Skip to main content

Wie Medien den roten Teppich für die AfD ausrollen

Talkshows als Bühne für Hetze – und die schleichende Normalisierung des Rechtsrucks

Man möchte sich die Haare raufen: Während Hunderttausende auf die Straße gehen, um gegen den Rechtsruck zu protestieren, scheinen die großen Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen eine völlig andere Priorität zu haben. Alice Weidel sitzt bei Miosga, Beatrix von Storch bei Lanz – und das nicht etwa einmal, sondern regelmäßig. Die AfD scheint sich ein Dauerabo für die Prime-Time gesichert zu haben, während diejenigen, die von ihrer Politik konkret bedroht sind, systematisch ausgeschlossen werden.

Die Einladungstaktik folgt immer demselben Muster: „Wir entzaubern sie.“ Klingt gut, funktioniert aber nicht. Stattdessen erleben wir genau das Gegenteil: Rechte Dogwhistles, Augenverdrehen bei historischen Themen wie der Shoa und – kein Scherz – den unverfrorenen Vergleich der Reichspogromnacht mit Kritik an der AfD. Auf TikTok feiern AfD-Fans diese Dreistigkeit als „bürgerlichen Mut“. Und das Schlimmste? Die breite Öffentlichkeit schluckt es – weil die Bühne, die den Rechten geboten wird, ihre Positionen legitimiert.

Die Beweislage: Wer spricht – und wer schweigt?

Ein Blick auf die Gästelisten der Talkshows der letzten Woche zeigt, wie oft die AfD eingeladen wird, während andere wichtige Stimmen fehlen. Beispiele:

  • Am 28. Januar war die CDU/CSU gleich zweimal vertreten.

  • Am 29. Januar kam die SPD zu Wort.

  • Am 30. Januar durfte die AfD zum ersten Mal auftreten – und tauchte am 2. Februar erneut auf.

Diese Aufstellung zeigt: Während die demokratischen Parteien wechselten, wurde die AfD fast routinemäßig eingebunden. Diejenigen, die wirklich betroffen sind – wie migrantische Communities, Aktivist*innen oder „Omas gegen Rechts“ – blieben völlig außen vor. Sie bekommen keine Gelegenheit, ihre Perspektiven zu teilen oder den Hass, dem sie ausgesetzt sind, öffentlich anzusprechen.

False Balancing: Wenn Rassismus als „Sorge“ durchgeht

Dieses Phänomen nennt sich False Balancing. Rechtsextreme werden wie „normale“ politische Kräfte behandelt, obwohl sie systematisch demokratische Grundwerte angreifen. Eine Partei, die Rassismus, Hetze und Desinformation verbreitet, darf sich in Talkshows inszenieren, als sei sie Teil eines legitimen Diskurses.

Rassismus wird dabei nicht klar als solcher benannt. Stattdessen wird er als „legitime Sorge“ verkauft. Und wehe, jemand wagt es, diesen gefährlichen Kurs laut zu kritisieren. Dann schlägt das Tone Policing zu: Aktivistinnen oder Gäste, die emotional oder engagiert reagieren, werden als „zu laut“, „zu aufgebracht“ oder „zu unhöflich“ dargestellt. Währenddessen dürfen rechte Politikerinnen ihre menschenfeindlichen Thesen in seichtem Ton verbreiten und werden noch dafür gelobt, wie „sachlich“ sie bleiben.

Das Resultat? Die Medien liefern eine kostenlose PR-Kampagne für die AfD – und machen sie für ein breites Publikum akzeptabel.

Die Rolle der Medien: Whitewashing statt Einordnung

Die Öffentlich-Rechtlichen – einst ein Garant für kritische Berichterstattung – machen sich durch ihr Verhalten zu einem Teil des Problems. Was wir hier sehen, ist nichts anderes als Whitewashing. Rechtsextreme Narrative werden verharmlost und als legitime Positionen dargestellt.

Ein Beispiel aus den USA zeigt, wohin das führen kann: Unter der Trump-Regierung wurde die Zerstörung demokratischer Werte von konservativen Medien wie Fox News aktiv unterstützt. Journalist*innen, die Kritik übten, wurden marginalisiert, während Fake-News-Portale wie Breitbart plötzlich Zugang zum Weißen Haus hatten. Der Effekt? Demokratiefeindliche Positionen wurden normalisiert – und demokratische Strukturen untergraben.

In Deutschland scheint man diesen Fehler zu wiederholen. Statt menschenfeindliche Positionen klar zu kritisieren, behandeln die Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen die AfD wie eine Partei wie jede andere. Dabei geht es längst nicht mehr um Meinungsfreiheit, sondern um die Normalisierung des Hasses.

Wessen Sorgen zählen?

Es ist frappierend, wie selektiv Medien darüber entscheiden, wer eine Stimme erhält. Während AfD-Politiker*innen regelmäßig eingeladen werden, fehlen andere Perspektiven völlig. Wo sind die „Omas gegen Rechts“, die seit Jahren gegen den Rechtsruck kämpfen? Wo sind die Stimmen der migrantischen Communities, die unter der menschenfeindlichen Politik der AfD leiden? Wo sind die Betroffenen, die täglich Rassismus und Diskriminierung erfahren?

Ihre Abwesenheit spricht Bände. Sie zeigt, dass ihre Sorgen und Kämpfe als weniger wichtig wahrgenommen werden – und dass ihre Menschlichkeit dadurch entwertet wird.

Was muss sich ändern?

Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk hat eine Verantwortung. Neutralität bedeutet nicht, Extremismus kritiklos darzustellen. Es bedeutet, demokratische Werte zu schützen und klar zu benennen, wenn diese angegriffen werden.

Talkshows müssen sich fragen: Tragen wir mit unseren Einladungen wirklich zur Meinungsbildung bei – oder bieten wir nur eine Plattform für Hetze? Redaktionen sollten sich überlegen, ob sie wirklich Erkenntnisgewinne schaffen – oder ob sie einfach nur die Bühne für den nächsten rechtsextremen Eklat vergrößern.

Fazit: Schluss mit dem roten Teppich für Rechts!

Es ist höchste Zeit, dass Medien ihre Verantwortung ernst nehmen. Talkshows müssen aufhören, die AfD zu normalisieren und damit menschenfeindliche Politik gesellschaftsfähig zu machen. Stattdessen sollten sie denjenigen eine Stimme geben, die von dieser Politik bedroht sind.

Denn die AfD wird nicht „entzaubert“, indem man sie einlädt. Im Gegenteil: Sie wird gestärkt. Und mit ihr wächst der Hass in unserer Gesellschaft. Wie lange wollen wir das noch zulassen?

Dieser Artikel basiert auf einer Analyse der Bildungsstätte Anne Frank, die aufzeigt, wie Medien durch ihre Bühne zur Normalisierung des Rechtsrucks beitragen – und welche fatalen Folgen das für unsere Demokratie hat.

https://www.instagram.com/p/DFrwSGzs74y/?img_index=1 (Opens in a new window)

Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und stellt keine rechtlich bindenden Aussagen dar. Die dargestellten Ansichten dienen ausschließlich der Information und Diskussion. Die verwendeten Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen. Trotz sorgfältiger Prüfung wird keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf die alleinige Wahrheit und ist im Sinne der Meinungs- und Informationsfreiheit zu verstehen.

0 comments

Would you like to be the first to write a comment?
Become a member of Mimikama DIREKT and start the conversation.
Become a member