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Streuobstwiesen und Osterstörche

Hallihallo,

ich melde mich heute aus der Wetterau bei dir. Ich habe mit der neuen Folge bis nach Ostern gewartet, weil ich mir dachte, dass du, falls du Ostern feierst, vielleicht sowieso erst einmal anderes zu tun hast.

Ich bin gerade bei meiner Familie in der Wetterau, und hier gibt es so viele tolle Sachen zu entdecken, dass ich mir dachte: Ich packe dich ein und nehme dich mit auf Reisen und wir schauen uns an, was hier so krabbelt, flattert und wächst! Los geht's:

Streuobstwiesen, so weit das Auge reicht

Die Wetterau liegt in Hessen, das Haus meiner Mutter liegt ungefähr eine Regionalbahnstunde nord-östlich von Frankfurt entfernt. Diese Region ist nicht nur für ihre Flussauen bekannt, sondern auch für die vielen Streuobstwiesen, die zum Teil aus uralten Baumbeständen zusammengesetzt sind. Rund 230.000 dieser hochstämmigen Obstbäumchen stehen hier in der Region herum – zur Freude von Mensch und Tier. Denn sie sehen nicht nur hübsch aus, sondern bieten auch viele wichtige Vorteile.

Wusstest du, dass es in Europa rund 3.000 Apfelsorten gibt? Im Handel findet man maximal 60, aber hier auf diesen Wiesen findet man viele alte Regionalsorten, die man in normalen Supermärkten gar nicht kaufen kann. Diese Äpfel dienen aber nicht nur als Abwechslung für unsere Geschmacksknospen, sondern sind auch ein Reservoir an genetischer Diversität für unsere normalen Kultursorten. Damit wird der Genpool der Standardsorten immer mal wieder aufgefrischt. Das trifft natürlich auch auf andere Obstsorten zu.

Pflanzen- und Tierarten gibt es hier natürlich viele, genau wie Pilze, Flechten und Mikroorganismen. In der Krautschicht findet man hier sehr viel Löwenzahn, Schaumkraut, Ziest, Frauenmantel, verschiedene Wegerich-Arten, viele Gräser, Gänseblümchen, Hahnenfußgewächse wie Butterblumen, auch Knoblauchsrauke und Taubnesseln wachsen hier überall.

An Insekten finde ich hier eine Menge Wanzenarten, Ameisen, Hummeln, Bienen und Wespen, etliche Käfer, viele unterschiedliche (Schweb-)Fliegen, Schmetterlinge wie Tagpfauenauge, Kohlweißling und Admiral, Gartenkreuzspinnen, Kürbisspinnen oder Streckerspinnen. Kröten und Frösche finden sich hier auch in der Nähe der zahlreichen kleinen Bäche, es gibt Blindschleichen und Waldeidechsen.

Streuobstwiesen sind sehr artenreiche Lebensräume, die sich häufig auch durch andere, die Landschaft strukturierende Elemente auszeichnen. Man findet hier viel Totholz, in denen Insekten brüten, was wiederum die Vögel freut. Überall finden sich Trockensteinmauern, Lesesteinhügelchen und Reisighaufen.

Hier leben Insekten, Eidechsen, zum Teil nisten Vögel in alten, großen Totholzstämmen. Wenn man aufmerksam durch die Gegend läuft, gerne auch sehr früh oder spät, kann man Höhlenbrüter wie den Steinkauz oder auch so einige Fledermäuse treffen. Übrigens ist der Steinkauz eine sogenannte "Leitart" für den Lebensraum Streuobstwiese. Leitart bedeutet, dass diese Art ganz besonders typisch für einen bestimmten Lebensraum ist. Durch das reiche Insektenangebot finden wir aber nicht nur fliegende Tiere, sondern auch Kleinsäuger wie Igel, Hamster oder Mäuse.

Überhaupt sind Streuobstwiesen Biodiversitätshotspots. Hier leben über 5.000 Tier- und Pflanzenarten, die aber mehr und mehr zurückgehen. Vor allem in den 1980er Jahren wurden viele Streuobstwiesen in Deutschland dem Erdboden gleichgemacht worden, um Obstplantagen mit niedrigstämmigen "Bäumen" (mit "Baum" haben diese Pflanzen nicht mehr viel zu tun, finde ich) Platz zu machen. 

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