GZ #3 Gott küsst
Gofigramm
Neulich habe ich mich gefragt, ob Gott küsst. Und das kam so. Samstag vor einer Woche drehte der Sommer noch einmal kurz auf. Der Wind war frisch, aber warm, die Sonne brannte. Ich kann solch ein Wetter am besten auf dem Fahrrad ertragen. Deshalb ließ ich Pflichten Pflichten sein und brach zu einer längeren Tour auf. An der Lahn, die hier bei uns fließt, kenne ich eine Stelle, an der man bequem und unbeobachtet ins Wasser gehen kann. Die Menschen, die dort am Ufer leben, haben eine einfache Bank gezimmert, auf die man sich setzen kann. An einer alten Weide, deren Äste über das Wasser ragen, haben sie ein Seil gehängt, an dem man sich festhalten kann. Diese Stelle ist etwa acht Kilometer von meinem Haus entfernt. Ich bin den ganzen Sommer über noch nicht einmal ins Wasser gegangen und dachte, dass das meine letzte Gelegenheit sein könnte. Also fuhr ich dorthin.
Von der kleinen Straße in der Nähe des Ufers führt ein kurzer Weg über eine Weide, auf der nur ein Storch jagte und lieber davonflog, als ich näherkam. Ich stellte mein Fahrrad ab, machte von der Stelle ein paar Fotos mit meiner Plastiksofortbildkamera für eine Freundin, die sich darüber freut. Dann zog ich mich aus und ließ mich ins Wasser gleiten. Es roch leicht süßlich und muffig. Wasserläufer suchten das Weite. Ich schwamm zu dem Seil, hielt mich daran fest und sah den kleinen Libellen zu, die über das Wasser rasten. Am anderen Ufer, direkt am Wasser, saß eine Taube und beobachtete mich misstrauisch. Als ich sehr vorsichtig auf sie zu schwamm, flog sie lieber davon. In diesem Moment, in dem ich roch, spürte, beobachtete, fragte ich mich, ob Gott küsst. Denn wenn es eine Schöpferin oder einen Schöpfer gibt, dann ließe sich das alles doch auch als eine einzige zärtliche Geste verstehen, dieser Moment, in dem die ganze sinnliche Schönheit, die mich umgibt, von mir wahr- und angenommen wird.
Später stand ich noch eine Weile nackt im Wasser, spürte den Wind auf der Haut und versuchte, das alles wie eine Form von Energie in mich aufzunehmen. Erotik, habe ich irgendwann mal kapiert, als ich mich mit der Theologie von Richard Rohr beschäftigt habe, umfasst viel mehr als nur den Bereich der Sexualität. Eigentlich enthalten alle sinnlichen Genüsse einen gewissen Anteil auch erotischer Schönheit. Insofern stimmt es also vielleicht wirklich: Gott küsst.
Ich wünsche Dir eine tolle Woche. Bis nächsten Montag!
Dein Gofi
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Art to Go
I’ve been framed
I’ve been framed, analoge, später digitalisierte Fotografie, digital übermalt, 2024.
Hier kannst Du Dir meine Gedanken zu diesem Bild anhören. Art to Go erscheint übrigens als Micro Podcast auch bei Spotify und kann dort von meinen Unterstützer*innen abonniert werden (Opens in a new window).
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Podcast
Ausbruch aus zu engen Rahmen
Einmal im Monat veranstalten Freund*innen aus Fulda und ich eine Mischung aus einer Live-Podcast-Aufnahme und einem alternativen Gottesdienst für Menschen, die sich für spirituelle Fragen interessieren. Die Veranstaltung heißt OPEN SPACE, die Aufnahmen werden veröffentlicht im SINNSUCHER-PODCAST auf Spotify, auf der Webseite der Gemeinschaft (Opens in a new window) und im GOFIZINE.
Wir alle haben bestimmte Denkvoraussetzungen, die beeinflussen, was wir wahrnehmen, glauben und für richtig halten. Dieser abgesteckte Rahmen bietet uns Orientierung und Sicherheit. Aber manchmal verhindert er auch, dass wir erkennen, was wirklich der Fall ist. Es kann sogar sein, dass er der Grund ist, warum wir an Entscheidungen festhalten, die für uns und andere schädlich sind. Wie kann es gelingen, solch einen Rahmen zu verlassen und sich daraus zu befreien?
Darüber habe ich nachgedacht und dabei mein Bild ‚I’ve Been Framed‘ gemeinsam mit anderen betrachtet. Diese Aufnahme enthält nicht nur den Vortrag, sondern den gesamten Ablauf des alternativen Gottesdienstes mit Meditation, Gebet und einem abschließenden Talk über das Thema zwischen Jan, Sammy, Marvette und mir. Falls Du Dir diese Stunde nehmen möchtest: Viel Spaß dabei!
Micro Story
Die Verabredung
Sie steht vollkommen nackt am großen Fenster ihrer Wohnung auf der anderen Seite und gestikuliert. Arno versucht, ihre Zeichen zu deuten, ist sich aber nicht sicher, was sie meint. Ihre linke Hand hält sie vor sich unterhalb ihrer Brüste, Fläche nach oben. Die Fingerspitzen ihrer rechten Hand sind spitz zusammengeführt und deuten nach unten. Sie macht damit schnelle, kurze Bewegungen und führt sie dann zum Mund. Essen? Ob ich etwas esse? denkt Arno. Er hebt seine Hand an das Küchenfenster. Darin hält er eine Schwarzbrotschnitte mit Käse. Karmen schüttelt den Kopf, so sehr, dass ihre rötlich-blonden Locken fliegen. Sie deutet mit dem Zeigefinger zu ihm herüber, tippt sich anschließend an die eigene Brust. Danach wieder ihre Essenspantomime. Arno versteht. Sie möchte mit ihm gemeinsam essen. Er lächelt und nickt möglichst ausdrucksstark. Um keine Zweifel aufkommen zu lassen, reckt er zusätzlich den Daumen in die Höhe. Dann hebt er die Schultern und spreizt die Unterarme, Handflächen nach oben, vom Körper ab. Wann? Wo? Carmen runzelt die Stirn. Sie hat den rechten Unterarm vor den Bauch gelegt, stützt den linken Ellenbogen auf die Hand und führt eine Haarsträhne zum Mund. Ihr Gewicht hat sie auf das linke Bein verlagert.
Arno betrachtet sie. Er muss in wenigen Minuten aufbrechen und vorher noch aufs Klo und Zähne putzen. Trotzdem hat er es nicht eilig. Wenn es nach ihm ginge, könnten sie den ganzen Tag so stehen bleiben.
Karmen reckt den Zeigefinger in die Höhe, blickt energisch zu ihm herüber und verschwindet dann im Inneren ihrer Wohnung. Nach kurzer Zeit kehrt sie zurück. In ihrer Hand glitzert es golden. Dann schreibt sie tiefrote Buchstaben an die Scheibe. Arno kann sie zunächst nicht entziffern, sie sind spiegelverkehrt. Aber dann bekommt er es hin:
halb 7
Akropolis
Er hebt die Augenbrauen, lächelt breit, nickt wieder übertrieben deutlich und reckt den Daumen in die Höhe. Sie lächelt zurück, wie immer ernst und freundlich zugleich, als hätte sie ihm gerade eine bedeutende Lektion erteilt. Dann macht auch sie das Zeichen mit dem Daumen, winkt ihm beinahe flüchtig zu und verschwindet.
Arno bleibt noch einen Moment lächelnd stehen. Warum hat sie nicht einfach das Fenster aufgemacht und es ihm zugerufen?
News
Am nächsten Wochenende habe ich die Gelegenheit, meine aktuelle Ausstellung ‘Okay, ich lass Dich laufen’ (Opens in a new window)in Alsfeld zu zeigen! Beim ‘1. Alsfelder Kellerwunder’ kann man Kunst und mehr unter Alsfelds Altstadt erleben, und meine Bilder sind mit dabei. Das Fest findet am 21./22. und 28./29. September statt. Meine Ausstellung findest Du im Gewölbe des Laternchens in der Obergasse 12.
Außerdem wird es bald einen Hossa Talk live online geben. Am 5. Oktober um 20h kannst Du Dich mit Jay, Marco und mir per Zoom treffen. Wir werden uns u. a. über das Thema ‚Blasphemie‘ unterhalten. Aber natürlich sind Deine Fragen, Kommentare und Themenvorschläge ebenfalls willkommen – so, wie sich das für einen Hossa Talk live gehört.
Für dieses Event gibt es Karten. Du kannst sie hier kaufen. (Opens in a new window)
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