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XV. Nicht nur zur Weihnachtszeit

Wenn es weihnachtet, kommt in guter deutscher Tradition auch ein Zwang nach dem anderen um die Ecke. Obsessives Verspeisen der immer gleichen Speisen, ritualisierte Abläufe, die dennoch jedes Jahr dieselbe Gefahr laufen, zu misslingen und IST DER BAUM AUSREICHEND GESCHMÜCKT?! 1952 verpackte Heinrich Böll mit psychologischem Scharfsinn und loriotscher Beobachtungsgabe alles, was zu Weihnachten in Nachkriegsdeutschland zu sagen ist mit seiner Geschichte _Nicht nur zur Weihnachtszeit_ in ein großes kleines literarisches Geschenk, welches wir nun auspacken. Dabei wird so allerhand deutlich, nämlich dass wir womöglich immer noch in Nachkriegsdeutschland leben. Traumata und Neurosen werden nicht nur in Individuen, sondern in Familiensystemen und ganzen Kulturgemeinschaften gespeichert und weitergegeben. Das erklärt, wieso viele von uns sich neben dem Weihnachtsbaum der Großmutter als Kinder noch gefühlt haben könnten, wie Wachsfiguren. Dass es bei den Themen Krieg, Verdrängung, traumatischer Neurose oder gar Psychose nichts zu lachen gibt, ist eigentlich klar, wird aber in Bölls Satire widerlegt. Etwas anderes können wir euch zum alljährlichen WICHTIGSTEN FEST auch nicht raten: Trotzdem lachen. (Und weinen.)

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