NEUNERs #002
Von Herzen wünsche ich einen guten Start ins Jahr 2025 (gehabt zu haben)! Vor allem aber: offene Ohren für die Zwischentöne. Und Begegnungen mit vielen Menschen, die für die Zwischentöne ebenso empfänglich sind und es auch bleiben. Sie werden in diesem Jahr noch notwendiger. Und sie werden noch weniger. Also die Zwischentöne und diese Menschen.
Denn der Polarisierungsdruck nimmt zu. Die Positionen, bzw. ihre Verfechter*innen, werden jede und jeden möglichst nah (also eindeutig) bei sich haben wollen. Es ist Konfliktparteien eigen, Verbündete zu sammeln: bist du für mich, oder gegen mich?! Vornehmlich rund um „Triggerpunkte“, nach Steffen Mau „Sollbruchstellen der Debatte, an denen sich Empörung und Widerstand, aber auch emphatisch Zustimmung artikuliert und die durch eine besondere Emotionalität gekennzeichnet sind“.
Und dann ist jetzt auch noch Wahlkampf - bekanntermaßen erst recht keine passende Zeit für die dringend benötigten Ambiguitätstoleranz, also die Fähigkeit, Mehr- und Doppeldeutigkeit, Ungewissheit zu ertragen, sie im Zweifel sogar vorauszusetzen. Dabei ist “Tolerance of Ambiguity” (TOA) doch eigentlich ein Top Future Skill (Opens in a new window). Hinzunehmen hat man, dass es so einfach, wie es scheint, meist nicht ist.
Lyrik
Vielleicht besser als jeder lange Zeitungsartikel, doch die Ambiguität bzw. die Toleranz ist schon sehr herausgefordert, wenn man Eliot Weinbergers Lyrik „Incoming!“ liest:
They came from Florida, from Fox News and Fox Business, square-jawed men and women with big hair and collagen lips.
They came from professional football and World Wrestling Entertainment.
They came from daytime talk shows and reality television.
They were ‘straight out of central casting’, as the future president said.
Eliot Weinberger, „Incoming!“ (2024)
In den folgenden knapp 2.000 Worten beschreibt er, wer noch kurze Zeit „Future“ ist und bald sehr präsent an den Regierungshebeln sitzen wird. Ein Blick in den Text auf London Review of Books (Opens in a new window) lohnt sich also.
Shut up, and listen!
Zeit für was Schönes. Nils Frahm live in Paris. Das ist wirklich der Oberhammer.
https://youtu.be/HPPzQgTaLbo?si=Z9D7jxICdCRjIl93 (Opens in a new window)Auch bei Spotify (Opens in a new window).
Outro
Sehr herzlichen Dank für den kurzen Ausflug!
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