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Achtung, grapschender Roboter!

Tachchen, hier schreibt Laura. Heute unter anderem über einen kurzen Clip, der im Internet viral ging. Eigentlich was zum Schmunzeln, wäre da nicht der Rassismus in den Kommentaren. (Naja, und generell die Kommentare.)

Auch t-online (Opens in a new window) postete den Clip. Darin sieht man die Journalistin Rawya Kassem neben einem humanoiden Roboter stehen. Er trägt den Namen Mohammed und es handelt sich dabei um den ersten männlich gelesenen humanoiden Roboter Saudi-Arabiens. Das Ganze fand auf der DeepFest-Messe in Riad statt. Der Roboter sollte dort präsentiert werden. Wurde er auch, aber nicht ganz so wie die Hersteller sich das gedacht haben dürften. Während einer Live-Übetragung bewegte der Roboter seine Hand und berührte Kassem am Po.

https://www.instagram.com/reel/C4YlarLxrd_/?utm_source=ig_web_copy_link (Opens in a new window)

Das ist leider ein kleines bisschen funny, weil: true. Man könnte auch sagen: Dieser “männliche” Roboter ist erschreckend realistisch gelungen. 🙃

In den sozialen Medien wird seitdem diskutiert, ob der Android das “mit Absicht” gemacht hat. Als Künstliche Intelligenz kann er nicht intentional gehandelt haben. Aber: Es könnte tatsächlich sein, dass er sich das Grapschen in der echten Welt abgeguckt hat. Wo Sexismus reingeht, kommt auch Sexismus wieder raus. Schließlich wird so eine KI von Menschen entwickelt und von Menschen programmiert. Und die Daten, mit denen sie gefüttert wird, spiegeln wiederum den in der Gesellschaft existierenden Sexismus wider. (In der taz gibt’s z.B. einen guten Artikel über den Bildgenerator Midjourney (Opens in a new window), bei t3n ein Interview über den Chatbot ChatGPT (Opens in a new window).)

Wie zum Beweis tummeln sich unter dem Video zahlreiche zutiefst misogyne Kommentare – insbesondere dort, wo mutmaßlich weibliche Nutzerinnen auf den möglicherweise zu Grunde liegenden Gender Bias hinweisen. Die rassistischen und antimuslimischen Kommentare unter dem Video sind jedoch genauso unerträglich. (Seriously, tut’s euch nicht an.)

Zwei Hände nähern sich einander an, ähnlich wie bei Michelangelos "Die Erschaffung Adams". Beide Hände sind grün-pink. Eine ist menschlich, die andere gehört zu einem Roboter. Der Hintergrund ist blau.

Natürlich kann es genauso gut sein, dass “Mohammed” einfach irgendeine Bewegung gemacht hat, und Kassem quasi zur falschen Zeit am falschen Ort stand. Trotzdem ist der Vorfall eine willkommene Erinnerung daran, dass Künstliche Intelligenz auch ein Thema für den Feminismus ist und erhebliche Herausforderungen mit sich bringt.

Wie gehen wir als Gesellschaft damit um, wenn es zu Übergriffen durch Roboter kommt? Sind das überhaupt “echte” Übergriffe? Und wie wollen wir andersherum damit umgehen, wenn echte Menschen in digitalen Räumen Gewalt ausüben – ohne physische Verletzungen, die man zur Anzeige bringen könnte?

Die taz berichtete (Opens in a new window) Anfang des Jahres über eine mutmaßliche Vergewaltigung im Metaverse. Eine Gruppe erwachsener Männer soll mit ihren Avataren den Avatar eines unter 16 Jahre alten Mädchens vergewaltigt haben. Das Mädchen soll der Polizei zufolge ähnliche Reaktionen wie in der realen Welt gezeigt haben. (Was die Unterscheidung in reale und virtuelle Welt an sich schon obsolet macht.)

Ich hätte große Lust, zu dem Thema Feminismus, KI und Metaverse eine Sendung zu machen. Was haltet ihr von der Idee? Welche Fragen habt ihr und wen würdet ihr gerne im Podcast hören?

Bis ganz bald!

Laura

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Foto: unsplash.com (Opens in a new window) / Cash Macanaya

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