Hysterie um AstraZeneca: „Bild“-Artikel wird als neu verkauft – und die Desinformation blüht!
Irreführender „Bild“-Artikel über AstraZeneca: Alte Story als „Beweis“ für neue Impfnebenwirkungen?
Mal wieder die gleichen alten Geschichten, neu aufgekocht und ordentlich gewürzt mit etwas Panik und viel Desinformation: In den sozialen Medien macht gerade ein „Bild“-Artikel die Runde, der angeblich „neue“ Eingeständnisse von Astrazeneca zu schweren Nebenwirkungen seines Impfstoffs enthüllen soll.
Klingt brisant? Schön wär’s – der Artikel ist nicht nur alt, sondern längst überholt. In Wirklichkeit stammt er aus dem Mai 2024. Doch das hält die Social-Media-Panikmache nicht auf.
Faktencheck: Der Screenshot ist echt, die „Neuheit“ ist erfunden
Auf einem Screenshot, der seit dem Mitte Oktober 2024 über 18.500 Mal auf Facebook geteilt wurde und auch auf X die Runde macht, steht: „AstraZeneca gesteht schwere Nebenwirkungen ein.“
Viele User nutzen das als Startschuss für Verschwörungstheorien und Kommentare wie „Die gehören alle enteignet und hinter Schloss und Riegel“ , oder “Es wird weitergeimpft”. Doch ein Blick in die Archive verrät: Der „Bild“-Artikel ist in Wirklichkeit vom 4. Mai 2024 und damit alles andere als neu.
Also, warum das Ganze? Ein kurzer Blick ins Archiv zeigt: AstraZeneca hat den Covid-Impfstoff „Vaxzevria“ bereits im Mai 2024 vom europäischen Markt genommen – auf eigenen Wunsch und vor allem wegen der mickrigen Nachfrage. Aber diese Info ist für Social-Media-Trolle natürlich wenig spektakulär, also wird die alte „Bild“-Story jetzt einfach als aktuell verkauft, um ordentlich Stimmung zu machen.
Worum ging es damals wirklich?
Damals berichtete die „Bild“ über einen Prozess vor dem High Court in London, bei dem AstraZeneca schwere Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem Impfstoff zugab. Doch die Entscheidung, den Impfstoff vom EU-Markt zu nehmen, hatte keinerlei Zusammenhang mit den Nebenwirkungen: Die Europäische Kommission hatte bereits im März 2024 die Marktzulassung widerrufen – und zwar aus rein kommerziellen Gründen. Kein reißerischer Plot also, sondern pure Marktlogik.
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) dokumentierte die Nebenwirkungen transparent und zeigte, dass bei 1000 Impfungen nur 0,6 schwere Nebenwirkungen gemeldet wurden. Kein Anlass für Weltuntergangsfantasien also, aber eben auch keine spannende Schlagzeile.
Alt und langweilig – trotzdem ideal für Social-Media-Propaganda
Und so funktioniert’s: Aus der Mottenkiste geholt, mit einem neuen Datum versehen und schon hat man die perfekte Fake-News-Story, um die Impfgegner-Community anzuheizen. Julian Röpcke, Sicherheitsexperte und Redakteur bei „Bild“, twitterte am 22. Oktober 2024 sogar selbst: „Eine fünf Monate alte Schlagzeile von uns macht hier die Runde – zusammen mit Vorwürfen gegen Medien und Politik.“
https://x.com/JulianRoepcke/status/1848763808958812400 (Opens in a new window)Fazit: Ein alter Hut, neu verpackt, und wieder einmal wird die Wahrheit verbogen
Klartext: Der „Bild“-Artikel, der jetzt angeblich „beweist“, dass AstraZeneca sich gerade erst zu Nebenwirkungen „bekannt“ hat, ist fünf Monate alt und alles andere als ein Enthüllungscoup. Wieder mal wird ein alter Artikel recycelt, damit sich Menschen in sozialen Medien aufregen und die Verschwörungstheorien weiterköcheln. Die Wahrheit ist: AstraZeneca hat sich nicht etwa jetzt aus „Sicherheitsbedenken“ vom Markt verabschiedet, sondern aus rein kommerziellen Gründen – und das ist eine Information, die manche nur allzu gerne ausblenden.
Oder, anders gefragt: Warum braucht es eigentlich immer noch alte Nachrichten und falsche Behauptungen, um Stimmung zu machen?
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