Mit Mark Zuckerberg am Telefon
Ich habe mir gerade einen Tee gemacht und bin guter Dinge, einen neuen Beitrag zu schreiben. Da klingelt das Telefon, was an sich ja schon ungewöhnlich ist, wer telefoniert denn heute noch? Noch ungewöhnlicher ist aber, dass Mark Zuckerberg am anderen Ende ist.
"Hallo Maurice", sagt er mit dieser typischen Zuckerbergstimme, "Hallo Mark“, erwidere ich, "wie geht’s?". Ich vernehme ein Räuspern und ein leises "Nicht so gut".
"Ach", denke ich, "jetzt auch noch!" Haben wir nicht schon genug Elend auf der Welt? Kriege? Pandemie? Klimakatastrophe? Und jetzt auch noch ein Trübsal blasender Zuckerberg am Telefon?!
„Woher hat der überhaupt meine Nummer?“, frage ich mich kurz, aber dann fällt mir wieder ein, dass das ja Mark Zuckerberg ist und ihm Meta gehört, der kennt vermutlich alle Telefonnummern.
"Schwierig gerade?", frage ich, weil ich höflich sein will. "Ja, schon. Läuft gerade nicht so gut. Du weißt schon, TikTok ist jetzt der heiße Scheiß und Apple verdirbt uns unsere Werbeerlöse." Ich verdrehe die Augen und denke mir meinen Teil. "Scheiß Werbeblocker", höre ich ihn murmeln. "Hm?", frage ich scheinheilig. "Nichts, schon gut. Du, sag mal, du warst ja auch schon ziemlich früh bei Instagram dabei, habe ich gesehen, erstes Foto von 2010“.
„Damals konnte man noch Rahmen für die Fotos auswählen!“, sage ich lachend. „Ja, da gehörte Instagram uns noch nicht. Apropos Fotos“, Zuckerberg macht eine Kunstpause, „willst du nicht mal lieber mehr Videos posten?“.
„Nee, das liegt mir nicht so“, sage ich und höre förmlich, wie er sich auf die Unterlippe beißt. „Wir setzen jetzt voll auf Video, die ganze App wird umgebaut“, sagt er erwartungsvoll.
„Wegen TikTok? Ich finde das ja nicht so gut. Ich schaue mir gerne mal so eine Story an, aber nur noch Videos … nee …“.
„Denk doch noch mal darüber nach“, sagt Zuckerberg, „ich muss jetzt auflegen und mich ein wenig ums Metaverse kümmern.“
„Okay“, sage ich, „bis dann“, aber er hat schon aufgelegt.
Instagram soll jetzt also TikTok werden. So so. Ich will gerade mal schnell googeln, was es damit auf sich hat, lass es dann aber doch, aus Angst davor, dass der Sundar auch noch anruft. Dann muss ich dem wohlmöglich noch erklären, warum ich überall Google Analytics blockiere.
Mark schien mir schon ziemlich traurig zu sein. Noch trauriger sind aber alle bei Instagram und Twitter. Da werden die alten Zeiten herbeigesehnt, als Instagram noch Instagram war, nur mit Fotos. Schließlich wolle man doch genau das. Fotos von Freunden sehen!
Glaube ich nicht. Dann hätten ja alle noch ihre Blogs. Aber gut, denke ich, wenn ihr das alte Instagram wieder haben wollt, dann meldet euch doch bei Pixelfed (Opens in a new window) an. Offenes Protokoll, sieht aus wie das alte Instagram, funktioniert fast genauso, hat keine Werbung, kein Tracking. Keine App … oh … Aber im Browser geht’s.
Wird natürlich wieder niemand tun, oder nur kurz, wie bei Mastodon auch, als Elon so getan hat, als wolle er Twitter kaufen. Der Schlingel.
Also bleibt alles beim Alten. In dem Sinne, dass die Plattformen mit uns machen, was sie wollen, keiner das mag und trotzdem alle mitziehen.
Dann sehen wir uns also demnächst in einem Video bei Instagram oder Facebook, oder TikTok – ist ja eigentlich auch egal, wird bald alles wieder irrelevant sein, eins früher als das andere.
So, mein Tee ist ausgetrunken und der Text fertig. Den poste ich jetzt im Blog. Wie sich das gehört. Nach meinen Regeln, ohne dass mir jemand reinquatscht. Es könnte so einfach sein …