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Reservist Klay

Erst am Donnerstag haben wir im Korbjäger Podcast über die Saison der Warriors und insbesondere Klay Thompson gesprochen. (Opens in a new window) In der Nacht darauf gab es dann eine neue Entwicklung: Steve Kerr setzte Klay auf die Bank, erstmals seit 2012 startete er nicht in einem Spiel, in dem er seinem Team zur Verfügung stand. Er war “nicht begeistert”, wie er selbst sagte, machte aber das Beste daraus: Die 35 Punkte, die er gegen Utah erzielte, waren kein Career-High (der Mann hat mal 37 in einem Viertel aufgelegt), aber immerhin ein Saisonbestwert.

Der Move ist folgerichtig und wird dem Status Klays zum jetzigen Zeitpunkt seiner Karriere gerecht. Es ist aber auch eine Chance für ihn, denke ich. Zumal die Akzeptanz dieser Rolle mit der Art von Selbsterkenntnis einhergeht, die Thompson das nächste Karriere-Kapitel ermöglichen kann - und die ihm bisher vermutlich ein Stück weit fehlte.

Das hat er selbst dazu gesagt:

https://twitter.com/BySamGordon/status/1758358424834974200 (Opens in a new window)

Thompson agierte in dieser Saison - und teilweise auch in den beiden Jahren zuvor, seitdem er von seinen schweren Verletzungen zurückkehrte - wie ein ehemaliger Superstar, der sich mit aller Macht an eine Version seiner Selbst klammerte, die in dieser Form nicht mehr existiert, zumindest nicht permanent. Er ist bei weitem nicht der erste Spieler, dem das passiert ist - es ist in der Vergangenheit schon etlichen früheren Topspielern nicht gelungen, sich neu zu erfinden, für jeden Vince Carter gibt es mindestens auch einen (schnüff) Allen Iverson. Klay gehört eigentlich aber nur bedingt auf diese Liste.

Zum einen war er nach meiner Definition nie ein Superstar (“nur” zwei All-NBA Third Teams stimmen dieser These zu), aber das ist nicht der springende Punkt. Denn zum anderen muss sein Skillset, wenigstens offensiv, gar nicht neu erfunden werden. Thompson war nie ein Überathlet, der jetzt auf einmal andere Facetten des Spiels meistern muss, wie es Blake Griffin einst tat (mehr als 9% seiner Abschlüsse am Ring wären nett, aber selbst Prime Klay kam nur auf 22%). Er ist langsamer geworden, klar, das wirkt sich ohne Zweifel auch auf sein Spiel und seinen Einfluss in der Defense aus. Aber bleiben wir für einen Moment bei der Offensive.

Die beste Version von Thompson war immer ein Spieler, der (zumeist ohne Ball) viel in Bewegung war, Screens setzte, sich freilief und/oder so viel Aufmerksamkeit der Defense auf sich zog, dass Platz für andere entstand. Wenn er den Ball erhielt, ging dieser entweder schnell hoch Richtung Korb oder wurde weitergepasst (und Klay bewegte sich weiter, um ihn vielleicht wieder zu bekommen). Gedribbelt wurde kaum. Erzwungen wurde wenig, denn in der besten Version von Klay und den Warriors gab es immer das Vertrauen, dass der Ball ihn eher früher als später wiederfinden würde. Dafür sorgte allen voran Draymond Green, in den Klay ein ähnliches Urvertrauen besitzt wie Stephen Curry.

Naja, und manchmal fühlte es Klay einfach. Dann flog der Ball schon wieder los, bevor er ihn richtig gefangen hatte, und fiel gerne rein. Deswegen hält oder hielt er mehrere Scoring-Rekorde, obwohl er Zeit seiner Karriere nie der beste Scorer seines Teams war.

https://www.youtube.com/watch?v=fXWTMFJlk_s (Opens in a new window)

Diese Version von Klay gibt es wohl nicht mehr. Das bedeutet aber nicht, dass er nicht auch in 2024 noch ein wertvoller NBA-Spieler sein kann - nur eben in einer angepassten Rolle. Seine Fähigkeiten als Shooter aus der Bewegung sind noch immer so ausgeprägt, dass er jedem Team helfen kann. Der Wurf hat ihn ja nicht verlassen; selbst im aktuellen Down Year, dem schlechtesten Shooting-Jahr seiner Laufbahn, trifft Klay noch 37% von draußen, zuvor landete er in jedem Jahr zwischen 39 und 45%. Wichtiger ist, dass er am Perimeter auch seiner Reputation entsprechend verteidigt wird. Er hat damit den vielleicht wichtigsten Skill für einen Wing, der in Würde altern möchte.

Reggie Miller und Ray Allen sind die offensichtlichen Vorbilder für Klay, die jeweils bis an ihre 40er Jahre heran effektive NBA-Spieler blieben. Reggie war ein diverserer Scorer (viel mehr Freiwürfe!) und Ray ein besserer Ballhandler und Playmaker, aber bei beiden war Movement-Shooting das Fundament für den Erfolg in der späten Karriere. Selbst in seiner jetzigen Verfassung verteidigt Klay noch deutlich über deren Niveau. Je mehr er sich auf seine Stärken besinnt und die schlechten, erzwungenen Würfe weglässt, desto weniger spricht auch bei ihm gegen eine weiterhin produktive Rolle. Diesen Schritt muss er nun allerdings selbst gehen.

Die Warriors können Klay immer noch gut gebrauchen - aber sie sind nicht abhängig von ihm. Brandin Podziemski bringt ein Plus an (vor allem) Playmaking, Andrew Wiggins und Jonathan Kuminga sollen Athletik, Defense und Scoring-Upside liefern, Curry und Draymond sind Curry und Draymond. Vielleicht ist diese neue Starting Five noch nicht der Weisheit letzter Schluss (klein ist sie immer noch und Wiggins spielt immer noch keine wirklich gute Saison), aber sie zeigt, dass es kein Gesetz (mehr) ist, dass Klay starten muss, nur weil er eine Franchise-Legende ist.

Es muss sich nun zeigen, was Klay und die Warriors aus dieser Situation machen. Chris Paul soll bald nach der All-Star Break zurückkehren und könnte dafür sorgen, dass die Dubs einen der besten Passer UND einen der besten Shooter der NBA-Geschichte von der Bank bringen können. Es wird immer noch viele Minuten mit Draymond und Curry geben, viele Spiele, in denen Klay auch als designierter Sixth Man closen kann. Er muss sich dieses Recht nun aber mehr als vorher verdienen, und das ist angemessen.

Es ist nie leicht, von einem Star zu etwas anderem zu werden und trotzdem ein Plus-Spieler zu bleiben. Klay erfüllt aber eigentlich die Voraussetzungen dafür, diesen Schritt zu meistern. Wenn die Akzeptanz einsetzt …

Wie es damit wirklich aussieht, erfahren wir dann spätestens in der Free Agency. Aber wie gesagt: Ich sehe das Ganze als Chance. Der Start ins neue Kapitel verlief gut.

What’s up, Doc?

Nachdem ich vergangene Nacht die zweite Halbzeit der Bucks in Memphis live gesehen habe (fragt nicht - Jetlag is a hell of a drug), als Milwaukee gegen ein Team ohne seine besten 48 Spieler verlor, spekulierte ich schon auf eine gute Doc-Rivers-Aussage im Anschluss. Er enttäuschte nicht:

https://twitter.com/eric_nehm/status/1758345984424267982 (Opens in a new window)

Die Bucks haben sich unter Doc ein bisschen verändert. Doc selbst hat sich kein bisschen verändert. Exzellent. Ich weiß nicht, wie gut dieses Team am Ende sein wird - klar ist nur, dass es, wenn die Bucks an ihren Zielen scheitern sollten, nicht an ihm liegen wird.

THE PLUG

Bei ran.de (Opens in a new window) erschien am Donnerstag mein aktuelles MVP-Ranking (Opens in a new window). Am vergangenen Wochenende war ich abgesehen davon in Brooklyn, um Dennis Schröder bei seinem Debüt für die Nets zu bestaunen (Wembanyama war auch da). Dieser Text ist dabei entstanden:

https://www.ran.de/sports/basketball/nba/news/nba-dennis-schroeder-perfektes-debuet-brooklyn-nets-trade-bewertung-analyse-351029 (Opens in a new window)

In dieser Sonderfolge Korbjäger Podcast (Opens in a new window) (hinter Paywall) geht es im Allgemeinen um meinen New-York-Trip, Dennis, Victor, Schneetreiben und mehr).

SOUNDTRACK

https://open.spotify.com/intl-de/track/3K5yjMCFHN4TRWKj1zdKIQ?si=ec4e0604d0ac4697 (Opens in a new window)

Viel Spaß mit dem All-Star Weekend und bis zum nächsten Mal!

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