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Hass auf der Kerb: "Verbrennen wir sie" - Wie viel Hass darf es noch sein?

Eine “grüne” Puppe am Baum - und plötzlich ist Volksfest gleich Hetze. Wer glaubt, dass es hier nur um Tradition geht, sollte dringend aus seinem Kerbe-Delirium erwachen.

Es ist schon komisch, wie ein vermeintlich harmloses Volksfest zur Plattform für widerliche Hetze wird. Im hessischen Mörfelden-Walldorf hängen die "Kerweborsche" eine Puppe auf, die zufällig den Schriftzug „Bündnis 90/Die Grünen“ trägt. Und natürlich ist es reiner Zufall, dass genau diese Puppe am Ende der Kirmes verbrannt wird. Ein kleiner Scherz, mehr nicht - oder? Wenn da nur nicht die widerliche Parole „Lasst sie hängen, die Penner“ wäre. Ach ja, und dass der Bürgermeister mit Farbdosen auf der Drehleiter anrücken muss, um das Schlimmste zu verhindern. Willkommen in der Realität, in der Volksfeste plötzlich zu Hetzveranstaltungen verkommen.

Von Traditionen, die niemand braucht

Kerwe, das ist normalerweise Spaß, Bier und Fröhlichkeit. Dass eine Puppe am Baum hängt, soll Tradition sein. Aber seit wann ist es Tradition, diese Puppe mit Parteinamen zu bekleiden? Genau, das ist es nicht. Es ist pure Provokation. Und ausgerechnet die Grünen dürfen als Sündenbock herhalten. Wie praktisch. Aber hey, es ist ja nur Spaß, sagen die Organisatoren und wundern sich dann, wenn der Spaß zum Selbstläufer wird und die Parolen durch die Straßen schallen: „Lasst sie hängen, die Penner“. Wirklich, wie konnte das passieren?

Rechtfertigung trifft Realitätsverlust

Bürgermeister Thomas Winkler, selbst von den Grünen, tat, was er tun musste: Hoch auf die Leiter und Farbe drüber. Als hätte er den Eimer voller Hetze einfach übermalt. Doch damit nicht genug. Die Grünen erstatten Anzeige. Und was passiert? Auf Facebook häufen sich die unappetitlichen Kommentare. Forderungen, den Bürgermeister gleich gegen die Puppe auszutauschen, sind plötzlich salonfähig. Wie tief kann man sinken?

Und während Winkler noch erklärt, er hätte die gleiche Aktion auch mit einer CDU- oder SPD-Puppe gemacht (das glauben wir ihm sogar), bleibt die Frage offen: Warum hat in diesem Fall ausgerechnet das grüne T-Shirt die Gemüter so erhitzt? Spoiler: Weil es im aktuellen politischen Klima für viele okay geworden ist, gegen die Grünen zu hetzen.

Hass wird normal - und keiner hält ihn auf

Da gibt es diesen kleinen, fast unscheinbaren Fakt: Die Hetze gegen Politiker*innen, insbesondere gegen Grüne, hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Laut Landeskriminalamt wurden im vergangenen Jahr über 200 Angriffe auf hessische Politiker registriert. Fast die Hälfte davon traf - Überraschung - die Grünen. Die Grenze zwischen „lustigen“ Sprüchen und ernsthaften Gewaltandrohungen verschwimmt immer mehr. Aber was soll’s, ist ja nur ein Volksfest, oder? Nur ein bisschen Folklore.

"Die Penner sollen hängen!"? Willkommen im Mittelalter

Und was ist das eigentliche Problem? Es ist nicht nur der widerliche Satz „Lasst sie hängen, die Penner“. Es ist die schleichende Akzeptanz von Gewalt gegen politisch Andersdenkende. Denn ja, der Ruf nach dem Strick ist gewaltverherrlichend, das sagt nicht nur der gesunde Menschenverstand, das sagt auch die Linke, die die Aktion direkt verurteilt hat. Aber die Kerweborsche, die finden das alles gar nicht so schlimm. Ihr Vorsitzender, Denis Leistner, distanziert sich halbherzig: „Das war keiner von uns.“ Ach, wirklich?

Das eigentlich Erschreckende ist, wie viele Jugendliche das offenbar cool finden. Man habe doch „nur Spaß gemacht“, sagen die einen. Man distanziere sich von Hetze, sagen die anderen. Doch Distanzierung reicht hier nicht. Wenn im „Spaß“ zur Gewalt aufgerufen wird, dann ist der Spaß vorbei.

Fazit: Kein Volksfest ohne Scheiterhaufen?

Man muss es einfach sagen: Wer eine Puppe mit dem Parteinamen der Grünen aufhängt und sie dann verbrennen will, setzt kein harmloses Zeichen. Das ist Hetze, ganz klar. Und dass es nicht gelingt, diese Hetze im Keim zu ersticken, zeigt, wie weit die Verrohung der Gesellschaft schon fortgeschritten ist. Wer sich da noch mit "Tradition" herausredet, ist entweder naiv oder will es einfach nicht sehen.

Am Ende bleibt die Frage: Wenn das „nur ein Scherz“ war, was kommt als nächstes? Sollen wir demnächst alle, die eine andere Meinung haben, an den Baum hängen und verbrennen? Dann könnten wir uns direkt in die finstersten Zeiten der Geschichte zurückbeamen.

Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und stellt keine rechtlich bindenden Aussagen dar. Die dargestellten Ansichten dienen ausschließlich der Information und Diskussion. Die verwendeten Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen. Trotz sorgfältiger Prüfung wird keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf die alleinige Wahrheit und ist im Sinne der Meinungs- und Informationsfreiheit zu verstehen.

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