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Monkey Monday #9

Unsere Rente sieht alt aus

Foto: Wim van t' Einde

Im Wahlkampf spielte sie kaum eine Rolle: die Rente. Dabei ist der demographische Wandel und die unangemessene finanzielle Antwort, die wir bis heute darauf geben, eine der größten Herausforderungen für Gesellschaft und Politik in den nächsten Jahrzehnten. Denn mit der beschleunigten Verrentung der geburtenstarken Boomer-Jahrgänge, die in diesem Jahr Fahrt aufnehmen und 2031 mit dem Jahrgang 1964 ihren Gipfel erreichen wird, verschiebt sich das Verhältnis zwischen Rentenbeziehern und denen, die sie finanzieren, dramatisch. Halb ausgegorene Vorschläge wie etwa die Erhebung von Sozialversicherungsbeiträgen auf Kapitalerträge, immerhin die einzig vernehmbare Idee im Bundestagswahlkampf, werden der Herausforderung nicht gerecht. Was also tun?

Letzte Woche war angesichts des Wahlergebnisses von der Gefahr „österreichischer Verhältnisse“ die Rede. Das war auf die Koalitionsmöglichkeiten im Parlament gemünzt, bei denen in Wien nur mit größter Mühe eine rechtsextreme Regierung verhindert werden konnte und die FPÖ zwischenzeitlich sogar einen Regierungsauftrag hatte. So unerfreulich eine derartige Perspektive für den deutschen Bundestag wäre, so klar fällt aber der Vergleich mit Österreich bei der Rente aus. Hier wären österreichische Verhältnisse sehr erwünscht. Und das, obwohl das System ebenfalls stark auf dem sogenannten Generationenvertrag aufbaut. Warum also ist bei der Rente Felix Austria top und Piefkinesien flop? Ich habe einen Kurztrip zu unseren südöstlichen Nachbarn genutzt, um nachzufragen.

Grundsätzlich ist das Rentensystem in Österreich im Vergleich zu Deutschland solidarischer. Dies äußert sich dergestalt, dass die Beitragspflicht auch Selbständige und Beamte einschließt, außerdem ist der Beitragsanteil für Arbeitgeber höher als für Arbeitnehmer. In Deutschland liegt der Gesamtbeitrag bei insgesamt 18,6%, das heißt hälftig je 9,3% Arbeitgeber und -nehmer. In Österreich verteilt sich die Gesamtlast von 22,8% auf 12,55% für die Unternehmen und 10,25% für die Beschäftigten. Damit ist bei unseren Nachbarn eine Auszahlungshöhe von 87% vom letzten Einkommen möglich, während diese in Deutschland bei aktuell rund 52% deutlich niedriger liegt und im Hinblick auf die Alterung der Bevölkerung perspektivisch von der Bundesregierung schon einmal bei 48% eingefroren wurde.

Worin sich die Rentensysteme Deutschlands und Österreichs sonst noch unterscheiden und welche notwendigen Weichenstellungen sich daraus für die nächste deutsche Bundesregierung ergeben, schauen wir uns weiter unten an. Zunächst wie immer der Blick auf die Makrodaten dieser Woche.

Wochenausblick

Die meiste Aufmerksamkeit in dieser Woche dürften die EZB-Sitzung am Donnerstag und der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag erhalten. Die EZB-Zinsentscheidung, bei der weiterhin viel für eine weitere Einlagezinssenkung auf dann 2,50% spricht, könnte noch durch die heute veröffentlichten vorläufigen Inflationszahlen für Februar beeinflusst werden, die mit 2,4% bei der Gesamt- und 2,6% bei der Kernrate zwar im Sinken begriffen sind, aber immer noch Werte ausweisen, welche die EZB vor allzu schnellen Zinssenkungen, also etwa um gleich 50 Basispunkte, zurückschrecken lässt. Darüber hinaus werden die neuen Staff Projections, die quartalsweise aktualisierten Inflations- und Wachstumsprognosen der EZB-Volkswirte, eine Rolle spielen. Die Nonfarm Payrolls am Freitag dürften einen weiter sehr robusten amerikanischen Arbeitsmarkt zeigen, während der Hauptfokus auf den zuletzt kräftig (Monatsrate von 0,5%) gestiegenen Stundenlöhnen liegen dürfte. Eine weitere Zahl in dieser Größenordnung würde die Möglichkeit einer Zinssenkung der Fed am 19. März trotz der eher beruhigenden PCE-Daten der Vorwoche wohl vollständig vom Tisch nehmen.

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