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Gespensterbrief #24

Hinter dem Vorhang

Ausstellungsmonat Juni. Wir gehen rein.

Aufbau. Wir betreten die Halle für Kunst. Für rund vier Wochen wird sie unser zu Hause sein. In der ersten Woche bauen wir auf, was wir in den letzten Monaten geschafft haben. In der kommenden Woche eröffnen wir. Tür auf, Vernissage. In Gesichter blicken, ein paar Hände schütteln und erzählen. Am Freitag schreiben wir. Schreib-Performance. Und am Montag darauf noch einmal. Dann vergeht eine Woche und wir lesen zum Abschluss. Lesung. Abbau.

Das ist der Plan, den ich in meinem Kopf habe. Was dahinter steckt, mitgedacht werden muss, ist noch so viel mehr. Meine Tage bestehen aus Listen.

  • Sektgläser leihen

  • Aufnahmegerät und Stativ mitnehmen

  • Punkt X in den nächsten Förderantrag aufnehmen

  • Hafermilch nachkaufen

  • Fotos versenden

  • Text beenden

  • überhaupt erstmal Text beginnen

Und so weiter. In der Liste steht auch, dass ich einen neuen Gespensterbrief schreiben und versenden möchte. Also dann.

Ein Brief

Mein liebes Gespenst,

wo anfangen? Lose Enden. Soll ich dir von allem erzählen? Ich will es versuchen.

Die Schreibreise mit Ina Steg war toll, aber natürlich zu kurz. Ich habe in einer Insta-Story von Isa Grütering (Opens in a new window) gelernt, dass man das, was wir tun, Workation nennt. Man fährt in den Urlaub, um dort zu arbeiten und verbindet das Angenehme mit dem Notwendigen und hofft, dass das Notwendige einem leichter fällt, weil man von Palmen oder Meer oder Bergen umgeben ist. Ich habe das in diesem Jahr schon einmal ausprobiert, nämlich auf einer dänischen Insel. Das klappte gut. Ina und mich verschlug es in den Nordwesten, nämlich nach Ostfriesland. Unsere kleine Ferienwohnung befand sich direkt über dem Otto Waalkes-Museum. Mein inneres Kind war an seinem Happy Place. Nachts hatten wir das Gebäude für uns allein. Mein erwachsenes Ich war glücklich.

Ich hatte mir unser Treffen ganz anders vorgestellt, als es am Ende wurde. Ich dachte, wir würden kurz einkaufen gehen, um uns dann für zwei Tage einzuigeln und zu schreiben. Dabei habe ich ganz vergessen, wie oberneugierig wir sind und alles ansehen wollen, was uns vor die Pupille springt. Im Anschluss wollen wir natürlich über alles reden, in der Zwischenzeit bekommen wir Hunger, müssen also essen gehen und unterwegs begegnet uns noch ein Buchladen in dem es auch Kaffee gibt und was soll man dann noch anderes tun, außer sich hinzugeben?

Erst am zweiten Reisetag, nachdem wir im Museum und stundenlang spazieren waren, fanden wir die Ruhe, um uns für ein paar Stunden hinzusetzen und die Lücken im bestehenden Manuskript zu schließen. Damit waren wir fein.

Unser "Von Februar von Februar” nenne ich nun auch gerne Hundert Menschen und ein Herz. Ina beschrieb sich selbst in einem ihrer Einträge so. Ich finde, es beschreibt uns als freie Künstlerinnen gut. Was meinst du?

Ich merke, dass ich es nicht schaffe, von allem zu erzählen. Es sind so reiche Tage. Und obwohl ich mir oft Ruhe wünsche, wie auch immer sie sein soll, so sorge ich verlässlich dafür, immer etwas um die Ohren zu haben, auf das ich hinarbeite.

Bald mehr.

🖤

Nach h a l l

Im Juni stellen wir aus, schreiben und lesen. Wer da ist und kommen möchte, ist herzlich eingeladen, in die Halle für Kunst (Opens in a new window) nach Lüneburg zu kommen und das Wortkollektiv (Opens in a new window) zu besuchen. Ich würde mich freuen.

Flyer. Große Buchstaben: W K. Darüber blass ein offener Mund. Text: Nachhall. Wortkollektiv @ Halle für Kunst. Vernissage Montag, 10.6., 19 Uhr. Schreib-Performances Freitag, 14.6. und Montag, 17.6., jeweils 17 - 21 Uhr. Lesung, Montag 24.6., 19 Uhr (Opens in a new window)

Bis bald, eure J.

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