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Selfie-Eklat der Grünen: Pietätloses Lächeln als „Laschet-Moment“ kurz vor der Wahl?

Ein Lächeln für die Demokratie – oder ein fatales Zeichen der Respektlosigkeit? Warum harmlose Selfies zum emotionalen Zündstoff werden – mitten im Wahlkampf.

Selfie-Eklat der Grünen: Pietätloses Lächeln als „Laschet-Moment“ kurz vor der Wahl?

Selfies. Lächeln. Freude. Und plötzlich steht eine ganze Partei am Pranger. Am Samstag nahmen führende Politiker*innen der Grünen an einer Demonstration für Demokratie und gegen Rechtsruck teil – ein wichtiges Signal, gerade in politisch turbulenten Zeiten.

Doch was eigentlich ein Moment der Zuversicht sein sollte, wird nun als pietätlos gebrandmarkt. Warum? Das Foto entstand nur wenige Tage nach dem grausamen Attentat von Aschaffenburg, bei dem ein Mensch getötet wurde.

Auf den Bildern, die Franziska Brantner und Britta Haßelmann auf Social Media veröffentlichte, posieren Katrin Göring-Eckardt und Lisa Paus zusammen mit weiteren Grünen-Politiker*innen vor dem Brandenburger Tor. Sie lächeln in die Kamera. Und das war genug, um einen Shitstorm auszulösen. Die zentrale Frage: War das wirklich pietätlos – oder wird hier mit zweierlei Maß gemessen?

Selfie-Storm: War das nun tatsächlich respektlos?

Kritikerinnen werfen den Grünen vor, den Opfern von Aschaffenburg nicht den nötigen Respekt zu erweisen. Manche Kommentatorinnen sprechen von einem „Laschet-Moment“ und vergleichen das Foto mit Armin Laschets berühmtem Lacher bei der Flutkatastrophe 2021. Und natürlich wird sofort nach Motiven gesucht: “Wollten die Grünen mit diesem Bild gezielt gute Stimmung verbreiten, obwohl das Land trauert?“

Doch bevor die Empörung außer Kontrolle gerät, lohnt vielleicht ein nüchterner Blick: Die Selfies entstanden im Rahmen einer großen Demo gegen Rechtsruck, bei der mehrere Tausend Menschen in Berlin zusammenkamen. Die Botschaft der Grünen war klar: „Wir stehen für Demokratie, Zusammenhalt und gegen rechtsextreme Bedrohungen.“ Parteichef Felix Banaszak betonte: „Die Demokratie verteidigt man nicht mit griesgrämigen Gesichtern, sondern mit Zuversicht.“

Kritiker*innen sehen das allerdings anders, aber: War es wirklich pietätlos, an einer Demo für Demokratie teilzunehmen und dabei zu lächeln? Oder wird hier eine politische Botschaft absichtlich missverstanden?

Das Problem liegt im Detail - und im Timing

Natürlich ist klar: Nach einem tragischen Attentat wie in Aschaffenburg erwarten viele Menschen von Politiker*innen ein Zeichen der Trauer. Schweigen. Gedenken. Betroffenheit. Und ja, das hätte auch kommuniziert werden können, ohne die Demo und ihre wichtige Botschaft zu gefährden. Doch das Lächeln auf diesen Selfies wirkt auf manche wie ein Kontrastprogramm zur Trauer – auch wenn das gar nicht die Absicht war.

Bilder haben eine eigene Macht. Sie sprechen schneller und emotionaler als Worte.

Und hier liegt das eigentliche Problem: Dass dieses Selfie kurz nach einem so schweren Vorfall entstand, war kommunikativ unklug – und genau darauf stürzt sich nun der Shitstorm.

Die Botschaft der Demo wurde vom Bild überlagert. Das Timing? Unvorteilhaft. Aber pietätlos? Das hängt davon ab, wie man es sehen will.

Die Perspektive der Grünen

Die Grünen verteidigen die Selfies als Zeichen der Hoffnung. Felix Banaszak wies darauf hin, dass die Demo ein „freundliches, aufrechtes Zeichen“ gegen den Rechtsruck setzen sollte. Auch Tim Achtermeyer, Chef der Grünen in NRW, stellte klar: „Es ist möglich und geboten, um die Opfer von Aschaffenburg zu trauern, gleichzeitig aber entschlossen für Demokratie einzustehen.“

Achtermeyer kritisierte zudem, dass das Bild „bewusst aus dem Kontext gerissen“ wurde. Einige Kritiker hätten absichtlich den Eindruck erweckt, die Selfies seien bei einer Trauerveranstaltung aufgenommen worden – was schlicht nicht stimmt.

Gleichzeitig zeigte sich Achtermeyer selbstkritisch: „Mit einer sensibleren Kommunikation hätte diese Reaktion vermieden werden können.“ Ein Eingeständnis, das zeigt, dass die Grünen den emotionalen Nerv der Menschen unterschätzt haben.

Perspektivwechsel: Warum die Empörung übertrieben ist

Jetzt mal ganz ehrlich: Sind Politiker*innen wirklich dazu verpflichtet, rund um die Uhr Trauer zu demonstrieren? Natürlich war das Attentat von Aschaffenburg ein tragischer Vorfall. Natürlich sind der Tod eines Kindes und eines Mannes, der helfen wollte, ein unfassbarer Akt der Grausamkeit, der uns alle betroffen macht. Aber heißt das, dass jede andere Form der politischen Arbeit pausieren muss?

Die Selfies der Grünen waren kein Zeichen der Respektlosigkeit. Sie zeigen einen Moment, um eine wichtige Botschaft zu unterstreichen: Demokratie und Zuversicht gehen Hand in Hand.

Die Empörung darüber zeigt vor allem, wie sehr Bilder heutzutage politisch instrumentalisiert werden können.

Fazit: Selfie-Krise oder eine Frage des Blickwinkels?

War das Selfie pietätlos? Vielleicht. Was es mit Sicherheit war: Unglücklich. Die Grünen wollten ein Zeichen setzen – und haben dabei übersehen, dass Timing und Sensibilität in der Politik alles sind.

Die wahre Lektion dieses Shitstorms ist nicht, dass Politiker*innen nicht lächeln dürfen. Es ist, dass jede politische Botschaft im digitalen Zeitalter missverstanden oder auch manipuliert werden kann.

Ob das Foto tatsächlich Wähler*innen beeinflusst, bleibt abzuwarten. Aber eines ist sicher: Wer in der Politik lächelt, sollte besser sicherstellen, dass die Welt auch den Kontext versteht.

Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und stellt keine rechtlich bindenden Aussagen dar. Die dargestellten Ansichten dienen ausschließlich der Information und Diskussion. Die verwendeten Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen. Trotz sorgfältiger Prüfung wird keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf die alleinige Wahrheit und ist im Sinne der Meinungs- und Informationsfreiheit zu verstehen.

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