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TEXTE VOM VORHANDENSEIN

TEIL 20: VOM VORLESEN

The job of the poet is to use language effectively, his own language, the only language which is to him authentic.

William Carlos Williams

Anfang des Monats war ich mit meinem Freund und Kollegen Gofi Müller (Opens in a new window) ein paar Tage am Stück auf Tour. Wir haben unser gemeinsames neues Bühenprogramm “Poetry Talk” (Opens in a new window) erstmalig live vor Menschen aufgeführt und man kann vermutlich auch sagen ausprobiert. Das Konzept funktioniert folgenermaßen: Gofi und ich haben beide unser Repertoire an Gedichten dabei, wissen aber im Vorfeld noch nciht, welche davon wir an dem Abend lesen werden. Es wird zu Beginn ausgeknobelt, wer mit einem ersten Text den Anfang machen darf. Der andere schließt versucht dann seinerseits mit einem passenden Text daran anzuknüpfen und so wechselt sich das munter den ganzen Abend über ab. Dazu unterhalten wir uns nach jedem Gedicht über Themen oder Formulierungen, stellen uns gegenseitig Fragen dazu und auch das Publikum ist herzlich eingeladen mitzudiskutieren, Fragen zu stellen und Anmerkungen zu machen. Dadurch bekommt jeder Abend und jede Veranstaltung einen ganz eigenen Charakter und thematischen roten Faden.

Den Prämieren-Abend haben wir im Theater Verlängertes Wohnzimmer in Berlin gefeiert, bevor es dann weiter nach Halle (Saale) ging, wo die großartige Jasmin Brückner (Opens in a new window) unsere Runde mit ihren Texten und Gedanken bereichert hat. Danach ging es nach Gießen, Lemgo und zum Abschluß nach Osnabrück. Den Abend bei unseren Freunden vom Sharehaus Friedenskirche in Osnabrück haben wir aufgezeichnet und als Podcastfolge bei Gofis Podcast Cobains Erben (Opens in a new window) veröffentlicht. Den Link dazu findest du am Ende dieses Textes. Ansonsten gibts den Podcast natürlich auch auf sämtlichen anderen Plattformen.

Ich habe diese Abend sehr genossen. Ich glaube, dieses Format kommt dem sehr nahe, was ich auf der Bühne am liebsten tue: Geschriebenes in Gesprochenes verwandeln und dabei aber mit den Menschen ins Gespräch kommen. Mehr Community-Event als Performance. Ich stehe zwar grundsätzlich wirklich gerne auf der Bühne, bin aber von meiner Persönlichkeit her beileibe keine Rampsensau. Da fühle ich mich mit so einem Format, das gar keine Show, sondern Unterhaltung, im wahrsten Sinne des Wortes, sein möchte, natürlich besonders wohl. Und ich mag die Idee, selbst noch nicht zu wissen, was passieren wird. Sich immer wieder neu darauf einzulassen, was passiert, welche Themen und Fragen und Gespräche sich einfach natürlich im Verlauf ergeben. Das birgt natürlich immer auch ein Risiko. Man gibt ja bewusst einen Teil der Kontrolle ab und schenkt den anwesenden Menschen im Raum das große Vertrauen achtsam damit umzugehen. Das unterstreicht meiner Ansicht nach auch einen Kerngedanken von Spoken Word, nämlich den, dass das eigentliche Kunstwerk nicht das geschriebene Gedicht ist, auch nicht die Performance, sondern das was gemeinsam mit dem Publikum geschieht, wenn ein Text in einem bestimmten Raum, zu einer bestimmten Zeit vor eben genau diesen Menschen vorgetragen wird. Die Resonanz, die Einmaligkeit, die Flüchtigkeit…All das macht es sehr besonders und einzigartig. Natürlich kann das auch mal schief gehen, aber ich glaube trotzdem, dass dieses Vertrauen und diese Offenheit eine wirklich schöne Basis sind, die sich im Verlauf eines Abends immer mehr festigt, je mehr abzuspüren ist, dass wir das tatsächlich ernst meinen und es wirklich um Gespräche und Teilhabe geht und nicht um ein Vehikel, um daraus wieder eine Show zu machen.

Ich fand es sehr beglückend zu erleben, wie dieses Format Räume für Gespräche öffnet. Auch über den offiziellen Teil des Abends hinaus standen oder saßen Menschen noch zusammen und diskutierten weiter über Themen, die zuvor aufgekommen waren: Heimat, Zugehörigkeit, Wut, Scham, Glaube…Ich glaube, dass wir solche Räume brauchen. Sichere Räume, in denen wir unser Leben und Erleben miteinander auf eine schöne und anregende und emphatische Weise teilen können.

Wir haben schon nach dem ersten Abend gemerkt, dass wir das unbedingt wiederholen wollen und dass es möglich ist, dasselbe Format in unterschiedlichen Konstellationen zu gestalten. So war Gofi nach unserer Tour noch mit Micha Kunze unterwegs und Leah Weigand, Jasmin Brückner und Tabitha Hanan gehören ebenfalls zum

Mehr Infos zum Format, zukünftige Termine und alles andere gibt es ab sofort hier: https://poetry-talk.de (Opens in a new window)

Hier ein paar kleine Impressionen aus Lemgo und Osnabrück. Die Fotos aus Lemgo hat unser Freund Rudi Töws (Opens in a new window) festgehalten:

Collge aus vier Bildern. Marco und Gofi sitzen sich gegenüber auf Stühlen. Beide haben ein Mikrofon in der Hand. Marco liest aus seinem Buch vor.

POETRY TALK LIVE AUFNAHME:

Den letzten Abend unserer Tour in Osnabrück haben wir aufgenommen und als Podcastfolge bei Gofis Podcast Cobains Erben (Opens in a new window) veröffentlicht. Hier kannst Du direkt reinhören. Ansonsten findest Du den Podcast natürlich auch auf sämtlichen anderen Plattformen:

https://cobainserben.de/podcast/poetry-talk/ (Opens in a new window)

MEIN NEUES BUCH

Hier kannst du mein neus Buch direkt bestellen. Wie auch schon der Vorgänger, erscheint es im wundervollen Lektora Verlag. Ich freue mich sehr, wenn ich diese Wegstrecke und diese Spurensuche mit Dir teilen darf:

https://store.ruach.jetzt/produkt/wir-werden-alle-verwandelt-werden-marco-michalzik-buch/ (Opens in a new window)

Liebe Grüße und bleib neugierig

Marco

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Topic Texte vom Vorhandensein

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