Warum hat mir niemand gesagt, dass sich Geduld auszahlt!?
Hi! Dennis von Indie Fresse hier.
Zwischen unseren Podcast-Folgen gibt’s kluge Gedanken zu schönen Spielen in eurem Postfach.
Heute mit einem Tip zu meinem liebsten Survival-Spiel und Grübeleien darüber, Spiele viele Monate nach Release zu spielen.
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Ein schönes (!) Spiel: Grounded
Ich LIEBE Multiplayer-Survival-Spiele. Weil: Dieses Genre eignet sich SO gut für Koop-Runden mit guten Freunden.
Uns fehlt Holz, um die Mauern fürs Lager zu verstärken, also sollte jemand mit der Axt in den Wald ziehen. Oh! Uns geht das Essen aus, also sollte jemand auf die Jagd gehen.
Survival-Spiele sorgen dafür, dass wir uns gegenseitig Aufgaben zuteilen. Jeder bekommt eine Rolle, darf sich nützlich fühlen, die Gruppe unterstützen.
Und es gibt kaum ein anderes Spiel, dass das für mich so gut macht wie Grounded — eine Videospielversion der 1989er Comedy “Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft”.
Warum?
Das Szenario: Die meisten Survival Games spielen in irgendwelchen düsteren Fantasy- und Sci-Fi-Welten. In Grounded geht es um vier Teenager, die auf Insekentgröße geschrumpft wurden und in einem Vorgarten überleben müssen.
Die Gegner: Ich habe Trolle, Orks und bösartige Mutanten satt. In Grounded kämpfen wir gegen Marienkäfer, Ameisen, Wolfsspinnen und jagen Blattläuse. Ich bin immer wieder davon überrascht, wie sich die Insekten verhalten und mit der Umwelt interagieren.
Die Zugänglichkeit: Leute haben Angst vor Spinnen. Also gibt es einen Regler, mit dem man sie in runde kleine Blobs (Opens in a new window) verwandeln kann. Dazu gibt’s noch viele weitere Stellschrauben. Wir haben etwa Friendy Fire ausgemacht, um uns nicht gegenseitig zu verletzen.
Die Story: Die meisten Survival-Spiele sind Sandbox-Erfahrungen ohne echtes Ende. Grounded erzählt eine Geschichte mit Anfang und Ende, geschrieben von einem meiner liebsten Rollenspiel-Studios: Obsidian. Jetzt nicht falsch verstehen: Das ist kein Baldur’s Gate. Aber die Story motiviert mich, weiterzuspielen, wo andere Survival-Spiele nur mit neuem Loot und Ausrüstung locken.
Grounded ist ein fantastisches Spiel! Und ich bin ein bisschen darüber verwundert, dass nicht mehr darüber gesprochen wird. Dabei hatte Grounded seit Release 2020 wohl über 15 Millionen Spieler*innen (Opens in a new window).
Nächste Woche, am 16. April, erscheint Grounded nach PC und Xbox auch für PS4/PS5/Switch. Es ist eines der Spiele, mit denen Microsoft gerade testet, ehemals exklusive Titel auch für andere Plattformen anzubieten.
Der ganze Konzern-Strategie-Aspekt: Ja, klar. Auch interessant. Aber: Ich finde, dieses inzwischen vier Jahre alte Spiel ist wirklich eines der cleversten und besten Survival-Spiele überhaupt. Und vor allem: Eines der besten Spiele, um sie mit guten Freunden zu spielen.
Ein kluger (?) Gedanke: Warum es Spaß macht, ein “Patient Gamer” zu sein
In der letzten Podcast-Folge (Opens in a new window) habe ich ein bisschen darüber erzählt, dass ich gerade in meiner Cyberpunk 2077 Ära stecke.
Ich bin davon selbst ein bisschen überrascht, weil eigentlich kam die Erweiterung, Phantom Liberty, und damit auch die große Umarbeitung des Kern-Spiels ja schon letztes Jahr heraus. Aber irgendwie fehlte mir dafür Zeit und Muße (Baldur’s Gate war Schuld).
Und jetzt, nachdem schon alle Artikel, Tweets, Toots und Thinkpieces zu Phantom Liberty und zum Auftritt von Idris Elba als Grummelagent Solomon Reed geschrieben sind…fahr’ ich total drauf ab!?
Während die meisten anderen Games-Journalist*innen längst zu aktuellen Hype-Titeln weitergezogen sind, hänge ich in Cyberpunk 2077 rum. Ich erlebe keine kaum Bugs, das Spielsystem ist ziemlich rund und ich freue mich Neon-Reflektionen in nächtlichen Pfützen. Gelegentlich schreibe ich mit Freunden und wir plaudern über unsere liebsten Quests.
Das fühlt sich an wie Weihnachtszeit in Berlin: Entspannt und entschleunigt, weil die halbe Stadt auf Familienbesuch verreist ist. Wie toll! Warum machen das nicht mehr Leute, dachte ich mir.
Und dann habe ich gelesen: Ich bin da gar nicht so alleine mit meinen aktuellen Gaming-Gewohnheiten.
Eine aktuellen Studie von Newzoo (hier (Opens in a new window) Kotaku mit den Details) zeigt dass letztes Jahr 60% der gesamten gemessenen Spielzeit auf Titel entfallen sind, die vor über sechs Jahren erschienen sind.
Das Problem: Gemeint sind hier nicht unbedingt Cyberpunk 2077, Grounded oder Project Zomboid, sondern Fortnite, Roblox und Counter-Strike, also Spiele, die wir bitteschön in alle Ewigkeiten spielen sollen.
Neue Spiele — laut Studiendefinition ein Release innerhalb der letzten zwei Jahre (!) — dagegen, haben nur 23% der gesamten Spielzeit im letzten Jahr ausgemacht. Und der Großteil dieser Spiele waren jährliche Sequels von Sportspielen oder Call of Duty.
Keine besonders gute Nachricht für Menschen, die an neuen Spielen arbeiten. Und, um ehrlich zu sein, auch keine besonders guten Nachrichten für uns Journalist*innen, die vor allem über neue Spiele berichten.
Das ist eh ein bisschen eine Frage, die ich mir immer wieder über den (ich sage mal, “rezensionigen”) Games-Journalismus stelle: Wen erreichen wir da eigentlich?
Aber egal, anderes Thema! Auf jeden Fall habe ich mich kurz über diese Studie gefreut, dann gegrämt, dann wieder ratlos gefühlt, weil, ok, das heißt, ich bin da doch wieder allein mit meiner aktuellen Games-Marotte.
Oder vielleicht eben auch nicht. Es gibt da z.B. r/patientgamers (Opens in a new window) auf Reddit, in dem Leute über ihre Erfahrungen in teils jahrealten Spielen sprechen. Die Diskussionen sind lebhaft, es geht um Dinge, die die Leute beim Spielen gelernt haben…es ist im besten Sinne “bloggy”. Ich mag das! (Falls ich mich da irre und die Community insgeheim irgendwie weird und toxisch ist: sagt Bescheid — ich hab jedenfalls nix in der Hinsicht gesehen).
Auf jeden Fall versuche ich mich gerade als Patient Gamer und muss sagen, dass sich das wirklich überraschend gut anfühlt. Und vielleicht probiert ihr das auch mal aus. Und was das für Games-Journalismus bedeutet, das finden wir dann auch noch irgendwie raus.
Schamlose Selbstpromo und anderes Zeug
Kein Geheimtip, aber: Ich liebe Stay Forever (Opens in a new window) für die tief-recherchierten, klug erzählten Geschichten über alte Spiele. Diese Folge (Opens in a new window) über meine liebste Weltraum-Sim Freelancer hat es mir besonders angetan.
Bei Breitband (Opens in a new window) im DLF Kultur hat Marcus am Wochenende mit Thomas Bremer, Professor für Game Design, über von KI geschriebene NPCs gesprochen. Eh Empfehlung für die ganze Sendung/Podcast (Opens in a new window).
Diese Recherche (Opens in a new window) fand ich superspannend. Rebekah Valentine bei IGN hat über die Arbeitsbedingungen bei Deck Nine (Life is Strange: True Colors) geschrieben und wie es Mitarbeitende verhindert haben, dass Nazi-Symbole im nächsten Spiel auftauchen.
Wer regelmäßig Indie Fresse hört, weiß: Ich arbeite als Autor und Sprecher am neuen Spiel von Paintbucket Games (Through the Darkest of Times): Darkest Files. Ihr könnt die Entwicklung unseres Spiels aktuell auf Kickstarter (Opens in a new window) unterstützen.