Zwirnsknäuerl und gfäude Mühch
Unter einem Schibboleth (Opens in a new window) versteht man ein Wort, einen Ausdruck oder einen Satz, das oder der nur von in einer bestimmten Gegend Aufgewachsenen unfallfrei und vor allem in der Wahrnehmung anderer Einheimischer akzentfrei ausgesprochen werden kann.
Für Wien gilt “Zwirnsknäuerl” als besonders schwieriges Schibboleth.
Darauf aufbauend habe ich jetzt ein Schibboleth-Gedicht geschrieben, an dessen Vortrag meines bescheidenen Erachtens nach jeder Nicht-Wiener, vielleicht mit Ausnahme einiger sprachgewandter Ostösterreicher, scheitern muss ; )
Ein Wiener Schibboleth
A Zwirnsknäuerl
Und füü zfüü Gfüü,
A gfäude Mühch,
A båtzn Gwüh.
A murdstrum Bahöö,
Na, pfiat di Gott!
A gmahde Gstettn,
A oida Droht.
A Gööd vom Göd.
A Gschamstara,
Der zuwekräut -
So a Trara!
A rennata Schmäh,A zspraglta Scheam
Und hawe Geing.
Des is mei Wean.
Harald Havas, 2023
Für Nicht-Heimische und nicht völlig Wienerisch-firme WienerInnen hier eine Übersetzung:
Ein kleines Knäuel Zwirn
Und viel zu viel Gefühl
Faulige Milch
Eine große Menschenmenge
Irrsinniger Lärm
Na, so was aber auch!
Ein gemähtes, unbebautes wildes Grundstück
Ein alter Draht
Geld vom Taufpaten
Ein Galan/Liebhaber
Der sich zudringlich nähert
So ein Spaß/komischer Vogel!
Humorvollen Unterhaltung
Eine zerteilte Scherbe
Und süßliche Violinen
Das ist mein Wien