Skip to main content

Newsletter #04 - Herbst auf ganzer Linie

Moin!

Schön, dass ihr da seid, und willkommen im Herbst. Während mein letzter Newsletter noch vor Sonne und blauem Himmel gestrahlt hat, ist inzwischen der Herbst eingekehrt. Und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich liebe es!
Also schnappt euch eure Decke, macht es euch mit einem Heißgetränk eurer Wahl gemütlich, und viel Spaß beim Lesen. 🍁

#1 / Lang gesagt / Auszug aus meinem Text “Zurück nach Wegert-Hallingen”

Die ersten Sonnenstrahlen des Tages tauchten die zurückgelassenen Takeaway-Verpackungen am Bahnsteig in ein bernsteinfarbenes Licht und die aufgeweichten Pommes vom Vorabend glänzten warm und golden. Doch in ihm blieb es an diesem Morgen dunkel.

Es war kein langer Weg: durch die Terrassentür, den schmalen Weg am Feld entlang bis zur Allee, dann Bäume, Bäume, Bäume, 7 Minuten, um die Ecke und das Bahnhofsgebäude tauchte hinter den Buchen auf. So oft war er die Strecke gegangen, dass er sich vor seiner zuverlässigen Orientierung beinahe zu ekeln begann. Mit einer scharfen, schwarzen Kugelschreibermiene hätte er sie gerne ausgestrichen, wie die Telefonnummer aus einem Adressbuch, die vergessen werden sollte, zügig und unwiderruflich. Ein Besuch pro Jahr hatte ausgereicht und er lernte, dass es nicht möglich war, etwas vorsätzlich zu vergessen. Er lernte es mit Bedauern.

Der Wind ließ die Bäume der Allee unheilvoll schwanken. Etwas in ihren klagenden Ästen brachte ihn dazu, innezuhalten und er zwang seine Schultern, sich von dem Kiesweg abzuwenden. Für seine Eltern, deswegen war er dort, nur deswegen war er immer wieder zurückgekommen. Doch an diesem Sonntagmorgen, zwischen Frontscheibenfrost und reifbedecktem Laub, war er noch nicht bereit, nach Hause zu kommen.

Sein Schritt hallte nicht von den Häuserfassaden wider, er wurde von den Hortensienbüschen verschluckt, vielleicht saugten sie ihn sogar auf, gierig und seltsam schadenfroh. Er lief mittig auf der Straße, darauf bedacht, gleichzeitig einen möglichst großen Abstand zu beiden Häuserreihen zu wahren. Weit genug weg von Haustüren mit getöpferten Familiennamensschildern, weit genug weg von Küchenfenstern, hinter denen ein Esstisch mit Brötchen und gekochten Eiern gedeckt wurde.

Es musste in der Achten gewesen sein, vermutlich Juli oder August, denn an Sommertage erinnerte man sich tendenziell am meisten. Sie hatten die Rucksäcke im Flur abgeworfen und sich ein unabgesprochenes Wettrennen in die Küche geliefert, immer voll Energie, immer hungrig, wie pubertierende Jugendliche nun einmal waren. Er war schon zu Grundschulzeiten oft nach der Schule mit ihm nach Hause gegangen, damals gingen sie noch in die gleiche Klasse.

„Du hättest zuerst fragen sollen, bevor du jemanden zum Mittagessen mitbringst.“ Die Mutter seines Freundes war im Holzrahmen der Tür aufgetaucht und umklammerte mit ihrer Faust ein Küchenhandtuch, so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß anliefen. Es war ein unverhältnismäßiges Bild – einen so leichten Gegenstand mit so viel Kraft festzuhalten.
„Aber ich muss doch nie fragen“, er sah seine Mutter verwirrt an, die Mutter sah ihn angespannt an, nur den unerwünschten Gast am Tisch, den sah keiner an.
„Ich habe nicht genug gekocht“, log die Mutter, verließ den Türrahmen und stellte sich vor den Herd, auf dem das halbe Kilo Nudeln möglichst leise köchelte, als wollte es sich selbst von der Situation distanzieren.
„Dann sehen wir uns morgen in der Schule“, sein Freund war bereits aufgestanden, um ihn zur Tür zu bringen. Mit einem Schulterzucken, das sagte: Ist doch keine große Sache. Doch in diesem Moment wurde die Sache, die eigentlich keine große war, plötzlich himmelhoch.

-

Und wenn dir der Text bis hierhin gefallen hat, schon mal ein kleiner Teaser… Wenn alles glatt läuft, wird es den kompletten Text Zurück nach Wegert-Hallingen noch vor Weihnachten in meinem Shop als Printausgabe geben. Bleibt also gespannt, ich sage dann rechtzeitig Bescheid 😉

#2 / Rückblick

Im letzten Monat ist eine ganze Menge passiert, hui. Ich bin zum Beispiel mit dem Zug unter einem Meer durchgefahren (Urlaub in London – schön war das!) und ich durfte bei zwei Landesmeisterschaften im Poetry Slam partizipieren. Der NRW Slam in Düsseldorf war fulminant, und ich hatte eine wunderbare Zeit! Da ich nicht mehr in Hessen wohne, durfte ich am Hessenslam zwar nicht teilnehmen, aber dafür ein Halbfinale moderieren. Das war schön, Meisterschaften sind schön. Nicht wegen des Wettbewerbs und des nicht zu leugnenden Drucks, der damit einhergeht, sondern wegen des Klassenfahrt-Charakters. Liebe Menschen wiedersehen, ein Wochenende zusammen verbringen und genießen, was Poetry Slam alles bewirken kann – zum Beispiel das Entstehen von Freundschaften. 🥰

#3 / Kurz gesagt / “Lass den Herbst hinein”

In jedem Schritt liegt sacht ein Wispern,
wo Laub durchnässt an Sohlen klebt,
in Dunkelheit getauchter Nebel,
ein kühler Hauch vorm Fenster steht.

Lass ihn herein und mach ihm Tee,
er kann dir viel erzählen,
hat er doch seit dem letzten Jahr
für wahr so viel gesehen.

Am Feuerschein zieht er die Stiefel
und auch die nasse Jacke aus,
ein Wind streift sich von seinen Schultern
und trägt den Duft durchs ganze Haus,
den du wohl nie vergessen hast
und kennst, seit du ein Kind noch bist.
Ein Lächeln spiegelt still dein Herz,
du weißt, dass jetzt der Herbst da ist.

-

Dir gefällt, was du hier liest? Das freut mich! Falls du gerne noch öfter Texte von mir lesen möchtest, werde doch Mitglied auf meiner Steady-Seite! Du kannst mich dort mit einem monatlichen Beitrag unterstützen und erhältst dafür exklusiven Zugang zu ganz viel Bonusmaterialien wie unveröffentlichten Texten und Illustrationen, Kunst-Tutorials und vielem mehr. Schau doch gerne mal vorbei 😊

#4 / Neues aus dem Otterbau

Ganz neu und frisch erdacht, gibt es jetzt wöchentlich ein “Produkt der Woche” in meinem Shop. Auf das Produkt der Woche erhaltet ihr in der jeweiligen Woche sage und schreibe 25 % Rabatt 🎉 Kommende Woche ist es, passend zur Jahreszeit natürlich, die “Hallo Herbst”-Karte. Jeden Montag veröffentliche ich auf Instagram unter @otterkind_design (Opens in a new window) welcher Artikel zum Produkt der Woche wird.

Schaut doch gerne mal in meinem Shop (Opens in a new window) vorbei, neue Weihnachtskarten sind inzwischen übrigens auch online 😉

#5 / Gelesen & Geliebt

Der Astronaut von Andy Weir (Opens in a new window)

In den letzten Jahren hat sich ganz leise und unauffällig bei mir eine Leidenschaft für alles entwickelt, was mit Raumfahrt zu tun hat. Es ist ein bisschen verrückt, aber ich genieße es – vor allem mit solchen großartigen Büchern wie Der Astronaut von Andy Weir. Nachdem ich Der Marsianer von ihm schon unglaublich gerne gelesen habe (auch der Film ist sehr zu empfehlen), hat mich Der Astronaut ebenso umgehauen. Solltet ihr also irgendwo tief in euch eine Passion für den Weltraum entdecken, kann ich euch dieses Buch mit größtem Enthusiasmus weiterempfehlen!

#6/ Termine

15.10. Pitcher Slam Düsseldorf (Opens in a new window)

24.10. Dead or Alive Slam Aachen (Opens in a new window)

06.11. FZW Slam Dortmund (Opens in a new window)

#7 / Abspann

In jeden Abspann gehört ein guter Song. Aus gegebenen Anlass… ich denke, mehr muss ich nicht erklären 🎃

Noah Kahan - Halloween (Opens in a new window)

https://open.spotify.com/intl-de/track/5aeQMQDWe64gVnVYSOqW6A?si=6b49d5a9a7a34f12 (Opens in a new window)
Danke fürs Lesen

Zack, ist er schon wieder vorbei, mein Newsletter! Ich hatte auf jeden Fall Spaß und freue mich schon auf die nächste Ausgabe! Solltet ihr Fragen, Rückmeldungen oder Ideen haben, immer her damit. Antwortet einfach auf diese E-Mail.

Genießt den Herbst, alle lieben Grüße und bis bald 🍁

Lea

P.S. Alle bisherigen Newsletter findest du hier:

Topic Newsletter

0 comments

Would you like to be the first to write a comment?
Become a member of Lea Weber and start the conversation.
Become a member