Nachrichten von und mit KI: Der Mensch hinter KInews24.de
Oliver Welling ist der menschliche Kopf von KInews24.de (Opens in a new window). Auf der Website veröffentlicht er jeden Tag kuratierte News und Tools rund um das Thema KI. In Deutschland gibt es kaum eine vergleichbare Publikation zu künstlicher Intelligenz. Das Besondere ist aber nicht nur der Inhalt, sondern auch das Redaktionsteam: Oliver Welling arbeitet ausschließlich mit künstlichen Kolleg:innen. Wie macht er das, und was treibt den Gründer, KI-Experten und Science-Fiction-Fan an? Wir haben uns bei Kaffee und Spekulatius unterhalten.
Tanja Deuerling: Wieviel Oliver steckt in den KInews24.de (Opens in a new window)?
Oliver Welling: Im Moment steckt sehr wenig Oliver in den KI News. Das ist der Tatsache geschuldet, dass die KI News von KI geschrieben werden. Das heißt, ich kuratiere die Themen, ich kuratiere die Texte, ich schaue, welche Forschungen es gibt und wähle das Interessanteste aus. Aber ich halte mich mit meinem Sein, mit meiner Meinung, mit meinem Wissen weitgehend raus, sondern lasse KI schreiben. Deswegen stecken in den KI News sehr viel Liebe und Herzblut von mir, aber in den Texten vor allem KI.
Tanja: Was heißt das konkret? Was machst Du, was macht die KI?
Oliver: Ich lese unheimlich viel, bevor ich überhaupt anfange. Ein konkretes Beispiel: Die Krise bei Open AI. Ich schaue bei X und recherchiere. Am Ende kopiere ich aus den verschiedenen Quellen Informationen und sammle alles in einem Dokument. Dann nehme ich das Dokument, schmeiße es in ein Tool und sage: schreibe mir daraus bitte einen strukturierten Text. Ich habe also einen sehr langen Prompt, damit die Maschine das tut, was als Text herauskommen soll.
Tanja: Welche Tools nutzt Du?
Oliver: Ganz viele. Logischerweise ChatGPT, die Mutter aller Tools. Dann gibt es die Firma Anthropic mit dem Tool Claude 2. Es gibt Perplexity, es gibt BART und Bing. Es gibt ganz viele unterschiedliche KIs, die in der Lage sind, Texte zu generieren. Aktuell würde ich sagen, die besten Ergebnisse erreicht man in einer Kombination aus mehreren.
Tanja: Und wie gewährleistest Du, dass diese Tools nicht irgendeine Halluzination erzeugen, also Unsinn produzieren?
Oliver: Ich lese natürlich den Artikel, wenn er fertig ist.
Tanja: Da Du die Inhalte vorher, also bevor KI sie verarbeitet hat, gelesen hast, kannst Du sie beurteilen?
Oliver: Genau. Vor Halluzinationen ist man einfach nie gefeit. Neulich habe ich für eine Kundenpräsentation zum Einsatz von KI in einem mittelständischen Unternehmen Beispiele für den erfolgreichen Einsatz von KI in einem bestimmten Segment gesucht. Und siehe da, ich bekam drei Beispiele, bei denen ich dachte, das klingt super! Gott sei Dank habe ich nochmal gegoogelt und festgestellt: alle drei Beispiele waren halluziniert. Keins davon war real. Man muss wirklich immer prüfen, was man übernimmt. Wenn man ganz viele Infos vorgibt, so wie ich das bei den KI-News mache, dann ist die Ausgabe mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit richtig.
Man muss wirklich immer prüfen, was man übernimmt. Wenn man ganz viele Infos vorgibt, dann ist die Ausgabe mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit richtig.
Tanja: Wie gehst Du mit der Rechtefrage um? Schließlich benutzt Du Inhalte von anderen?
Oliver: Das ist im Moment tatsächlich eine Grauzone, in der sich alles bewegt. Das ist noch lange nicht geregelt. Meine Haltung für meine Arbeit ist: Ich will Wissen über KI für alle zugänglich machen, ich bereichere mich da nicht. Ich nutze öffentlich zugängliches Material und Querverweise oder kennzeichne Quellen. Bei Forschungsergebnissen hilft nur ein tiefer Blick ins Studienpapier - das bleibt Arbeit, auch mit KI.
Tanja: Du machst die KI News als One-Man-Show, wenn ich die künstlichen Personen nicht mit einrechne …
Oliver (lacht): ... ja, sonst sind wir viele …
Tanja: Wieviel Zeit brauchst Du?
Oliver: Die Arbeitszeit pro Artikel hängt ein bisschen von der Datenlage am Start ab. Es kann sein, dass ein Artikel in 20 Minuten online ist. Es kann aber auch mal sein, dass ich für einen Artikel zwei Stunden brauche. Mein Tagesrekord waren 15 Artikel. Aber ich versuche, mich zu bremsen. Im Moment bin ich bei drei, vier, manchmal fünf Artikeln pro Tag.
Tanja: Und das ist komplett kostenfrei?
Oliver: Das Angebot ist komplett kostenfrei. Es gibt auch keine Werbung im Angebot.
Tanja: Warum machst Du das?
Oliver: Wenn ich sage, aus Freude, weiß ich nicht, ob das eine legitime Antwort in einem Interview ist. Ich habe einfach total Spaß daran. Ich finde KI unglaublich faszinierend. Meinen ersten Chatbot hatte ich 1987. Damals hieß die Software ELISA, was das erste Programm war, mit dem man tatsächlich chatten konnte. Das gab es schon 1967, da war ich noch nicht auf der Welt. 20 Jahre später war es ein Tool, mit dem man sich unterhalten konnte. Im letzten Jahr ging dann ChatGPT los, und es brodelte in mir, weil IT seit 30 Jahren mein Lebensthema ist. Mir ist aufgefallen, dass es in Deutschland außer The Decoder (Opens in a new window) keine einzige Seite gibt, die sich nur um das Thema Künstliche Intelligenz in dieser Themenbreite kümmert.
Tanja: Du baust natürlich auch ein unglaubliches Wissen auf …
Oliver: Ja, ich werde als Speaker zum Thema KI eingeladen und berate Unternehmen beim Einsatz von KI auf Basis der individuellen Use-Cases. Da helfen mir die KI News natürlich sehr, den Überblick über die breite Palette an KI-Tools zu behalten. Und ich freue mich, dieses Wissen zu teilen.
Tanja: Du siehst jede Entwicklung von KI. Wie schaust Du als Oliver darauf?
Oliver: Einerseits mit einer sehr großen Faszination: Wow! In was für einer kurzen Zeit sich das gerade entwickelt. Aber genau das macht mir ein bisschen Sorge. Man muss ja nicht nur forschen, man muss die Forschungsergebnisse umsetzen, man muss ethische Fragen und viele weitere Themen bedenken. Ich bin mir nicht immer sicher, ob die handelnden Akteure wirklich diese vielen unterschiedlichen Herausforderungen betrachten.
Tanja: Du bist ein Science-Fiction-Fan, richtig?
Oliver: Oh ja, sonst würde ich das hier nicht tun (lacht). Ich bin 1968 geboren, Science-Fiction war damals etwas Positives: Raumschiffe, fliegende Autos, die Zukunft war aufregend. Inzwischen ist Science-Fiction Dystopie. Es gibt kaum einen Science-Fiction-Film, der nicht in irgendeiner Naturkatastrophe, in irgendeiner Alien-Invasion endet. Das finde ich ganz schrecklich. Für mich war Science-Fiction etwas, worauf man sich freute. Deswegen auch die Leidenschaft für KI.
Für mich war Science-Fiction etwas, worauf man sich freute. Deswegen auch die Leidenschaft für KI.
Tanja: Gibt es etwas, wovon Du als Kind geträumt hast und das es jetzt tatsächlich gibt?
Oliver: Klar. Einer meiner Lieblingsfilme ist 2001, A Space Odyssey von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1968. Großartiges Werk! In diesem Film dreht die KI durch und verweigert den Raumfahrern im Raumschiff den Dienst. Man konnte mit der KI sprechen, und das gibt es jetzt wirklich: Ich habe eine App von Open AI, ChatGPT, und ich unterhalte mich mit der. Wenn ich wie heute zu Dir anderthalb Stunden mit dem Auto fahre, dann kann ich mich mit ChatGPT auf einem unfassbaren Level unterhalten.
Tanja: Worüber habt Ihr Euch unterhalten?
Oliver: Über KI. (lacht)
Tanja: Letzte Frage, Oliver. Wie künstlich ist Dein Leben?
Oliver: Null. Wir haben drei Hunde, ich bin total viel in der Natur unterwegs. Ich habe das große Glück, dass wir in Schleswig-Holstein zwischen zwei Meeren leben, der Ostsee und der Nordsee. Mein Leben außerhalb meiner Arbeit ist überhaupt nicht von KI geprägt.
Tanja: Vielen Dank, Oliver!