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Trump, Quimby und die Korruption

In einer klassischen Szene der Simpsons erhält der notorisch korrupte Bürgermeister Quimby ein Bestechungsgeld von der Mafia (Opens in a new window). Er bedankt sich höflich und verweist einzig als Stilkritik darauf, dass er sein Geld zukünftig doch lieber in einem unauffälligen schwarzen Koffer erhielte anstatt in einem Stoff-Sack mit aufgedrucktem Dollarzeichen.

1998, als diese satirische Szene erschien (Opens in a new window), gab es natürlich bereits korrupte Menschen in Machtpositionen. Die gab es immer. Jetzt allerdings, über ein Vierteljahrhundert später, ist mit dem Trump-Regime ein US-Präsident an der Macht, der die Bestechlichkeit von Mayor Quimby als geradezu subtil, bescheiden und bodenständig erscheinen lässt.

Über den Wolken

Was seine Käuflichkeit angeht, geht Trump vor, wie er überall vorgeht: ohne Skrupel, ohne Einsicht und jederzeit bereit zum Gegenangriff. Dass der US-Präsident sich in seiner Korruption als grenzenlos frei versteht, sah man erst kürzlich im Interview, als er, angesprochen auf ausländische Geschenke, sich rechtfertigte:

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Trump, spöttisch: „Warum sollte ich ein Geschenk nicht annehmen? Wir verschenken ja auch jede Menge. Warum sollte ich keine Geschenke annehmen?“. Abgesehen von einer ethischen Kurzsichtigkeit mit circa -7 Dioptrien: Das fragliche Geschenk, um das es hier geht, ist ein Flugzeug des Typs Boeing 747-8 im Wert von 400 Millionen Dollar, auch „fliegender Palast“ (Opens in a new window) genannt. 400 Millionen! Der Scheich von Katar möchte es Trump schenken; scheinbar ohne Gegenleistung, aus purer Nettigkeit und reiner Freude am Geben. Was für ein Menschenfreund!

Dass die US-Verfassung dergleichen explizit verbietet (Opens in a new window), ist Trump vermutlich unbekannt („No Person holding any Office of Profit or Trust under them, shall, without the Consent of the Congress, accept of any present, Emolument (Opens in a new window), Office, or Title, of any kind whatever, from any King, Prince, or foreign State.“); und falls nicht, dann ist es ihm scheißegal. Denkt man allein in Geben-und-Nehmen-Kategorien (Opens in a new window), nimmt man immer so viel, wie man kann, während man gleichzeitig so wenig gibt, wie nötig. Was Trump vermutlich als „Deal (Opens in a new window)“ bezeichnen würde, ist für alle anderen, die über mehr politische Weitsicht verfügen als ein Vierjähriger, höchst alarmierend. Wer weiter als drei zählen kann, erkennt: Niemand, auch nicht ein sehr reiches Land wie Katar, macht Geschenke im Wert von vielen Millionen, ohne dafür massive Gegenleistungen zu erwarten. Die Abhängigkeiten, die daraus resultieren, mögen auf Grund ihrer amoralisch-diffusen Natur zwar intransparent sein – Abhängigkeiten sind es nichtsdestoweniger. Der kluge Geschäftsmann, der kluge Staatsmann würde also, machiavellistischer Ethik (Opens in a new window) entgegen, nicht stumpf alles annehmen, was seinen Status und seine Macht kurzzeitig vergrößert, sondern gut überlegen, ob die Konsequenzen, die aus der eigenen „Beschenkbarkeit“ langfristig entstehen, einen politischen Mehrwert haben – oder ein politischer Fallstrick sind.

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Der Komiker Steve Hofstetter (Opens in a new window) bringt es auf den Punkt:

„How do the same people who think Qatar gave Donald Trump a $400 million dollar jet expecting nothing in return also somehow think buying an $8 drink for a woman means she owes them sex?“

Die Quimbyfizierung der Politik

Und als wäre der „fliegende Palast“ der einzige Korruptionsfall der Trump-Administration! Für eine bis dato bisher ungekannte Bereicherung nutzt der US-Präsident darüber hinaus den Krypto-Markt; genauer gesagt die sogenannte TRUMP-Coin (Opens in a new window). Allein Anfang des Jahres soll Donald Trump mit seiner Kryptowährung über 100 Millionen Dollar Gewinn (Opens in a new window) gemacht haben – und dieser Gewinn dürfte sich seitdem massiv erhöht haben, immerhin konnte man sich neulich, das nötige Taschengeld vorausgesetzt, per Kryptokorruption Zugang zu einem exklusiven Trump-Dinner erkaufen (Opens in a new window). Die VIP-„Investoren“ dieses Dinners gaben teils mehrere Millionen. Peanuts im Vergleich zu den zwei Milliarden (!), die Abu Dhabi über Krypto-Unternehmen der Familie Trump investieren will (Opens in a new window). Wie viel der Trump-Clan momentan mit Krypto-Korruption verdient? Unbekannt. Die Tagesschau schreibt (Opens in a new window):

„Wie viel die Familie mit ihrem Engagement in der Kryptobranche in den ersten Monaten dieser Präsidentschaft verdient hat, ist nicht veröffentlicht. Die Zeitung Financial Times schätzt, dass ihre Kryptofirmen allein durch die beiden Meme-Coins von Donald und Melania Trump rund 350 Millionen Dollar verdient haben, umgerechnet etwa 315 Millionen Euro.“

Der Trump-Clan ist mit seiner schamlosen Bereicherung an ihren Machtpositionen kaum allein. Pam Bondi, US-Justizministerin und Trump-Loyalistin, verkaufte über eine Millionen Dollar Wert an Aktien (Opens in a new window), rein zufälligerweise an jenem Tag, als Donald Trump seine irrationale Zollpolitik verkündete, welche die Weltbörsen über Wochen crashen ließ und auf eine Talfahrt schickte (Opens in a new window), die an Corona und 9/11 erinnerte. Als Kleptokrat (Opens in a new window) kann man sich glücklich schätzen, dass digitale Spekulationswährungen unsichtbarer um den Globus fliegen als ein 400-Millionen-Dollar-Flugzeug.

Frei von Skrupeln

Der 2. April 2025, Tag der Einführung irrationaler Zölle, hieß in der Propaganda der Trump-Administration übrigens „Liberation Day (Opens in a new window)“ – Tag der Freiheit. Fest steht, dass Trumps Zollpolitik viele Millionen US-Amerikaner und viele weitere Millionen auf der ganzen Welt von ihren Ersparnissen befreite. Wer, im Gegensatz zu Pam Bondi und Konsorten (Opens in a new window), kein Wissen hatte um die genauen Zeitpunkte von Donald Trumps Marktmanipulationen (auch bekannt als Insiderhandel (Opens in a new window)), war der Achterbahnfahrt der Börsenkurse hilflos ausgesetzt.

So gesehen ist „Donald Trump ein Symptom für viel größere Defizite bei der Korruptionsbekämpfung in den USA“, um den Leiter von Transparency International in Washington zu zitieren (Opens in a new window). Historikerin Anne Applebaum spricht wiederum (Opens in a new window) vom „korruptesten Präsidenten in der US-Geschichte“ und sieht klare Parallelen zu anderen autoritären Regimen.

Darüber hinaus könnten wir, um den Kreis zu schließen, von einer „Quimbyfizierung“ der US-Politik sprechen. Die Machthaber in den Vereinigten Staaten sind so korrupt wie Bürgermeister Quimby bei den Simpsons. Doch so ganz passt die Analogie nicht. Bürgermeister Quimby (Opens in a new window) versucht heimlich und diskret unehrlich zu sein. Seine Korruption soll, „klassischerweise“, im Stillen stattfinden. Donald Trump und seine Helfershelfer vertreten allerdings eine, im mehrfachen Wortsinne, unheimliche Korruption. Unheimlich ist das Ausmaß – und sie findet offen statt, in der politischen Öffentlichkeit, schamlos vor den Augen der Welt. Was uns bleibt, ist das Hinsehen, das Kritisieren und Benennen. Je genauer wir Einflussnahme, Käuflichkeit und Korruption als das Markieren, was sie sind – desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Skrupellosen an Ansehen und Einfluss verlieren, dass ihre Deals nicht zustande kommen, und dass sie, im Fall von Straftaten, angeklagt werden.

Wer sich weiterführend für diese Themen interessiert:

 

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PS: Schon meine Podcastfolge zum Thema “Faschismus damals, Faschismus heute” gehört?

https://steadyhq.com/de/janskudlarek/posts/2323e6cf-9bee-491a-9239-9fae136897d6 (Opens in a new window)

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