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Mein Lesejahr 2024

Es ist der 27. Dezember, gerade habe ich einen Text über mein Schreibjahr getippt (der kommt in den nächsten Tagen) und eigentlich wollte ich darin auch meine liebsten Bücher erwähnen. Aber wie das so ist: Es wurde etwas länger. (Deshalb schreibe ich ja Romane, da stört das nicht so.) Und während ich das Schreibjahr schon ganz gut Revue passieren lassen konnte, bin ich mit dem Lesejahr ja noch gar nicht ganz fertig. Ich habe da diesen Tick, bis Silvester unbedingt meine angefangenen Bücher beenden zu wollen - in diesem Fall wären das Nummer 51 und 52. Ja, genau. 52. Da hüpft mein innerer Monk schon ein bissel.

Eigentlich wollte ich ja gar nicht (mehr) so viel lesen. Das artet nämlich manchmal in regelrechten Stress aus. Warum müssen auch ständig so viele schöne Bücher erscheinen? Immerhin habe ich es in den letzten Wochen geschafft, nur noch zum Streicheln in den Buchladen zu gehen. Ich habe meinen SUB abgebaut, also nicht indem ich die Bücher alle gelesen, sondern indem ich entschieden habe, welche ich noch lesen möchte. Bücher abbrechen - das war für mich der Skill in diesem Jahr. Den habe ich radikal praktiziert und hoffentlich irgendwen mit all den neuwertigen Exemplaren, die ich direkt wieder verkauft habe, glücklich gemacht. Ich selbst erwische ja bei Momox meist eher den sehr gut durchgeknuddelten Zustand. Ob weniger Bücher kaufen deshalb auf die Liste meiner Vorsätze wandert, kann ich noch nicht sagen, aber es bleibt das erklärte Ziel, mit meinem Regal auszukommen. Und da hilft es sicher, dass meine Ansprüche nicht direkt kleiner geworden sind - weil das Jahr 2024 eben nicht nur viele, sondern auch gute Bücher zu bieten hatte.

Und weil es so schade ist, viel zu lesen, aber wenig über die gelesenen Bücher zu sprechen, kommt hier mein Best of 2024, wobei ich anmerken möchte, dass die Reihenfolge voll und ganz dem Wirrwarr meines Kopfes entspringt (sehr gut dargestellt auf die nicht zum Text passenden Bilder) und keine Wichtung repräsentiert.

Die meist vertretene Autorin in diesem Jahr war Tess Tjagvad mit vier Büchern (“Circus-Grenaldi”-Dilogie und Band 1 & 2 von “Gold, Bright & Partners”, wobei Band 2 es mir besonders angetan hat) und eventuell habe ich hier eine neue Lieblingsautorin entdeckt. Nicht nur, weil sie gern Backsteine schreibt, sondern weil ich diese überhaupt nicht als zu lang empfinde - im Gegenteil.

Apropos Lieblingsautorin: Am meisten genossen habe ich “Delicate Dream” von Merit Niemeitz, die ich dann bei einer Lesung im Juli auch noch persönlich treffen und mir anhören durfte, mit welcher Hingabe sie das Schreiben praktiziert. Es ergibt so viel Sinn - ihre Gefühl fürs Detail, aber auch ihre Fähigkeit, diese Details erlebbar zu machen. Ich empfinde ja Beschreibungen schnell als überflüssig, in diesem Fall liebe ich sie über alles. Und ich bin immer noch der Meinung, jede Autorin und jeder Autor sollte anstelle von Schreibratgebern lieber mal ein Buch von ihr gelesen haben.

Die meisten Lacher hatte ich bei “Unwritten Love” von Teresa Sporrer und natürlich bei “Black Bird Academy 2” von Stella Tack. Und da ich inzwischen auch Buch Nr. 51 beendet habe, schließt sich hier “Fake Dates and Fireworks” von Kyra Groh noch an.

Wenn ich schon bei Kyra Groh bin, kann ich auch gleich die Kategorie größter Suchtfaktor abhaken, denn die “Fake Dates” und auch das vorher erschienene “Farbenrauschen” habe ich regelrecht weggeatmet. So richtig auseinandergenommen hat mich aber “Zeilenflüstern”, aus Gründen.

Mein bester Spontankauf war “The Romeo & Juliet Society” von Sabine Schoder - stand absolut gar nicht auf meiner Liste, was auch gut war, denn so konnte ich die Trilogie an einem Stück lesen. Unvorstellbar, diese Cliffhanger über Monate auszuhalten! (Könnte man eigentlich auch gut zu den weggeatmeten Büchern zählen.)

Ich bin eigentlich niemand, der bei Büchern losheult, geschafft hat es aber trotzdem eins: “In Case We Dare” von Tess Tjagvad hat mich auf so heftige Weise zum Weinen gebracht, weil es so schön war, aber auch, weil sich die Beziehung der beiden Hauptfiguren so echt und mit all ihren Fehlern auch so gesund angefühlt hat.

Den krassesten Plottwist hatte für mich “I want you to stay” von Stefanie Santer, mit einer wichtigen Thematik, mit deren Verwendung als Spannungselement ich kurz gehadert habe - um dann festzustellen, dass uns das Leben bei solchen Themen auch nicht schont. Und dass der Schocker an der Stelle schon gerechtfertigt war.

Ziemlich aufgewühlt hat mich neben “Zeilenflüstern” auch “Ava liebt noch” von Vera Zischke, ein bisschen außer der Reihe im Hinblick auf mein sonstiges Leseprogramm, auf die genau richtige Art kontrovers und feministisch as fuck. Damit kriegt man mich, keine Frage.

Am entspanntesten zu lesen waren für mich “Die Vermesserin der Worte” Katharina Seck, für das ich mir ganze vier Monate Zeit genommen habe, und “Bee my humble love” von Anna Konelli, das sicher auch mit ein paar Seiten weniger ausgekommen wäre, aber genau dadurch zu mir gesagt hat: Dann mach eben mal langsam. Du musst mich nicht in drei Tagen verschlingen.

Mein liebstes Selfpublishing-Buch war “Wie Worte auf beschlagenen Scheiben” von Marie Döling und Jennifer Ebbinghaus, auch wenn es ganz schön schwermütig war und mich das Ende damit nicht so sehr versöhnt hat, wie ich es mir gewünscht hätte. (Traurige Bücher brauchen Supderduperschmalz-Hach!-Kitsch, oder nicht?) Dennoch verdient dieses Buch einen Platz auf Augenhöhe … nee, Regalhöhe? … egal, jedenfalls dürfte es zwischen all den auf BookTok gehypten Verlagsbüchern gern ein bisschen mehr Scheinwerferlicht bekommen. Wunderschön gestaltet, noch schöner geschrieben.

Am meisten überrascht - im positiven Sinne - hat mich “Papercut Feeling” von Tarah Keys, das ich im Rahmen einer Leserunde erhalten habe. (Das nur zur Transparenz, den Platz in der Liste hat es sich aber auch so verdient.) Auf dem Spice-fixierten Markt ein Buch mit einer Protagonistin aus dem Ace-Spektrum herauszubringen, ist wahrscheinlich mutig, ganz sicher aber herzerwärmend, weil es eine unglaublich achtsame und liebevolle Geschichte geworden ist.

Zu guter Letzt (es fühlt sich wirklich falsch an, das so zu schreiben, kann mal bitte jemand den Duden überarbeiten?) durften natürlich auch ein paar Bücher von Kolleginnen, ach, was rede ich, Freundinnen bei mir einziehen. Da hätten wir “Herzflüstern” von Gabriella Sander, das ich bereits testlesen durfte und das sich wie eine Umarmung anfühlt - am Strand, im Winter, bei Sturm. Außerdem “A Joyful Summer” von Trisha Brown, das schmerzhafte Themen nicht nur aufgreift, sondern wirklich schonungslos auseinandernimmt, mich beim Lesen aber eher zusammengesetzt hat.

Und jetzt hätte ich es fast vergessen, aber zusätzlich durfte ich ja noch die Manuskripte meiner Freundin Sara testlesen (wem das nicht vergönnt ist, der findet dafür auf ihrem Blog purEmotion (Opens in a new window) Texte über das Schreiben, über Kunst, was in dem Fall das Gleiche ist, und monatliche Kurzgeschichten), und ich wünsche mir sehr, dass daraus eines Tages Bücher werden. Nicht nur, weil ich einen kleinen Crush auf den Vater der Protagonistin habe (ja, so alt bin ich jetzt; eines Tages wird man mich verstehen, und dann werde ich rufen: MEINS!), sondern auch, weil es eine wirklich außergewöhnliche Geschichte ist. Eine, die zu recht nicht auf Zehenspitzen geht, und die sich hoffentlich ihren Weg gebührend freisprengen wird, wenn sie so weit ist.

Was für ein grandioses Lesejahr! Und was für ein Glück, dass mein SUB mittlerweile wieder angewachsen ist. Es war ja Weihnachten. Und Silvester steht vor der Tür. Bis dahin freue ich mich auf Buch Nr. 52!

Aber weil ich ein neugieriger Mensch bin, würde mich schon interessieren: Welche Bücher haben dich in diesem Jahr besonders bewegt, berührt, bezaubert? Schreib mir gern einen Kommentar oder antworte auf die Mail, falls du meinen Blog abonniert hast.

Danke für deine Zeit! Wir lesen uns dann die Tage nochmal.

Deine Karla 🤍