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Der Mythos vom Hilfe holen. Leben am elterlichen Limit.

Und wo gibt es sie tatsächlich, die viel zitierte Hilfe, nach der man doch nur den Mut aufbringen soll zu fragen? Asking for a friend, maybe.

Die Audiodatei findest du jetzt immer etwas weiter unten hinter der Paywall.

Anlass für diesen Artikel ist der Post von @quarks.de (Opens in a new window) vom 12.02.2022. Darüber wie wichtig es ist, dass es Eltern gut geht. Für sie selbst und für ihre Kinder. Und was hätte gut werden können, flacht ab in „Risikofaktoren sind hohe Ansprüche an die eigene Erziehungsleistung und wenig Erfahrung der Eltern.“

Ich war flott und wie gewohnt strotzend mit Vertippern dabei und habe kommentiert, dass ich das ehrlich nicht mehr hören kann. Risikofaktoren sind Doppel- und Mehrfachbelastungen durch Care- und Erwerbsarbeit, Elternschaft in einer Pandemie mit unsicherer Betreuungslage und Homeofficedruck, ein fehlendes soziales Netz durch Umzüge hin zum Job, weg von der Familie bzw. Supportern, der Genderpaygap, sodass sich Mütter noch mehr aufreiben müssen, um irgendwie wieder Anschluss zu finden, alles doppelt und dreifach verschärft bei Alleinerziehenden und Eltern von Kindern mit Förder- oder Pflegebedarf. Gerade durch die Pandemie geht es schon lange nicht mehr um Ansprüche, es geht ums Überleben in Familien: wirtschaftlich existenziell und psychisch emotional. Ich empfahl @mareicares (Opens in a new window) und @alexandra___z (Opens in a new window) als Rechercheeinstieg.

Wer von euch diese beiden Frauen noch nicht kennen: Empfehlung somit ausgesprochen.

Hatte ich noch etwas vergessen in meinem Kommentar bei Quarks? Sicherlich:
Eltern, die selbst akut oder chronisch krank sind (egal ob physisch oder psychisch) oder eine Behinderung haben, sind ebenfalls besonders betroffen, wenn es um die Gefahr von Elternburnout geht. Jegliche Form von Diskriminierung trägt dazu bei, dass der Druck steigt, sodass es Frauen, Schwarze, Mehrgewichtige, Arme, LGBTQI* und Nichtnormschöne und solche von Klassismus betroffene (Stichwort Habitus) besonders schwer haben. Und ich wage nicht zu behaupten, dass es mir gerade gelungen ist alle Diskriminierungen mitgedacht zu haben.

Weitere erschwerende Faktoren tragen Eltern von sehr kleinen Kindern, von mehreren (sehr kleinen) Kindern (two under two ist da der Klassiker, aber auch Mehrlingseltern) und um es erwähnt zu haben, auch wenn es zu den Behinderungen dazu gezählt werden kann: neurodivergente Eltern, die sowieso stärker als andere mit Überreizung und ihrem hohen Regenerationsbedarf struggeln. Natürlich auch Eltern, deren Beziehung instabil bis vielleicht sogar toxisch ist, sodass sie einander weniger stützen als sich noch weiter belasten.

Also nein, es liegt nicht an den zu hohen Ansprüchen. 

Als ob Eltern vor dem Burnout vor allem damit struggeln, dass Spielzeug herumliegt. Sie struggeln eher damit, dass es ständig Nudeln mit Soße gibt, weil für nichts anderes mehr Energie da ist (weder für die Diskussion mit den Kindern noch für den Kochaufwand, und wehe die Soße ist alle) und dass bei aller Offenheit für einen freieren Umgang mit Medien, die Kinder wirklich ständig vor Fernseher und Tablet geparkt werden, damit man das Allernötigste geschafft bekommt und das nichts zu tun hat mit „nimm das an, um es dir leichter zu machen“ , sondern mit Überlebensmodus.

Die Sache mit der Hilfe

Nach dieser Einleitung kommt natürlich nun die Frage aus dem Titel. Wenn es also nicht an den Ansprüchen liegt, die man nur noch etwas weiter in den Keller schrauben soll, was dann? Hilfe holen! Auch das sagte Quarks.

Der Punkt ist:
Ich bin noch nicht so weit gekommen in meiner eigenen Elternschaft (4,5 Jahre weit), aber was ich bisher selbst erlebt und recherchiert habe und was von anderen (euch) an mich herangetragen wurde, ist, dass das mit der Hilfe holen, beinahe schon ein Euphemismus ist.

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