Von QAnon bis Flatearth: Wie du dich mit Social Media in den Wahnsinn scrollst
Warum du glaubst, die Welt zu durchschauen, während der Algorithmus längst dein Gehirn besitzt
Du dachtest, Katzenvideos wären das Gefährlichste an deinem Social-Media-Konsum? Falsch gedacht! Während du noch „Ooooh“ bei süßen Fellknäueln machst, schiebt dir der Algorithmus schon den nächsten „geheimen Beweis“ für Chemtrails oder 5G ins Gesicht. Und ehe du dich versiehst, bist du kein normaler User mehr, sondern ein hochdekorierter Internet-Professor für „Querdenkerwissenschaften“. Willkommen in der Absurdität des digitalen Zeitalters, wo jeder Klick dein Ticket in den Kaninchenbau ist – mit Verschwörungsmythen als Hauptattraktion.
Stufe 1: „Ich stelle doch nur Fragen!“
Es beginnt wie jede großartige Selbsttäuschung: harmlos. Ein Post in deinem Feed fragt: „Hast du jemals darüber nachgedacht, warum die Medien nie über Chemtrails berichten?“ Natürlich hast du nicht. Aber jetzt fühlst du dich wie Sherlock Holmes, der gerade den Fall seines Lebens entdeckt hat. Was, wenn DAS die Wahrheit ist?
Spoiler: Es ist nicht die Wahrheit. Es ist der Algorithmus, der dich liebt – oder besser gesagt, der deine Klicks liebt. Also bekommst du mehr davon. Erst ein Artikel, dann ein Video, dann eine Telegram-Gruppe. Und ehe du dich versiehst, bist du überzeugt, dass die Bundesregierung nachts im Keller giftige Kondensstreifen mixt. Klar, logisch, wer hätte was anderes erwartet?
Stufe 2: Willkommen in der Echokammer – Eintritt nur für Gleichgesinnte
Jetzt wird’s ernst. Dein Feed ist inzwischen zu einer exklusiven VIP-Lounge für Schwurbel-Inhalte mutiert. 5G, das Krebsgeschwüre verursacht? Check. Eine geheime Elite, die alle Regierungen kontrolliert? Doppelt Check. Bill Gates, der sich als Impfstofflieferant tarnt, um dir einen Mikrochip zu implantieren? Triple Check mit Aluhut-Extra!
Die Algorithmen wissen: Menschen lieben es, bestätigt zu werden. Also filtern sie alle anderen Meinungen raus. Du bekommst nur noch Beiträge, die dir recht geben. Ein kleiner Spoiler: Du bist kein Genie, das die Matrix durchschaut hat – du bist ein Produkt. Und die Plattform verkauft dich.
Und wehe, jemand widerspricht dir! Freunde, die dich warnen, dass du vielleicht zu tief im Internet abgetaucht bist? „Gehirngewaschene Schafe!“ Wissenschaftler, die Fakten liefern? „Von Big Pharma bezahlt!“ Deine eigene Mutter, die dich mit Logik konfrontiert? „Die hat einfach keine Ahnung!“
Stufe 3: Vom Klicker zum Krieger – jetzt wird es peinlich
Es reicht dir nicht mehr, still in deiner Blase zu scrollen. Jetzt wirst du aktiv. Du kommentierst unter Nachrichten: „Warum berichten die Mainstream-Medien nicht über die wahre Ursache des Klimawandels???“ (Spoiler: Weil sie es tun, aber du liest es nicht.) Du teilst „exklusive Enthüllungen“, die auf Webseiten veröffentlicht wurden, die aussehen wie ein Schulprojekt aus den frühen 2000ern.
Und dann der ultimative Ritterschlag: Du gehst auf Demos. Mit einem selbstgebastelten Plakat, das mehr Tippfehler hat als ein Hacker-Tutorial. Deine Überzeugung? Felsenfest. Deine Argumente? Fragwürdig. Deine Reichweite? Ach, immerhin zehn Likes.
Währenddessen reiben sich die Telegram-Gurus die Hände. Deine Klicks bedeuten Umsatz. Spendenaufrufe, Merch mit schlechten Sprüchen, Seminare für 199 Euro, um dir zu erklären, dass „sie“ uns alle belügen. Und du? Du bist der perfekte Kunde – einer, der nicht hinterfragt, weil er glaubt, schon alles zu wissen.
Warum immer dieselben Namen auftauchen (und nein, es ist nicht deine Ex)
Was haben Bill Gates, George Soros und „die Rothschilds“ gemeinsam? Richtig, sie sind die Stars in fast jeder Verschwörungstheorie. Warum? Weil sie bekannt, reich und mächtig sind. Es ist einfacher, jemanden zu hassen, den du aus den Nachrichten kennst, als irgendeinen random Typen aus Ohio, der wirklich hinter deinen Problemen steckt.
Egal ob Pandemie, Wirtschaftskrise oder der Geschmack von Tomaten – es muss immer ein geheimer Plan dahinterstecken. Schließlich wäre es zu langweilig, die echte Erklärung zu akzeptieren: dass das Leben manchmal einfach chaotisch ist und die meisten Probleme mit Bürokratie und Inkompetenz zu tun haben.
Die Psychologie dahinter: Warum Realität so langweilig ist
Verschwörungstheorien sind wie billige Netflix-Serien: spannend, dramatisch, aber voller Logiklöcher. Die Wahrheit dagegen? Langweilig. Sie besteht aus komplizierten Fakten, Wissenschaft, Statistiken – und wer will schon das? Niemand klickt auf einen Artikel, der erklärt, warum 5G technisch sicher ist. Aber wenn da steht: „5G-Türme verursachen Gehirnschäden!“ – BÄM, Klickfieber.
Social Media hat uns konditioniert, nach dem nächsten Adrenalinkick zu suchen. Und der entsteht nicht, wenn jemand nüchtern Fakten erklärt, sondern wenn jemand brüllt: „Die steuern uns alle!“
Fazit: Willkommen im Zirkus deiner eigenen Desinformation
Am Ende ist Social Media wie ein Spiegelkabinett: Du siehst nur, was du sehen willst, und glaubst, dass es die ganze Welt ist. Während du denkst, die „Elite“ manipuliert dich, hat der Algorithmus längst die Kontrolle übernommen.
Also, bevor du den nächsten Artikel teilst, der dir „die wahre Wahrheit“ verspricht, frag dich: Warum zeigt dir Social Media genau das? Vielleicht, weil dein Klick jemandem nützt – und zwar nicht dir.
Und wenn du das nicht glaubst, denk mal drüber nach: Was, wenn der Algorithmus eigentlich ein Echsenmensch ist? 👀
Dieser Artikel ist satirisch und sarkastisch formuliert und dient der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen. Humor, Übertreibung und Ironie werden bewusst eingesetzt, um gesellschaftliche und politische Phänomene zu hinterfragen. Er erhebt keinen Anspruch auf Neutralität und ist im Sinne der Meinungsfreiheit zu verstehen.