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Das Haar in der Celtics-Suppe

Das IST ist ein Erfolg. Jetzt schon. Klare Nummer, dabei stehen zwei Viertelfinals, zwei Halbfinals und das Finale in Las Vegas ja sogar noch aus. Schon das erste Viertelfinale hat es unter Dach und Fach gebracht. Tyrese Haliburton spielte zum ersten Mal in seinem Leben um mehr als nur ein bisschen Ehre und vor Zuschauern auf TNT und stellte direkt mit einem Triple-Double für alle Welt unter Beweis, warum wir Nerds ihn seit einiger Zeit hypen. Für Spieler wie ihn wurde dieses Turnier entworfen. Nun, und für die Lakers, die, wenn wenigstens ein sinistrer Traum von Adam Silver wahr wird, kommende Nacht ihr Ticket für Vegas eintüten werden.

Wir müssen - natürlich! - aber erst einmal über Aaron Nesmith sprechen.

Nesmith wurde 2020 an Position 14 von den Celtics gedraftet, zeigte in Boston teilweise gute Ansätze, erhielt aber nie eine feste Rolle und wurde vor der vergangenen Saison im Zuge des Malcolm Brogdon-Trades nach Indiana geschickt. Dort startete er 22/23 direkt in 60 Spielen und entwickelte sich zum einzigen designierten Flügelverteidiger des Teams, der vorne in erster Linie auf Offensiv-Rebounds, freie Dreier und den einen oder anderen athletischen Drive beschränkt war, womit er sich - zumindest in meinem Kopf, bei basketball-reference steht es komischerweise nicht - den Spitznamen “Crash” verdiente. In der laufenden Saison erfüllt er eine vergleichbare Rolle, auch wenn er derzeit von der Bank kommt, seine Minuten sind nahezu identisch. Im vierten Viertel des Spiels gegen die Celtics war er beispielsweise über weite Strecken der Verteidiger von Jayson Tatum.

Mir blieben allerdings vor allem diese beiden Szenen in der Offense in Erinnerung:

https://youtu.be/NIWwMY83Gac (Opens in a new window)

Es handelt sich dabei um den gleichen Angriff. Zunächst wird Nesmith beim Drive von Jaylen Brown geblockt, der folgende Einwurf führt aber direkt zum nächsten Rim Attempt und diesmal zu 2 Punkten. Es gibt kein Zögern oder dergleichen, es ist klar, dass Abschlüsse am Korb auch nach einem Block noch ziemlich wertvoll sind. Nur echt mit der allseits beliebten “too small”-Geste im Anschluss.

Das hier sind, zum Vergleich, ein paar Abschlüsse von Tatum im selben Viertel:

https://youtu.be/ejXYzueT1eI (Opens in a new window)

Zu Beginn des Durchgangs wird Tatum von Nesmith geblockt - und nimmt danach über rund sieben Minuten nur noch Sprungwürfe. Nicht, dass diese alle schlecht wären oder verwerflich, Tatum ist ja durchaus ein ziemlich fähiger Werfer … aber manchmal würde es den Celtics und gerade ihm gut tun, sich mehr an Nesmith zu orientieren, so komisch das klingt.

Die Celtics sind ein exzellentes Team, das bisher beste in dieser Saison, daran ändert auch die vermeidbare Niederlage gegen die Pacers nichts. Sie haben aber auch nach wie vor die Fähigkeit, sich selbst und andere zu frustrieren, den Faden zu verlieren, gerade in der Offensive. Decision-Making bleibt eine Schwachstelle, was sie mit zehn Ballverlusten in der zweiten Hälfte gegen die Pacers zeigten, aber eben auch mal wieder mit der Wurfauswahl. Vor der Pause diktierten die Celtics im Wesentlichen das Tempo, suchten zumeist methodisch und effektiv die zahlreichen Matchup-Vorteile (am liebsten - sinnvollerweise - gegen Haliburton) und spielten sich so eine Führung heraus, nach der Pause gaben sie die Kontrolle an die Pacers ab und verfielen selbst viel zu oft in einigermaßen zielloses Gedaddel.

Das wahrscheinlich beste Beispiel:

https://twitter.com/KevinOConnorNBA/status/1731859586359955625 (Opens in a new window)

32 Prozent ihrer Würfe nahmen die Celtics in der Partie am Ring. Das ist leicht über ihrem Durchschnitt (30,3 Prozent, Platz 23 in der Liga), aber nicht genug, insbesondere gegen ein Team, das den Ring quasi gar nicht verteidigt. Im Ernst: Indiana lässt normalerweise 40,7 Prozent der gegnerischen Abschlüsse am eigenem Korb zu, bei keinem einzigen Team ist der Anteil höher. Die Pacers verteidigten gegen die Celtics mit mehr Energie als sonst, trotzdem sprechen wir hier über das derzeit zweitschwächste Defensiv-Team der NBA. Man kann und MUSS sie am Ring mehr attackieren, als Boston das in diesem Spiel getan hat. Stand jetzt haben die Celtics aber noch immer die Tendenz, sich das Spiel komplizierter zu machen, als es eigentlich sein muss. Nur 12 Freiwürfe im Spiel, obwohl auf nahezu jeder Position körperliche Vorteile existierten, sprechen in dieser Hinsicht ebenfalls Bände.

Boston hat den ersten Titel verloren, der zweite, wichtigere Titel ist grundsätzlich natürlich aber weiterhin möglich. Wie gesagt, unterm Strich war in dieser Saison bisher kein Team besser, auch wenn Denver meiner Meinung nach höhere Höhen erreichte. Das wird alles aber nicht viel wert sein, wenn das Decision-Making unter Druck so schnell so schlecht wird. Die Suche nach Balance zwischen Spacing und “Ab-zum-Korb” geht weiter, für den Moment.

Boston braucht einfach mehr Aaron Nesmith.

THE PLUG

Die Warriors haben neun ihrer letzten zwölf Spiele verloren und befinden sich im “freien Fall”, wie manch einer sagt. Was dahinter steckt, habe ich für ran.de aufgeschrieben. (Opens in a new window)

Zudem sind heute gleich zwei neue Folgen Hall of Game erschienen: Gary Payton und Hal Greer. Den Podcast findet ihr hier. (Opens in a new window)

Vergangene Woche war ich außerdem mal wieder bei Jeden Tag NBA zu Gast - es ging um Rookies!

https://www.youtube.com/watch?v=9sTvtLLpNK8 (Opens in a new window)

SOUNDTRACK

https://www.youtube.com/watch?v=UEeXXbRdZrk (Opens in a new window)

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