Newsletter #02 - Pinselstrich & Vogelzwitschern

Hallo zusammen!

Newsletter Ausgabe Nummer Zwei! 🎉 Ich freue mich unglaublich, dass in den letzten Tagen so zahlreich auf “Newsletter abonnieren” geklickt wurde und ich nun einige neue Gesichter willkommen heißen darf. Schön, dass ihr da seid!

Ihr trefft mich gerade an meinem Schreibtisch an, denn zur Abwechslung bin ich mal wieder etwas länger zu Hause und nicht nur auf der Durchreise. Neben meiner Tastatur liegen Farbtuben und Pinsel, ein angefangenes Bild von gestern Abend, und ich genieße es momentan, mit einem guten Hörbuch und viel Zeit ins Malen zu versinken.

Aber jetzt wird nicht gemalt, sondern erst einmal getippt! Viel Spaß beim Lesen meines Newsletters. 🌻

#1 / Lang gesagt / Auszug aus meiner Kurzgeschichte “Heimwege”

Über dem Asphalt flimmerte die Luft hochsommerlich schwül und pollenreich. Alles, was kroch oder flatterte, hatte sich in den Schutz von Büschen und Bäumen verzogen, verharrte wartend und hoffte auf rettende Tropfen oder zumindest Schleierwolken. Es war einer dieser späten Augusttage, als sie ihn das erste Mal sah.

Den ganzen Vormittag über hatten sie auf die Lautsprecherdurchsage gehofft, die eine mit dem besonderen Klang, anders als die Pausenklingel oder der Feueralarm. Doch laut den Vorschriften des Kultusministeriums musste um 11 Uhr die Marke von 27 Grad im Schatten überschritten sein, erst dann durfte es Hitzefrei geben. Und so rutschten im Erdkundeunterricht der dritten Klasse 23 Kinderkörper auf verschwitzten Holzstühlen herum, in ständiger Erwartung und Ungewissheit, denn keiner von ihnen hatte ein Thermometer dabei gehabt.

An diesem Nachmittag waren die Straßen leer, bis auf die dehydrierten Mädchen und Jungen der Stemmwalder Grundschule auf ihrem Heimweg. Mia trug ihren rechteckigen Schulranzen nur über einer Schulter, um die sich aufstauende Wärme am Rücken zu vermeiden. Die Schulterhaut unter dem Riemen war schon sonnenbrandrot gerieben, der Atlas machte sich bemerkbar. Ihre Sitznachbarin war vor zwei Ecken abgebogen und wäre sie zu diesem Zeitpunkt nicht allein gewesen, so denkt sie heute daran zurück, sondern weiter mit ihren Freundinnen ins Schmieden von Freibadplänen vertieft, wäre ihr der Schatten am Gehwegrand vermutlich nicht einmal aufgefallen.

Dunkel und scharfkantig lag er da, bewegungslos wie Mia selbst, die ganz unbewusst zum Stehen gekommen war. Ruckartig drehte sie sich nach hinten um, dann zu allen Seiten, doch die Straße war komplett leer. Mit zusammengeballten Fäusten rieb sie sich die Augen und trat näher. Einen Schritt und einen weiteren, bis sie neben ihm stand und ihren eigenen Schatten an seine Seite legte. Jetzt erkannte sie die Silhouette deutlich, glich sie ihrer eigenen doch in vielerlei Hinsicht. Sie waren beinahe gleich groß, nur um wenige Zentimeter überragte sie ihn, den Schatten in der Mittagssonne, ohne jemanden, der ihn warf.

Trotz hoher Temperaturen und der ganzen Welt in ihrem Rucksack rannte Mia nach dieser Begegnung den ganzen restlichen Weg nach Hause und berichtete ihrer Mutter atemlos, gleichermaßen vor Anstrengung und Begeisterung, von ihrer erstaunlichen Entdeckung. Da Erwachsene jedoch nur schwer an Dinge glauben, die sie nicht mit eigenen Augen gesehen haben, und noch schwerer an solche, die ihre Kinder mit eigenen Augen nicht gesehen haben, lächelte Mias Mutter nur beschwichtigend und schenkte ihrer Tochter ein großes Glas Wasser ein.

#2 / Rotkehlchen-Liebe, digital illustriert mit Procreate

#3 / Kurz gesagt / “Fifty-Fifty”

Manchmal schaue ich in den Spiegel
und sehe so erwachsen aus,
manchmal schaue ich in den Spiegel
und sehe noch ein Kind.
Ich bin in einem Alter,
in dem ich wohl ein Dazwischen bin,
fünfzig Prozent verloren
und fünfzig selbst bestimmt.

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#4 / Neues aus dem Otterbau

Nachdem mein Onlineshop während meiner Stipendiumszeit nur im Light-Format online war, ist er nun endlich wieder bis oben hin gefüllt, mit inzwischen sage und schreibe 100 Artikeln. Ich war selbst überrascht von dieser Zahl, aber freue mich auch sehr zu sehen, wie der Otterbau in den drei Jahren seines Bestehens gewachsen ist. Vor ein paar Tagen sind zwei neue Karten in meinem Shop eingezogen, und eine davon ist das Rotkehlchen, das ihr eben schon gesehen habt. Es fühlt sich auf seiner Postkarte aus Graspapier auf jeden Fall sehr wohl und freut sich schon darauf, bald in neue Abenteuer zu flattern. Stattet dem Rotkehlchen doch gerne mal einen Besuch ab unter www.otterkinddesign.etsy.com (Opens in a new window) 🌿

#5 / Noch mehr fürs Auge

Juhu, meine Abschlusslesung ist online! 🎉
Am 24. Juni habe ich mein Aufenthaltsstipendium des Hessischen Literaturrats in Lauterbach mit einer Lesung beendet. Diese wurde aufgezeichnet und kann nun allumfassend konsumiert werden. Falls ihr mir also schon immer mal 1,5 Stunden beim Reden zuhören wolltet, habt ihr jetzt die Chance dazu. Ich kann es nur empfehlen, es war wirklich toll 😉

#6 / Gelesen & Geliebt

Gestern Abend erst zu Ende gehört: 22 Bahnen von Caroline Wahl (Opens in a new window).

Hui, hat mir das gut gefallen! Ich gehe an stark gehypte Bücher inzwischen etwas vorsichtig heran und freue mich dann umso mehr, wenn sie jedem lobenden Wort, das ich zuvor über sie gehört habe, vollkommen gerecht werden. Eine wunderbar herzliche, traurige, aber vor allem berührende Geschichte mit einzigartigen und liebenswerten Charakteren. Dazu ein ganz besonderer Schreibstil, der bei mir im Kopf auf jeden Fall noch nachhallt. Und Halleluja, es gibt bereits eine Fortsetzung!

#7 / Abspann

In jeden Abspann gehört ein guter Song. Und wenn ihr 2 Minuten glückliches Sommergefühl möchtet, kann ich euch folgendes Lied sonnigwarm empfehlen:

Mitski - Strawberry Blond (Opens in a new window)

Zack, ist er schon wieder vorbei, mein Newsletter! Ich hatte auf jeden Fall Spaß und freue mich schon auf die nächste Ausgabe! Solltet ihr Fragen, Rückmeldungen oder Ideen haben, immer her damit. Antwortet einfach auf diese E-Mail.

Genießt die Sonne, alle lieben Grüße und bis bald ☀️

Lea

P.S. Alle bisherigen Newsletter findest du hier: