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Der drittbeste Rookie ist …

Überlassen wir Steve Buscemi das Wort:

https://www.youtube.com/watch?v=nUZOyLe8ofY (Opens in a new window)

(Jaime Jaquez Jr. ist eigentlich ein US-Amerikaner, hatte aber immerhin einen mexikanischen Großvater. Wir sollten das nicht zu eng sehen: Antonio Banderas ist Spanier und überragte trotzdem als Mariachi. Den Look hat Jaquez, wenigstens ein bisschen. Wobei, er könnte auch als Musketier oder als Renaissance-Maler durchgehen. Vielleicht habe ich einfach zu oft “Desperado” gesehen. Egal!)

Nachdem wir das aus dem Weg haben: Jaquez schießt die NBA nicht kurz und klein, ist aber die Antwort auf die Frage, welcher Rookie nach den Einhörnern Chet Holmgren und Victor Wembanyama (Opens in a new window) aktuell den besten Basketball spielt. Dereck Lively II oder Cason Wallace wären in dieser Hinsicht auch noch akzeptable Antworten, haben aus meiner Sicht dabei aber auch etwas kleinere, klar definiertere Rollen auf dem Court, die sie gut ausfüllen. Jaquez hingegen hat bisher die drittmeisten Minuten bei den Miami Heat gespielt und wirkt zunehmend unverzichtbar, über seine letzten zehn Spiele hat er sogar jeweils über 30 Minuten abgerissen. Dabei spielten – wie üblich – Ausfälle bei den Heat eine gewisse Rolle, allerdings auch die Tatsache, dass Jaquez ein traumhafter Fit für dieses Team ist, in unterschiedlichen Rollen.

Jaquez ist, so dumpf das klingt, kein gewöhnlicher Rookie. Nach vier Jahren am College kam er mit 22 Jahren in die Liga. Was manch einer bei Rookies als Stigma sieht (wo ist da bloß die Upsideeee?????), ist für ihn und Miami direkt von Vorteil: Er hat keine Anlaufschwierigkeiten, er ist smart, spielt eher wie ein Veteran als wie ein Frischling.

Jaquez hat den Kopf immer oben und realisiert schnell, wo sich für ihn Möglichkeiten ergeben. Er hat dabei die richtige Geduld, um diese dann auch auszunutzen. Die folgenden Szenen (alle aus dem zweiten Viertel gegen die Bucks) zeigen es ganz gut, wie er an seine Punkte kommt:

https://youtu.be/i25sm-AXe-I (Opens in a new window)

Jaquez hat ein gutes Driving Game, ist nicht der schnellste Spieler, aber crafty genug, um sich Platz für den Jumper zu verschaffen. Noch lieber arbeitet er mit Fakes und einer guten Fußarbeit, um direkt am Korb abzuschließen – 44 Prozent seiner Würfe nimmt er laut Cleaning the Glass direkt am Ring, das ist im 90. Perzentil für Wings. Jaquez ist recht kräftig und athletischer, als er aussieht, entsprechend schwer ist er vom Korb wegzuhalten. Das zeigt sich auch bei den Offensiv-Rebounds, wo er für einen Wing ebenfalls exzellent unterwegs ist (85. Perzentil).

Jaquez kann seine Punkte im Fluss der Offense erzielen, bewegt sich gut ohne Ball in der Hand. Er kann aber durchaus auch selbst als Creator fungieren, mit Vorliebe als Driver oder aus dem Post, wo ihn Miami mit der Zeit noch deutlich häufiger einsetzen könnte (bisher wurden laut nba.com/stats nur 14 Possessions durch Wurf, Pass für den Wurf oder Turnover von Jaquez im Post abgeschlossen), wenn der frühe Eindruck sich bestätigt.

Auch bei seinem Passing beeindruckt die Geduld. Jaquez behält das gesamte Spiel im Auge und wartet darauf, dass sich im ohnehin stets dynamischen System der Heat ein Opening ergibt. Teilweise zieht er dieses Opening sogar schon selbst in Form von Double-Teams …

https://youtu.be/OON0uxTZJYs (Opens in a new window)

Fast noch schicker sind allerdings seine Pässe aus der Bewegung, für die es eigentlich keine Zeit gibt. Immer wieder liest er die Möglichkeiten richtig und spielt dann auch mal riskante Pässe. Einige Turnover sind logischerweise auch dabei, sie sind aber im Rahmen, und öfter springen durch sein Passing einfache Punkte heraus.

https://youtu.be/rn5y6tXoAq4 (Opens in a new window)

Kurzum ist Jaquez offensiv ein Spieler der Kategorie, die mir (und Herrn Röhrich (Opens in a new window)) traditionell besonders am Herzen liegt: Ein Snüppelstück. Der – natürlich, wem auch sonst – den Heat in die Hände fiel, weil 17 Teams im Draft vorher andere Prioritäten hatten, was teilweise völlig verständlich war, teilweise aber auch ganz schön schlecht altern könnte. Zumal die Zweifel, die es an Jaquez als NBA-Prospect im Vorfeld gab, sich bisher nicht wirklich bestätigen.

Jaquez galt als eher schlechter Distanzwerfer am College, wo er über vier Jahre rund 33 Prozent von draußen versenkte. Bei den Heat sind es momentan 39,3 Prozent bei immerhin 3,1 Versuchen pro Spiel. Vielleicht ist das nicht haltbar, aber: Fast jeder seiner Dreier kam bis dato aus dem Catch-and-Shoot, was ihm auch am College schon leichter fiel als Eigenkreationen aus dem Dribbling. Es wäre also auch möglich, dass die Quote mit einer etwas angepassten Wurfdiät bei den Profis schlichtweg besser ist als vorher angenommen.

Auch defensiv wirkt er bisher keineswegs verloren, im Gegenteil. Seine hohe Spielintelligenz hilft ihm auch hier; er findet sich in der Zonenverteidigung zurecht, wurde von den Heat teilweise aber sogar auch schon als designierter Verteidiger für Power-Wings wie LeBron oder Julius Randle angesetzt und kam damit überraschend gut klar. Er ist ein legitimer Two-Way-Player auf dem Flügel, erinnert in mehr als nur einer Hinsicht an Jimmy Butler, und naja, wie soll man sagen …

Die Heat haben es wieder getan, fürchte ich. Der vermeintliche Verlierer der Offseason sieht aktuell besser aus als in der vergangenen Regular Season. Diese Franchise ist genauso wenig kaputtzukriegen wie der Typ in Desperado.

(Ja, ich habe den Film zu oft gesehen)

THE PLUG

Im aktuellen Korbjäger Podcast haben wir den Osten sorTiert! Hier geht’s zur Folge:

https://youtu.be/DAXuFYDpAq4 (Opens in a new window)

Bei ran.de (Opens in a new window) habe ich in dieser Woche über die brandheißen Orlando Magic geschrieben, die im Spiel danach schockierenderweise NICHT verloren haben und jetzt bei 8 Siegen in Folge stehen. Warum dieses Team gerade so gut ist? Das lest ihr hier. (Opens in a new window)

Im Druck und demnächst bei den Abonnenten ist die achte Ausgabe von Got Nexxt - the Magazine mit dem Thema 1992 und mit diesmal vier Artikeln von mir. Vorbestellen kann man das Ganze hier. (Opens in a new window) Abo für 2024 wirkt mir auch wie eine vernünftige Idee.

SOUNDTRACK

Es ist Ende November, also wieder Zeit für SpotifyWrapped. Das ist zwar in erster Linie ein (ziemlich geniales) Marketing-Tool, ehrlicherweise freut es mich als Podcaster aber tatsächlich sehr, wenn Hörer uns zeigen, dass wir in diesen Listen auftauchen. Also, gerne schicken!

Meine eigene Version war ein bisschen einseitig, so wie jedes Jahr. Was soll ich sagen? Meine vier meistgehörten Songs kamen alle von LNDN DRGS, also Jay Worthy und Sean House. Es ist halt auch einfach ziemlich gut produzierte Musik. Don’t judge me.

https://www.youtube.com/watch?v=73H4Rvjeg68 (Opens in a new window)

¡Hasta la próxima!

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