filme morgens um halb neun Uhr zu zeigen, ist unmoralisch", sagte eine Italienerin, die neben mir in der Schlange stand) einen Kannibalen-Film (Opens in a new window), einen dreistündigen Egotrip (Opens in a new window) oder einen Weltuntergang (Opens in a new window) anzusehen. Kurz: Das Beste am Filmfest ist die Überfahrt zum Lido, diese Bilder:

https://www.youtube.com/watch?v=KTFxWN0POiU (Opens in a new window)

kann kein Film toppen. Die wahren Fans schlafen natürlich vor dem roten Teppich

oder lauern ihren Stars an den Hintereingängen auf: 

Das einzig Sichere ist: Es wird wieder ein Film gewinnen, aus dem ich rausgegangen bin und/oder den ich grauenhaft fand. Der Kannibalenfilm hat deshalb gute Chancen. 

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Mein Favorit ist bislang "Argentina 1985" (Opens in a new window), ein Film, der wie der Titel verrät,  von der wahren Geschichte der Staatsanwälte Julio Strassera (Opens in a new window) und Luis Moreno Ocampo (Opens in a new window) inspiriert ist, die es 1985 wagten, die Verantwortlichen für die blutigste Phase der argentinischen Militärdiktatur zu ermitteln und strafrechtlich zu verfolgen (Opens in a new window). Der Film hätte genausogut in Italien spielen können, nur anstelle der desaparecidos (Opens in a new window) Mafiaopfer. Toller Film, der bei aller  Schwere auch Ironie hinkriegt. Unbedingt sehen!

Und plötzlich sind die internationalen Medien voll mit Portraits der Post(?)faschistin Giorgia Meloni (Opens in a new window) - die für die meisten deutschen Lesern wohl etwas wie Kai aus der Kiste ist. Für die Süddeutsche Zeitung ist Meloni nichts anderes als ein Furz (Opens in a new window), wobei der Artikel leider unterschlägt, dass die Linke (das Wort links geht mir in diesem Zusammenhang schwer über die Lippen, die Demokratische Partei (Opens in a new window) ist ungefähr so links wie die SPD unter Schröder) Giorgia Meloni jahrelang unterschätzt, ja sogar gefördert hat , weil man sie für gut und begabt hielt - aber unfähig, zu gewinnen und daher im Grunde harmlos. Sie sei zum Scheitern verurteilt, hieß es immer, weil sie zu rechts sei, zu instinktiv und aus dem Bauch heraus, unfähig, ihre Impulse zu mäßigen, und daher dazu verdammt, eine Minderheit zu bleiben: der ideale Feind. (Frauen werden ja gerne überschätzt, speziell, wenn sie blond sind. Das weiß auch Giorgia Meloni.) 

Der größte Unterstützer von Giorgia Meloni - die heute nichts Geringeres als Vorsitzende der Europapartei Europäische Konservative und Reformer ist - war also der Partito Democratico. Der jetzt davon träumt, dass Meloni die Wahlen gewinnt, und dann auf Druck der Internationalen Banken und Finanzfonds (der Spread (Opens in a new window)!) zurücktreten muss - und Draghi (und damit der PD-Partei, die in den letzten Jahrzehnten jede Wahl verlor - und es danach wieder in fast jede Regierung schaffte) wieder den Platz freimacht. Denn ernsthaft gewinnen will der Partito Democratico die Wahlen offenbar nicht, angesichts der Energiekrise und der miserablen Wirtschaftsaussichten.  

Und natürlich recherchiere auch ich ein Portrait von Meloni ... Dazu demnächst  mehr. 

Heute ist hier Regata Storica (Opens in a new window), wobei für uns der wichtigste Punkt ist, dass heute endlich mal keine Gondelserenaden unter unserem Fenster vorbeiziehen! 

In diesem Sinne grüßt Sie herzlich aus Venedig, Ihre Petra Reski

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