Victor, le Playmaker
Ich habe es an anderer Stelle vermutlich schon erwähnt: Victor Wembanyama ist ein talentierter Basketballspieler. Mittlerweile sind wir an einem Punkt angekommen, an dem er meine übertriebenen Erwartungen von vor der Saison schon übertroffen hat - mein Tipp, dass er es zum All-Star Game schafft, ging zwar nicht auf, aber die Schuld dafür tragen meiner Meinung nach nur Gregg Popovich dank seiner Lineup-Sabotage und IHR, die Wähler.
Seitdem er Center spielt und insbesondere, seitdem ein Point Guard neben ihm startet, liefert Victor zumindest wie ein All-Star. Vielleicht (hoffentlich) reicht es dafür ja am Ende der Saison fürs All-Defensive Team und spätestens ab der nächsten Saison wird sich Wemby vor individuellen Auszeichnungen ohnehin nicht mehr retten können.
Den Rookie of the Year gibt’s ja auch noch - hier bin ich mittlerweile ebenso recht sicher, dass es am Ende für ihn reichen wird. Nicht nur, weil er vergangene Nacht erstmals gegen OKCChet Holmgren gewonnen hat, auch wenn so etwas natürlich hilft:
Allez!!!!!
Es geht nicht um einzelne Aktionen, sondern das Gesamtwerk. Hier hatte ich zuletzt etwas mehr über Wembanyamas Gesamtwerk geschrieben. (Opens in a new window) Der Trend hat sich seither bestätigt (auch wenn Chet nach kleinem Slump selbst wieder on fire ist). Eine Facette hat sich über die vergangenen Wochen aber sogar noch mehr heraus kristallisiert, auf die ich heute etwas detaillierter eingehen möchte.
Der Typ kann auch noch passen!!!
3,4 Assists verteilt Wemby im Schnitt über die Saison, allerdings lohnt sich ein zweiter Blick auf diese Zahl. Zu Beginn der Saison passte er den Ball noch häufiger zum Gegner als zu seinen Teammates (2,5 Assists zu 3,4 Ballverlusten bis zum 7. Dezember), dieser Trend hat sich seither umgekehrt. Warum der 7. Dezember als Stichtag? Am Tag danach startete er erstmals auf der Fünf, ohne Zach Collins neben ihm im Lineup. Seitdem verteilt Wemby immerhin 3,9 Assists bei 3,4 Ballverlusten, Tendenz (in die richtige Richtung) steigend.
Ich habe an anderer Stelle schon einiges darüber geschrieben, warum Wemby und die Offense insgesamt besser aussehen, seitdem die Lineups verändert wurden. Ein Faktor dabei ist, dass seine Fähigkeiten als Passer mehr akzentuiert werden. Seine Assist-Percentage als “Center” beträgt 21,5%, das liegt laut Cleaning the Glass im 92. Perzentil für diese Position, wobei ich mich gar nicht zu sehr darauf fokussieren würde - die Anschreiber insbesondere in San Antonio blähen Wembys Assistzahlen teilweise künstlich auf, indem sie auch dann einen Assist notieren, wenn der Spieler nach dem Pass noch siebenmal durch die Beine dribbelt, aus- und wieder eingewechselt wird und einmal seinen Namen tanzt. Das ist nur leicht übertrieben. Siehe:
https://youtu.be/jx6KVmARddg (Opens in a new window)(Krasser Assist, oder? Davon finden sich im nba.com (Opens in a new window)-Archiv ziemlich viele) (nicht nur bei Wemby)
Wichtiger ist eigentlich die Art der Pässe, die Wembanyama mittlerweile in schöner Regelmäßigkeit spielt. Ein recht großer Anteil seiner Assists kommt bei Handoff-Plays mit Devin Vassell zustande, die über Jahre ihren Wert für die Spurs-Offense haben sollten. Noch spannender ist für mich, wie gut er schon jetzt darin ist, Cutter zu finden. Die Länge hilft natürlich dabei, den gesamten Court zu überblicken, aber Wemby ist auch gedankenschnell und dadurch schon jetzt oft in der Lage, Double-Teams oder Ball-Watcher (looking at you, Zion!) durch präzise Pässe zu bestrafen:
https://youtu.be/YCL-An_Yy-4 (Opens in a new window)Er macht diese Reads auch bei weitem nicht nur aus einer stillstehenden Position. Wemby zeigt auch aus dem Dribbling heraus teilweise richtig gute Pässe, die sein offensives Ceiling sogar noch weiter nach oben schrauben:
https://youtu.be/cv9BM9ib00U (Opens in a new window)Wemby ist als Dribbler noch anfällig, was bei seiner Größe nicht verwundert - es wird bis auf weiteres ein gutes Mittel für Verteidiger sein, auf den Steal zu gehen, sobald Wemby dribbelt. Das hat aber auch damit zu tun, dass die anderen Optionen nicht so reizvoll wirken. Je näher er dem Korb kommt, desto unmöglicher wird es, ihn vom Punkten abzuhalten. Zu viele Verteidiger können sich aber auch nicht in seine Richtung auf den Weg machen, da er eben auch das Auge für die Mitspieler zeigt.
Ich bin gespannt, was die Spurs kommende Offseason aus den Erkenntnissen machen, die sie in dieser Saison sammeln. Mehr Shooting und Playmaking müssen her, so viel ist klar, schließlich muss auch jemand Wembys Leben (und seine Abschlüsse) leichter machen. Durch seine eigenen Passfähigkeiten sollten vielleicht aber auch starke Off-Ball-Cutter weit oben auf ihrer Liste stehen (Bruce Brown bereitet seinen nächsten Umzug vor). Wemby muss nicht der primäre Playmaker a la Nikola Jokic sein, aber … wenn man schon einen Spieler im Kader hat, der so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht und gute Reads machen kann, sollte auch diese Fähigkeit ja zweifelsohne genutzt werden.
Er ist ein talentierter Basketballspieler. Auch in den Bereichen, die gar nicht zuallererst im Fokus stehen.
THE PLUG
Vollgepackte Woche! Für ran.de (Opens in a new window) schrub ich am Dienstag eine Kolumne über die bemerkenswerten OKC Thunder. (Opens in a new window) Am Donnerstag war dann ein Check-In beim besten Rookie an der Reihe, der weder Chet noch Wemby heißt: Brandon Miller. (Opens in a new window)
Im Korbjäger Podcast ging es am Mittwoch in erster Linie um die Dallas Mavericks …
https://www.youtube.com/watch?v=Au-RiRezYCU (Opens in a new window)… und am heutigen Freitag um Chet vs. Wemby #3 sowie das Rookie of the Year-Rennen. Hier bei Patreon zu finden. (Opens in a new window)
Bei Hall of Game erschien in dieser Woche der 2. Teil unserer Wilt-Chamberlain-Extravaganza:
https://steadyhq.com/de/hall-of-game/about (Opens in a new window)… und dann war ich auch noch bei Jeden Tag NBA zu Gast, um über die besten Sophomores dieser Saison zu sprechen. (Opens in a new window)
Jetzt bin ich selbst K.o.
SOUNDTRACK
In diesem Sinne …
https://www.youtube.com/watch?v=5jMpwDdH5iA (Opens in a new window)Schönes Wochenende!