Ist Helldivers ein gutes Rollenspiel?
Hi! Dennis von Indie Fresse hier.
Wir haben News: Morgen, am Dienstag, den 12.03, sind wir ab 19:30 Uhr auf Twitch in unserem Channel angespielt.tv (Opens in a new window) und streamen Helldivers 2 für euch. Kommt vorbei und lasst uns im Chat über Demokratie und Aliens plaudern.
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Ein schönes (!) Spiel: Balatro
Ich musste neulich Rechnungen schreiben. Was ich stattdessen gemacht habe: Balatro (Opens in a new window) starten und bis 2 Uhr morgens spielen. Seitdem haben meine Freundin Iris und ich diesen Injoke untereinander: Jedes Mal wenn diese teuflische Menümusik (Opens in a new window) von Blabrato angeht, heißt es: Oh, Dennis schreibt schon wieder Rechnungen.
Und um ehrlich zu sein: Für mich fühlt sich Borneo sehr ähnlich an zum Akt des Rechungsschreibens. Es ist ein bisschen stumpf, es übt einen gewissen Sog aus, und es geht darum, dass möglichst hohe Zahlen auf dem Bildschirm erscheinen.
Was ist Broboto? Oh boy. Die Entwickler sagen “Poker-Roguelike” dazu und…naja? Schon irgendwie? Es ist so eine Art Kartenspiel mit Poker-Mechanik. Ich habe ein Standard-Kartendeck und spiele daraus Poker-Hände (also: Karten-Sets wie Paare, Drillinge, Full House, Straights etc.), um Punkte zu scoren. In jedem Level muss ich mit einer festen Anzahl aus Poker-Händen über eine bestimmte Punkteschwelle kommen und nach jedem Level kaufe ich neue Karten, die aus Glas oder Gold bestehen, mir Bonus-Kräfte verleihen oder das Spiel komplett verändern. Was!?
Ja.
Bernhardo ist ein Spiel darüber, eine Kartendeck zu erschaffen, mit dem man sich zum Sieg schummelt. Und es ist ein bisschen genial!?
Auf mich übt es einen ähnlich Sog aus wie Slay the Spire oder zuletzt SpellRogue (Opens in a new window). Nur noch eine Runde. Nur noch eine Runde. Nur noch eine Runde Rechnungen schreiben.
Ich bin extrem schlecht in diesem Spiel. Ich habe noch keinen einzigen Run gewonnen. Ich verstehe nicht, wie ich das schaffen soll. Meine Freunde erzählen mir davon, wie mächtig Die Rote Karte ist. Auf Reddit heißt es, man solle sich um einen guten Cash-Flow bemühen, um sich Upgrade-Karten zu kaufen oder dass sich auf eine bestimmte Pokerhände konzentrieren muss.
Versteh ich alles nicht. Alles, was ich weiß, ist: Sobald ich Bonobo starte, muss ich Rechnungen schreiben bis ich ins Bett muss.
9/10*
*der Name könnte ein bisschen eingängiger sein.
Ein kluger (?) Gedanke: Helldivers und Rollenspiele
Helldivers 2 (Opens in a new window) ist DAS Spiel der Stunde, ich habe großen Spaß, es mit Freunden zu spielen und als Grund, warum es so gut ankommt, wird immer wieder genannt: Es ist quasi ein Tabletop-Rollenspiel (Opens in a new window).
Bloß…ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich ein gutes Rollenspiel ist?
Der Reihe nach: Helldivers 2 ist ein Shooter in einer Welt, die an die Faschismus-Satire von Starship Troopers erinnern soll: Ahnungslose Soldaten werden als Kanonenfutter in einen plantenumspannenden Krieg gegen Terror-Käfer und Killer-Roboter geschickt. Wer mehr wissen will, wir haben hier (Opens in a new window) übers Spiel gepodcastet.
Das Besondere: Die Geschichte dieses Krieges wird — angeblich — von einem einzigen Mann kontrolliert: Joel (Opens in a new window).
Joel (Hakalax) ist der “Game Master”, der bestimmt, welche Planeten von Käfern überrannt werden und wo die Roboterkräfte so heftig zurückschlagen, dass eine Niederlage quasi vorbestimmt ist. Kurz: Joel fungiert wie ein Spielleiter in Dungeons & Dragons.
Das ist spannend, denn zeigt (mal wieder) wie interessant Videospiele sein können, wenn die Inspiration aus dem Bereich der Brett- und Rollenspiele kommt. Cool!
Aber: Bis zum jetzigen Zeitpunkt bin ich enttäuscht darüber, dass das gigantische Potential dieser Idee, so gut wie gar nicht eingelöst wird. Alles, was bisher möglich ist, ist einfach der Story des Spielleiters zu folgen. Planeten werden angegriffen und wir Spieler*innen können den Kampf aufnehmen und gewinnen, oder eben verlieren.
Im Moment erinnert mich die Geschichte von Helldivers an eine DnD-Kampagne, in der ein Spielleiter einfach ein Monster nach dem anderen in die Klingen der Party laufen lässt.
Im Rollenspiel gibt es für diese Art von Spielleitung einen guten Begriff: Railroading. Die Spielleiter*in hat eine Geschichte und — verdammt noch mal — wir sollen sie erleben von Anfang bis Ende, genauso wie sie gedacht ist.
Rollenspiel ist aber so viel mehr. Es ist nicht nur Monster-Totwürfeln sondern auch kollaboratives Geschichtenerzählen. Es ist Improvisationstheater mit Regelbuch. Es ist eine Möglichkeit, eine Rolle zu spielen oder Rollen an- und auszuprobieren. In einer guten Runde überlegen wir gemeinsam, wie die Geschichte weitergehen könnten. Die Geschichte wird von den Persönlichkeiten der Gruppe vorangetrieben, sie wird “character driven”.
Helldivers lässt uns keine Wahl. Vielleicht ist das genauso gewollt. Denn Helldivers portraitiert eben eine faschistische Super-Erde gefangen in einem ewigen Krieg und wir sind die machtlosen Soldat*innen. Das ist nicht schlecht. Für einen One-Shot, also eine kurze Mini-Rollenspiel-Session.
Für eine echte Kampagne wünsche ich mir aber mehr. Ein paar Ideen:
Geheime Nachrichten an einen kleinen Prozentsatz von Spieler*innen, sich einer Rebellion gegen die Super-Erde anzuschließen und die Kriegsbemühungen zu sabotieren
Konflikte innerhalb der Führung der Super-Erde zwingen die Community zu einer Entscheidung: Welches System soll erobert werden? Welches wird aufgegeben?
Ein Planet muss einem furchtbaren Angriff entgegenstehen, während die Eroberung eines bestimmten Systems tolle Boni für alle verspricht.
Die Helldiver müssen Fahne zeigen für bestimmte politische Parteien auf Super-Erde — etwa durch das Tragen bestimmter Capes oder so). Unterschiedliche Parteien versprechen unterschiedliche Boni — und einen anderen Fokus des galaktischen Krieges.
In einem echten Tabletop-Rollenspiel würde ich sowas einfach in der Gruppe besprechen. Bei Helldivers II hoffe ich einfach darauf, dass Joel noch ein paar mehr Ideen hat.
Schamlose Selbstpromo und anderes Zeug
Das hat gar nichts mit Games zu tun, aber mit einer anderen Leidenschaft von mir: Essen. Den ganzen Januar habe ich mich mit der Wissenschaft von hochverarbeitetem Essen beschäftigt. Herausgekommen ist diese Folge vom Spotify-Podcast Wissen Weekly, in dem ich als Reporter zu hören bin. Hört gerne rein (Opens in a new window)!
Nochmal Helldivers: ein lesenswerter Artikel (Opens in a new window) über Spieler*innen, die ihr Rollenspiel von gehirngewaschenen Fascho-Soldaten vielleicht ein bisschen zu ernst nehmen
Ein genialer Satire-Artikel (Opens in a new window) für alle, die sich im Venn-Diagramm vom römischem Imperium und Massenentlassungen in der Tech- und Medienbranche verorten (IYKYK)
Ein fantastischer neuer YouTube Channel über Tabletop-Rollenspiel (!!!) von Quintin “Quinns” Smith: Quinn’s Quest (Opens in a new window)