GZ #15 Viernfuffzich
Gofigramm
Heute habe ich Geburtstag. Ich werde 54 Jahre alt. Kein langes drum Herumreden, keine Geheimniskrämerei. So isses. Und ich freue mich. Über meine Arbeit, über mein Leben und über Dich.
Danke, dass Du Dich für das interessierst, was ich mache! Danke, dass Du diesen Newsletter geöffnet und zu lesen begonnen hast. Das bedeutet mir etwas. Ich versuche nämlich wirklich, immer wieder Inhalte zu finden, die ich relevant finde und für die Du Dich interessieren könntest. Wenn mir das gelingt, macht mich das glücklich.
Wir haben das bisher ganz gut hinbekommen, finde ich. Aber wenn Du einen Vorschlag hast, wie das GOFIZINE oder auch die Podcasts noch interessanter für Dich werden könnten, dann schreibe mir das doch gerne.
Ganz herzlich möchte ich mich gerade auch dann bei Dir bedanken, wenn Du mich im vergangenen Jahr finanziell unterstützt hast! Du ermöglichst es dadurch, dass ich ganz vieles von dem, was ich mache, kostenlos anbieten kann. Ich finde das wichtig, denn die schönen Dinge des Lebens, die wir gemeinsam genießen, können uns im Gespräch halten und Brücken zueinander bauen. Das war selten nötiger als heute.
Zu meinem Geburtstag habe ich mir etwas Schönes für Dich ausgedacht. Jeden Beitrag, den ich im GOFIZINE bisher veröffentlicht habe und der von mir selbst stammt, kannst Du jetzt auf meiner Webseite https://gofi-mueller.de (Opens in a new window) unkompliziert wiederfinden und Dir noch einmal anschauen oder durchlesen. Alle Podcastfolgen, Geschichten, Bilder und Videos sind jetzt ganz leicht zu entdecken.
In dieser Ausgabe erwarten Dich Beiträge von Freund*innen von mir: Olaf Eulers lange, aber sehr schöne Weihnachtsgeschichte, ‘Tahlequah’, meinen Lieblingstext von Jasmin Brückner, das vibrierende Gemälde ‘Soullandscape 1’ von Tino Brendel und das, wie ich finde, ganz fantastische Foto von Daniel Lindhüber ‘Das Gesicht’.
Außerdem erscheint heute im Laufe des Tages meine Geburtstagsfolge von Cobains Erben. Um es thematisch mal ein wenig seichter zu machen, haben sich Jay und ich zusammen mit meinem Neffen Gerrit Schönberger über unsere liebsten Filmtode unterhalten. Man muss ja nicht immer die dicken Bretter bohren, oder? Wie Jay ist auch Gerrit ein Filmnerd. Deshalb habe ich ihn kurzerhand zu meiner Geburtstagsfeier eingeladen. Vielleicht hast Du ja Lust, Dich virtuell dazuzugesellen.
Los geht es aber mit einer kurzen, brandneuen Huchting-Geschichte von mir: ‘Denis isst Marküsse’.
Die nächste Ausgabe wird die letzte des Jahres sein. Bis dahin wünsche ich Dir eine tolle Woche. Bis nächsten Montag!
Dein Gofi
Das GOFIZINE und der Podcast Cobains Erben werden ermöglicht durch freundliche Menschen, die mich in meiner Arbeit unterstützen, indem sie mir monatlich mit einem kleinen Geldbetrag unter die Arme greifen. Wenn Du Dich ihnen anschließt, freue ich mich darüber sehr.
Micro Story
Denis isst Marküsse
Denis sitzt auf dem Boden des Wohnzimmers. Er hat endlich mal ein Geschenk bekommen, das ihm wirklich gefällt. Marküsse. Die geöffnete Schachtel liegt neben ihm auf dem Boden. Denis’ Hände und Mund sind mit zuckrigem Schaum und Schokolade verschmiert. Es geht ihm richtig gut.
Um ihn herum sitzt seine Familie, sein Vater Sadiq, sein Bruder Noam, seine Mutter Katja und deren Mutter, die Denis Nuni nennt und alle anderen inzwischen auch. Mit der Bezeichnung ‚Markus‘ hat Denis sich ebenfalls durchgesetzt. Früher haben sie mal Schokoküsse geheißen. Das steht auch noch so auf der Verpackung.
Sadiq schaut seinem Sohn beim Futtern zu und freut sich, dass es ihm gut geht. Das ist nicht immer so. Manchmal scheint es, als wäre er mit dem Leben auf diesem Planeten ziemlich überfordert. Manchmal scheint es so, denkt sich Sadiq, als wäre Denis eigentlich auf einem anderen Planeten zu Hause und als habe es ihn durch einen merkwürdigen Zufall auf die Erde verschlagen.
Die Marküsse sehen wirklich lecker aus. Darf ich auch einen haben? fragt Sadiq.
Nein, sagt Denis. Er dreht den Rücken zu seinem Vater und schiebt die Schachtel etwas weiter von ihm weg. Die gehören mir.
Aber du hast so viele, protestiert Sadiq. Die kannst du doch nicht alle essen!
Doch, sagt Denis. Außerdem gehören die mir.
Die anderen lachen. Sadiq tut es auch. Aber ein bisschen wütend ist er trotzdem. Er hätte wirklich gerne einen Markus gehabt.
Cobains Erben: Schöner sterben - Unsere Lieblingsfilmtode (m. Gerrit Schönberger)
Unsere letzte Folge des Jahres 24 ist besonders. Gofi feiert nämlich heute Geburtstag. Und Du darfst mitfeiern. Zur Feier des Tages haben wir uns mit Gerrit Schönberger getroffen und uns gegenseitig erzählt, welche Filmtode den größten Eindruck bei uns hinterlassen haben. Jeder hat drei seiner Lieblingstode mitgebracht. Reihum erzählen wir uns, um welchen Film und welche Szene es sich handelt und was uns daran so begeistert oder bewegt. Der eine oder andere Klassiker ist natürlich mit dabei. Es ist aber gut möglich, dass wir Dir auch Filmperlen vorstellen werden, die Du bisher noch nicht auf dem Zettel gehabt hast.
Gerrit ist übrigens nicht nur Gofis Neffe und Filmfanatiker, sondern auch der Autor, Produzent und Sprecher des äußerst hörenswerten Podcasts ‚Jonestown – Geschichten einer Tragödie‘.
Achtung: Weil dies bereits die letzte Folge des Jahres ist, hat sie deutliche Überlänge. So wie es sich für eine Geburtstagssause mit leckeren Getränken und guter Laune eben gehört. Danke für Dein Interesse an Cobains Erben! Wir wünschen Dir einen schönen und entspannten Jahresausklang. Bis demnächst wieder in 2025. Deine Cobains Erben.
(erscheint heute im Laufe des Tages)
Lyrik
Jasmin Brückner: Tahlequah
https://open.spotify.com/track/5ZCenAgxHt8wYfMP7emtQe?si=7YxpJHjtSTGaaXmB6nPCLA (Opens in a new window)Jasmin Brückner lebt in Halle an der Saale. Dort arbeitet sie als Sozialarbeiterin, Spoken Word Künstlerin, Texterin und Workshopleiterin für Biografisches und Kreatives Schreiben. Seit 2017 steht sie auf Kleinkunst- und Poetry Slam Bühnen und teilt Spoken Word Texte über Großartiges und Feinfühliges, Weltschmerz und die eigene Unfähigkeit, einen Eimer Wandfarbe auf einem Fahrradgepäckträger transportieren zu können. 2020 veröffentlichte sie die Anthologie am Goldenen Faden, 2021 folgte das Buchprojekt Hoffnung². Im November 2023 beendete sie erfolgreich ihren Master im Biografischen und Kreativen Schreiben an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin.
Geschichte
Olaf Euler: Wolfs Weihnacht
Homo homini lupus
1
Es war der Heiligabend 1998 und Fabian saß ungeduldig auf der Sitzbank am Küchentisch. Er wartete auf das Klingeln der Glöckchen. Seine Mutter war vor einigen Minuten ins Wohnzimmer gegangen, um die Kerzen am Weihnachtsbaum anzuzünden und nachzuschauen, ob das Christkind schon dagewesen ist und die Bescherung beginnen konnte. Fabian liebte dieses Spiel, auch wenn er sich mit seinen 10 Jahren mittlerweile für zu alt für so etwas hielt. Sein Blick fiel durch das Küchenfenster auf das Haus auf der anderen Straßenseite, wo heute seltsamerweise Licht brannte. Komisch, da wohnte doch niemand mehr. Es war ihm egal, als er das Läuten der Glöckchen hörte und mit freudiger Erwartung ins Wohnzimmer rannte. Er bestaunte den mit flackernden Kerzen geschmückten Tannenbaum und die Geschenke, die um ihn herum sorgsam aufgerichtet waren. Seine Mutter nahm ihn in den Arm und drückte ihn an sich. „Ich wünsche dir ein frohes Weihnachtsfest, Wölfchen.“ Fabian hörte diesen Spitznamen von seiner Mutter schon seit er denken konnte. Sie erzählte häufiger die Anekdote, wie er bereits mit den ersten Schritten losrannte und seine Umgebung erkundete. Anfangs suchte sie ihn dann verzweifelt, wenn sie ihn aus den Augen verlor. Aber nach einiger Zeit wusste sie, dass er sich durch ein ansteigendes Jaulen bemerkbar machte, wenn er sich nicht mehr zurechtfand. Ahuu… „Sollen wir erst noch ein Lied singen?“ Diese rhetorische Frage war ebenfalls ein fester Bestandteil ihrer Weihnachtstradition. Seine Mutter wollte gerade „Oh Tannenbaum“ anstimmen, als es klingelte. Sie ließ ihn los, um die Haustür zu öffnen. Kurz darauf kam sie mit Helena wieder, einer befreundeten Nachbarin. Helena passte häufiger auf Fabian und seine Schwester auf. In der letzten Woche war sie sogar jeden Tag da, während sein Vater arbeitete und seine Mutter bei Fabians Schwester im Krankenhaus war. „Willst Du etwa jetzt noch zu Franzi? Wir waren doch eben erst bei ihr. Reicht es nicht, dass wir sie morgen wieder besuchen? Sie wird doch sowieso schon schlafen!“ meinte er enttäuscht. Franzi hatte eine schwere Mandelentzündung, sodass ihr diese vorgestern kurzfristig entfernt worden waren. Nun war sie noch zur Beobachtung im Krankenhaus. Seine Mutter schüttelte den Kopf. „Wölfchen, Du weißt, wie sehr sie mich gerade braucht. Wir müssen alle stark sein. Dieses Weihnachten ist anders, als wir es uns vorgestellt haben.“
Fabian erwiderte traurig Helenas Begrüßung und seine Mutter versuchte die Stimmung anzuheben, in dem sie mit dem Weihnachtslied begann. Im Anschluss folgte endlich die Bescherung und Fabian riss hastig die Geschenke auf. Neben zwei Büchern seiner Lieblingsdetektive und einem Modellbau-Flugzeug war die größte Überraschung für ihn ein paar Walki Talkis. „Wie weit werden die reichen? Meinst Du, ich kann Papa damit anfunken?“ fragte Fabian seine Mutter. „Das glaube ich nicht, der Flughafen ist über 8 km entfernt und ich befürchte, die Reichweite beträgt maximal 1 km. Vielleicht kannst Du mit Helena die Funkgeräte nach dem Abendessen ausprobieren? Ich muss jetzt leider los zu Franzi, damit sie auch noch ihre Geschenke vom Christkind erhält.“ Sie zwinkerte Fabian zu, nahm ihn nochmals in den Arm und gab ihm einen Schmatzer auf seine Wange. „Oder Du beginnst schon einmal mit dem Flugzeug, dann kannst Du es morgen früh Papa und mir präsentieren?“ Beim Rausgehen erklärte Fabians Mutter ihrer Freundin noch, dass der Kartoffelsalat schon angerichtet und die Würstchen bereits im Topf erwärmt waren.
Beim Abendessen bekam Fabian kaum einen Bissen runter. Auch wenn er Helena mochte, ging er heute auf keine ihrer Gesprächsversuche ein. Er verstand zwar die Situation seiner Schwester und auch, dass sein Vater am Heiligabend arbeiten musste. Er fand es aber ungerecht, dass er diesen Abend ohne seine Familie verbringen musste und fühlte sich alleingelassen. Nach dem Essen wollte er in Ruhe am Küchentisch mit dem Bau seines Flugzeugs beginnen, weshalb Helena erst kurz ihre Familie in Polen anrief und danach fernsah. Bevor Fabian loslegte, schaltete er noch eins der Funkgeräte an und hörte, ob er zu jemandem Funkkontakt aufnehmen konnte. Nach einiger Zeit hörte er ein Knacken in der Leitung und eine Stimme, die eine Zentrale anfunkte. Er griff nach dem Walki Talki, um zu der Person Kontakt aufzunehmen. „Hallo, wer ist da? Bitte melden. Over.“ Er wartete neugierig auf die Reaktion seines Gegenübers. „Hallo? Kommissar Reynolds hier. Das ist nicht die Zentrale. Mit wem spreche ich?“ erwiderte die Stimme aus dem Funkgerät. „Mein Name ist Fabian. Bist Du von der Polizei? Over.“ antwortete er mit nervöser Vorfreude. „Das stimmt. Wie bist Du im Polizeifunk gelandet? Egal. Wenn Du magst, kannst Du mir helfen. Ich bin auf der Suche nach einem Dieb, der als Taxifahrer unterwegs ist. Wenn Du Hinweise hast, melde sie mir bitte.“ Und nach einer kurzen Pause folgte ein „Over.“ Fabians Stimmung war plötzlich wie ausgewechselt. Er konnte bei der Überführung eines Verbrechers mithelfen, von so etwas hatte er schon immer geträumt. Er positionierte sich am Küchenfenster und überblickte die Straße. „Ich wohne am Sandbrink und kann bisher nichts Verdächtiges erblicken. Melde mich bei Hinweisen. Over.“ sprach er und war überrascht von seinem professionellen Funkspruch. „Alles klar. Halte die Augen offen! Was für ein Glück, dass ich einen tapferen Hilfssheriff an meiner Seite habe. Vier Augen sehen mehr als zwei. Danke und over.“ kam wenige Sekunden später die Antwort. Fabian überwachte stolz die verlassene Straße, auf der selbst tagsüber wenig Verkehr war. Er spielte gerade mit dem Gedanken, ob er für die Überwachung besser vors Haus gehen sollte, als ein Taxi in seine Straße bog und mit erhöhter Geschwindigkeit an seinem Haus vorbeizog. Mit hektischen Bewegungen griff er nach seinem Funkgerät und meldete: „Ich habe das Taxi gesichtet. Es ist von der Alten Heide in meine Straße eingebogen und muss gleich bei der Hauptstraße, äh beim Kugelfangtrift rauskommen. Over.“
Nervös rutschte Fabian auf der Sitzbank vor dem Küchenfenster hin und her und versuchte dabei, die Straße weiter im Blick zu haben. Erst da bemerkte er, wie Helena vom Wohnzimmer in die Küche kam und sich erkundigte, mit wem er denn die ganze Zeit sprechen würde. Fabian begann freudig von der polizeilichen Verfolgungsjagd zu berichten, bis er den nächsten Funkspruch empfing. „Eine hervorragende Hilfe war das. Ich habe das Taxi gesichtet und nehme die Verfolgung auf. Melde mich, wenn ich den Täter gefasst habe. Over.“ Fabian zog wie ein Fußballer nach einem Tor seine Faust nach unten und stieß ein freudiges „Yeah!“ aus. Helena schaute ihn sprachlos an, so dass er voller Stolz seinen Bericht fortsetzte. Sie schüttelte nur den Kopf und meinte: „Du erlebst ja Sachen.“ Als sie die Küche wieder verlassen hatte, wendete sich Fabian erneut seinem Flugzeug zu, prüfte aber immer wieder, ob das Funkgerät noch eingeschaltet war und ob sich auf der Straße etwas regte. Nach einigen Minuten hielt tatsächlich dasselbe Taxi in der gegenüberliegenden Seitenstraße. Der Fahrer stieg aus, schaute sich unsicher um und lief zu dem beleuchteten Haus, das seit langer Zeit unbewohnt war. Fabian wartete auf Kommissar Reynolds, der ja nun auch jeden Moment eintreffen sollte. Er kam aber nicht. Der Mann verschwand im Haus und Fabian wurde unruhig. Er rief Helena zu sich, zeigte ihr das Taxi und teilte ihr seine Beobachtung mit. Da Kommissar Reynolds auch nicht auf seine Funksprüche reagierte, überzeugte er Helena davon, die Polizei anzurufen. Nachdem sie der Dienststelle Fabians Erlebnis mitgeteilt hatte und beteuerte, den Funkkontakt mitbekommen zu haben, wurde eine Streife rausgeschickt. Obwohl es schon spät war, durfte Fabian noch die Ankunft des Polizeiwagens mitverfolgen und wusste nun, dass der Täter wirklich gefasst worden war. Bevor er schlafen ging, überredete er Helena, dass er seine Mutter im Krankenhaus anrufen und ihr von seinem ereignisreichen Heiligen Abend erzählen durfte. „Und dann hat die Polizei nach Helenas Anruf tatsächlich den Dieb gefasst, als er in das Haus gegenüber eingebrochen ist.“ Seine Mutter war verwundert und machte sich erst Sorgen. Dann meinte sie: „Da bin ich aber stolz auf dich, Wölfchen. Die Polizei kann froh sein, dass Du so aufmerksam warst. Ich komme jetzt gleich zurück. Hoffentlich kannst Du gut schlafen nach so einem Abenteuer. Gute Nacht!“
2
Wolf hielt an einer Parkbucht einer Hauptstraße an, die ihn zurück ins Stadtzentrum von Hannover führen würde. Er hatte gerade einen Kunden vom Hauptbahnhof nach Isernhagen gefahren und wollte nun bei seiner Ex-Frau Andrea anrufen, um seinem Sohn Raul ein schönes Weihnachtsfest zu wünschen. Außerdem wollte er nachhören, ob Raul sein Paket schon ausgepackt hatte. Er stieg aus und schlenderte zur Telefonzelle. Nach langem Klingeln nahm Andrea ab und fragte: „Ja. Wer ist da?“ „Ich bin es“, meinte Wolf und suchte nach den Worten, die er sich den ganzen Tag zurechtgelegt hatte. „Frohe Weihnachten. Kann ich kurz mit Raul sprechen?“ Eine unendliche Pause ließ das Rauschen in der Leitung immer lauter werden. „Wolfgang, Du weißt, dass Du uns in Ruhe lassen sollst. Du verstößt gegen die Auflagen des Familiengerichts. Streng genommen verstößt schon das Paket gegen die Absprachen. Ich werde es Raul erst dann geben, wenn du dein Leben wieder in den Griff bekommen hast und ein Kontakt zu deinem Sohn wieder möglich ist. Bis dahin lass uns bitte in Ruhe! Frohe Weihnachten!“ Wolf setzte zu einer Erwiderung an, Andrea hatte aber schon aufgelegt.
Er schlug den Hörer voller Ärger gegen die Glasscheibe, schnaufte einmal kräftig durch und hängte ihn anschließend ein. Kopfschüttelnd stapfte er zurück zu seinem Taxi. Er hatte sein Leben im Griff, auch wenn es ganz anders war, als er es sich einmal vorgestellt hatte. Sein Studium der Soziologie und Politikwissenschaften hatte er Ende der 80er abgebrochen und war ins Wendland gezogen. Er engagierte sich voller Eifer in der Friedens- und Umweltbewegung, lernte Andrea kennen und lebte nach der Geburt seines Sohnes mit ihr in wilder Ehe. Seine Empörung über die sozialen und ökologischen Missstände in der Gesellschaft gab ihm die Energie, sein Engagement neben der Anstellung in einer Tischlerei fortzuführen. Leider hatte er sich auch gegenüber Andrea und Raul nicht immer unter Kontrolle. Auch wenn sein Jähzorn sich bis auf das eine Mal immer nur gegen das Mobiliar ihrer Wohnung richtete. Er wollte nicht so sein und hasste sich selbst dafür. Aber spätestens als Andrea ihn rauswarf und rechtlich gegen ihn vorging, sah er auch ein, sich mit sich selbst auseinandersetzen und an seinen Wutausbrüchen arbeiten zu müssen. Nun lebte er bereits fast ein Jahr in Hannover, fand einen Job als Taxifahrer und nahm zuverlässig seine Therapiestunden war. Er hatte sein Leben wieder im Griff. Das würde beim nächsten Termin vor Gericht Ende Januar sicher festgestellt werden. Warum konnte er seinem Sohn dann nicht an Weihnachten kurz sprechen?
Wolf atmete ein paar Mal kräftig durch und beruhigte sich. Er legte erst seine Faust und dann seine Stirn auf das Dach des Taxis ab und spürte der Trauer nach, die sich hinter seiner Wut verbarg. „Ich wünsche mir doch nur, für Raul da zu sein“, flüsterte er. Dann stieg er mit feuchten Augen in seinen Wagen und begab sich auf den Weg ins Zentrum, während er die Zentrale über seine Verfügbarkeit informieren wollte. „Hallo, wer ist da? Bitte melden. Over.“ ertönte auf einmal die Stimme eines Jungen aus dem Funker. Sie klang so ähnlich wie die von Raul. Wolf stockte und überlegte kurz, was er antworten sollte. Ein Geistesblitz überkam ihn. Träumte er nicht als Junge davon, der Polizei mit Detektivarbeit behilflich sein zu können? Vielleicht konnte er diesem Jungen eine besondere Bescherung bereiten. „Hallo? Kommissar Reynolds hier. Das ist nicht die Zentrale. Mit wem spreche ich?“ erwiderte er und begann damit sein Schauspiel. Gleichzeitig bog er in die Seitenstraße eines Wohnviertels ab und verlangsamte seine Fahrt. Er musste für sein Vorhaben schließlich den Funkkontakt halten. „Mein Name ist Fabian. Bist Du von der Polizei? Over.“ hörte er die Antwort des Jungen. „Ha!“ rief Wolf freudig aus, da der Junge die Fährte aufnahm. Nun musste er improvisieren: „Das stimmt. Wie bist Du im Polizeifunk gelandet? Egal. Wenn Du magst, kannst Du mir helfen. Ich bin auf der Suche nach einem Dieb, der als Taxifahrer unterwegs ist. Wenn Du Hinweise hast, melde sie mir bitte.“ Irgendwas war falsch, dachte Wolf. Ach ja, der Junge hatte es ihm vorgemacht. „Over.“ Ergänzte er seinen Funkspruch. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Ich wohne am Sandbrink und kann bisher nichts Verdächtiges erblicken. Melde mich bei Hinweisen. Over.“ Wolf fuhr langsam durch das Viertel und suchte die vom Jungen benannte Straße. „Alles klar. Halte die Augen offen. Was für ein Glück, dass ich einen tapferen Hilfssheriff an meiner Seite habe. Vier Augen sehen mehr als zwei. Danke und over.“ teilte er zwischenzeitlich dem Jungen mit. Nach der Durchquerung einiger Straßen entdeckte er den Sandbrink und schoss mit Vollgas durch die Straße. „Ich habe das Taxi gesichtet. Es ist von der Alten Heide in meine Straße eingebogen und muss gleich bei der Hauptstraße, äh beim Kugelfangtrift rauskommen. Over.“ ertönte es aus dem Funker und Wolf war stolz über seine Glanzparade. Er bog wieder auf die Haupstraße ein und gab dem Jungen erneut Meldung: „Eine hervorragende Hilfe war das. Ich habe das Taxi gesichtet und nehme die Verfolgung auf. Melde mich, wenn ich den Täter gefasst habe. Over.“ Er fuhr weiter Richtung Innenstadt und überlegte, ob er seine Pause noch etwas ausweiten sollte, da er den Jungen abschließend über die erfolgreiche Festnahme informieren müsste. Als er bei der Vahrenfalder Straße umkehren wollte, meldete sich die Zentrale aber bei ihm und fragte, ob er einen Kunden am Porstweg abholen könne. Da diese Adresse ebenfalls im Sahlkamp lag, nahm er den Auftrag an, wendete den Wagen und fuhr zurück. „Ich habe den Täter mit seiner Beute gefasst. Nochmals vielen Dank für deine Hilfe! Over und out!“ sprach er noch in den Funker, um seinen kleinen Krimi zu beenden. Er rechnete eigentlich noch mit einer freudigen Reaktion des Jungen, kam aber nicht auf die Idee, dass er noch außerhalb der Reichweite von dessen Funkgerät war. Nach einem erneuten U-Turn bog er auf den Porstweg ein und suchte nach der richtigen Hausnummer. Er parkte am Ende der Straße den Wagen, stieg aus und schaute sich um. Das Haus vor ihm hatte zwar keine Nummer, musste aber die Adresse seines Kunden sein. In hastigen Schritten eilte er an die Tür und klingelte.
Eine ältere Dame öffnete ihm die Tür und bat ihn reinzukommen. „Guten Abend. Sie sind der Taxifahrer, nehme ich an. Ich habe eine seltsame Bitte an Sie. Könnten Sie mir noch helfen, einige Kartons aus dem Keller und der oberen Etage hier in den Flur zu tragen? Sie werden kommende Woche von einem Bekannten abgeholt, bevor das Haus leergeräumt wird. Ich weiß, das ist nicht ihr Job. Ich habe es aber nicht geschafft und werde Ihnen diesen Aufwand selbstverständlich bezahlen.“ Wolf schaute sich im Flur um, wo bereits drei Kisten nebeneinanderstanden. Er versuchte sich den modrigen Geruch im Haus zu erklären. Auch wenn es wohnlich eingerichtet war, wirkte es auf ihn kalt und unbewohnt. Allein die Luft wirkte wie aus einer anderen Zeit. „Wie viele Kisten sind es denn?“ erkundigte er sich und steuerte die Kellertreppe an. „Ich bin Ihnen wirklich von Herzen dankbar! Es werden um die 10 Kisten sein. Ich konnte so kurzfristig niemand anderes beauftragen, zumal es ja Heiligabend ist. Ich hoffe, es wird nur einige Minuten dauern. Ich muss ja auch in einer Stunde den Nachtzug nach Düsseldorf bekommen, da von dort morgen früh mein Flieger geht. Ich lebe mittlerweile bei meiner Tochter in London.“ Wolf schnappte sich die erste Kiste und erwiderte: „Das passt schon. Weihnachten ist schließlich das Fest der Familie. Das soll an so ein paar Kisten nicht scheitern.“ Nachdem er im Keller fertig war, führte ihn die Frau ins Obergeschoss zu den restlichen Kisten, die in verschiedenen Zimmern standen. Zu jedem Zimmer meinte sie ihm eine andere, kurze Anekdote ihres Lebens zu erzählen. Da war einmal ihr altes Arbeitszimmer und sie erzählte von ihrer Zeit als Oberstudienrätin an einem Gymnasium. Dann war da das Jugendzimmer ihrer erwachsenen Tochter. Zuletzt nutzte sie es als Gästezimmer, wenn ihre Enkel zu Besuch waren, weshalb dort auch wieder so viele Spielzeuge rumstanden. Außerdem war da das Schlafzimmer, in dessen Bett ihr Mann wohl verstorben war. Wolf hörte geduldig zu, während er die letzten Kisten im Flur aufeinanderstellte. Als er fertig war, fragte er: „Nun habe ich auch noch eine ungewöhnliche Bitte. Dürfte ich noch kurz Ihr WC nutzen?“ „Aber selbstverständlich“, erwiderte die Frau erfreut und zeigte ihm das Gäste-WC. Wolf bemerkte beim Eintreten, dass sich eine Staubschicht auf den Armaturen sammelte. Da das abgestandene Wasser in der Toilette unangenehm roch, spülte er erst einmal ab, störte sich aber nicht weiter daran. Als er sich anschließend die Hände wusch, hörte er das Klingeln der Haustür. Er wunderte sich, dass diese alte Dame nun doch noch Besuch erhielt. Er schnäuzte noch kräftig in sein Taschentuch und ging dann zurück in den Flur. Dort empfingen ihn zwei Polizeibeamten, die neben der Frau standen. „Was ist denn hier los?“ erkundigte sich Wolf überrascht und bemerkte eine zurückhaltende Furcht im Blick seiner Kundin. „Guten Abend. Das wollen wir von Ihnen wissen. Breuer mein Name, kommen Sie bitte kurz mit vor die Tür.“ Wolf schüttelte verdutzt den Kopf und folgte der einladenden Geste des Polizeibeamten vor die Haustür. Was hatte er denn nun schon wieder verbrochen? Hatte seine Ex-Frau etwa die Polizei gerufen?
3
Edtih Wolf war mit ihren 72 Jahren durch so viele Höhen und Tiefen in ihrem Leben gegangen, dass sie diese nervenaufreibenden Umstände, in denen sie aktuell steckte, ebenfalls bewältigen konnte. Knapp über 3 Jahre war es nun her, dass ihr Mann plötzlich an einem Herzinfarkt in ihrem gemeinsamen Bett verstarb und sie kurz darauf zu ihrer Tochter Emma und ihrer Familie nach London gezogen war. Nach einer längeren Phase der Trauer stabilisierte sie sich so weit, dass das neue Leben in der Metropole und die andere Kultur ihr zu einer neuen Heimat wurden und für sie nicht mehr nur eine Flucht vor dem plötzlichen Schicksalsschlag war. Sie zog in eine Wohnung in der Nachbarschaft ihrer Familie und genoss, dass sie das Aufwachsen ihrer Enkel viel besser mitbekam als in der Zeit in Hannover. Sie fand neue Freundinnen über eine kleine anglikanische Gemeinde in ihrem Wohnviertel und engagierte sich in einem Nachhilfe-Angebot für sozial benachteiligte Kinder. Zu Beginn des Jahres ging sie dann den Verkauf des Elternhauses ihres verstorbenen Mannes an, indem sie fast 15 Jahre gemeinsam gelebt hatten. Sie war die einzige Erbin, doch ein alter Geschäftspartner der Kanzlei ihres Mannes erklärte sich bereit, alle Angelegenheiten vor Ort für den Verkauf des Hauses zu organisieren. Nachdem sich einige Monate nichts tat, fand sich Anfang Dezember ein Interessent, der den Kauf aber noch in diesem Jahr abwickeln wollte. So kam es, dass Edith vor einigen Tagen zurück in ihre alte Heimat kam, die anstehenden Termine beim Notar wahrnahm und nun am Morgen des Heiligabends das erste Mal seit langer Zeit das Haus betrat. Sie war diesem Augenblick möglichst lang aus dem Weg gegangen und hatte sich die letzten Tage bei einer alten Freundin einquartiert. Sie wollte nun die wenigen Habseligkeiten zusammensuchen, die sie mit in ihr neues Leben nehmen wollte. Viel würde es nicht sein, nahm sie sich vor und hatte den Kollegen ihres Mannes gebeten, die 3-4 Kisten bei der Räumung des Hauses nach den Weihnachtstagen per Spedition nach London aufzugeben.
Sie betrat den Hausflur und stellte ihren Rollkoffer am Eingang ab. Die Erinnerungen an ihr altes Leben brachen über sie ein. Ihr blieben nur wenige Stunden bis zu ihrer Abreise und sie bereute bei einem Gang durch die Zimmer, dass sie sich doch nicht mehr Zeit für diesen wichtigen Schritt der Verabschiedung genommen hatte. Mit Tränen in den Augen begann sie im Erdgeschoss auszuwählen, was sie auf jeden Fall noch behalten wollte. In der Küche konnte sie ihrem Anspruch noch gerecht werden. Sie räumte nur einige Bilder und einen Kaffeebecher in die erste Kiste. Im Wohnzimmer fiel es ihr schon schwerer, denn in so vielen Gegenständen lebten Geschichten auf, dass sie diese nicht in Eile einfach aufgeben wollte. Sie beschränkte sich auf 2 Kisten. Doch im Obergeschoss gab sie ihren Vorsatz vollends auf. Die Bücher in ihrem Arbeitszimmer, die sie zum Teil seit dem Studium begleitet hatten, mussten einfach mit. Auch die Bilder aus dem Zimmer ihrer Tochter konnte sie nicht einfach zurücklassen. Der Schmuck sowie die edlen Krawatten und Manschettenknöpfe ihres Mannes, die in einer alten Kommode im Schlafzimmer verstaut waren, wollte sie doch nicht weggeben. So füllten sich die Kisten, von denen sie zum Glück genügend aufbewahrt hatte. Mit dem Weg in den Keller durchlebte sie eine weitere Zeitreise bis in ihre frühe Kindheit und auch in die Familiengeschichte ihres Mannes. Wie naiv war sie, zu glauben, dies alles nun einfach hinter sich lassen zu können. Sie zählte zwar nicht die Kisten, doch sie wusste, dass sie nun ein kleines Vermögen an Erinnerungen und Wertgegenständen mit in ihre kleine Wohnung nach London nehmen wollte.
Als sie die erste Kiste aus dem Keller nach oben tragen wollte, schaute sie auf ihre Armbanduhr und erschrak. Es war bereits 20.15 Uhr, in nicht mal zwei Stunden fuhr der Nachtzug los, der sie nach Düsseldorf zum Flughafen bringen würde. Eigentlich wollte sie sich vorher noch ausgeruht haben, da sie im Schlafabteil sicherlich kein Auge zu bekommen würde. Sie verließ kurz das Haus, um an der nächstgelegenen Telefonzelle ein Taxi zu bestellen. Als sie das Haus verließ, schoss gerade eins in der angrenzenden Straße vorbei. Zu schnell, dass sie ihm winken konnte. Nachdem sie von ihrem Spaziergang wieder zurückkam, wendete sie sich erneut den Kisten zu. Sie bemerkte aber schnell, dass dies ihre Kräfte überstieg. Was hatte sie sich da nur eingebrockt? Sie war doch sonst immer so stark und hatte für jedes Problem eine Lösung gefunden. Sie überlegte, wen sie außer dem Geschäftspartner ihres Mannes um Hilfe bitten konnte. Aber selbst wenn ihr jemand eingefallen wäre, am Heiligabend wollte sie niemanden stören. Es musste anders gehen und sie versuchte erneut, die erste Kiste die Treppe hochzuhieven. Mühsam setzte sie diese von einer Treppenstufe auf die nächste und war erleichtert, als sie den Flur erreichte.
Sie wollte sich gerade der nächsten Kiste zuwenden, als es klingelte. Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als auf den Taxifahrer und seine Hilfsbereitschaft zu hoffen. Verlegen, aber auch etwas erleichtert, öffnete sie ihm die Tür und deutete ihm an, einzutreten. „Guten Abend. Sie sind der Taxifahrer nehme ich an. Ich habe eine seltsame Bitte an Sie. Könnten Sie mir noch helfen, einige Kartons aus dem Keller und der oberen Etage hier in den Flur zu tragen? Sie werden kommende Woche von einem Bekannten abgeholt, bevor das Haus leergeräumt wird. Ich weiß, das ist nicht ihr Job. Ich habe es aber nicht geschafft und werde Ihnen diesen Aufwand selbstverständlich bezahlen.“ Der Mann schaute sich im Flur um und rümpfte die Nase. Sie rechnete bereits mit einer Abfuhr, vielleicht hatte sie sich zu herablassend geäußert. „Wie viele Kisten sind es denn?“ erkundigte er sich und steuerte die Kellertreppe an. Voller Erleichterung beteuerte Edith: „Ich bin Ihnen wirklich von Herzen dankbar! Es werden um die 10 Kisten sein. Ich konnte so kurzfristig niemand anderes beauftragen, zumal es ja Heiligabend ist. Ich hoffe, es wird nur einige Minuten dauern. Ich muss ja auch in einer Stunde den Nachtzug nach Düsseldorf bekommen, da von dort morgen früh mein Flieger geht. Ich lebe mittlerweile bei meiner Tochter in London.“ Während sie sprach, dachte sie, wie ungeschickt es war, ihren Helfer jetzt auch noch mit ihren Reiseplänen unter Druck zu setzen. Der Mann schnappte sich aber bereits die erste Kiste und erwiderte: „Das passt schon. Weihnachten ist schließlich das Fest der Familie. Das soll an so ein paar Kisten nicht scheitern.“ Mit Leichtigkeit trug er die restlichen Kisten aus dem Keller nach oben und sie begleitete ihn dankbar ins Obergeschoss. Da sie sich nicht weiter nützlich machen konnte, erklärte sie ihm, welche kostbaren Erinnerungen sie mit jeder einzelnen Kiste verband, um ihm den Wert seiner Hilfsbereitschaft zu verdeutlichen. Er hörte aufmerksam zu und nickte gelegentlich einfühlsam. Als er fertig war, fragte er: „Nun habe ich auch noch eine ungewöhnliche Bitte. Dürfte ich noch kurz Ihr WC nutzen?“ Edith überkam ein beschämtes Lächeln. Das war ja wohl das Mindeste, hatte sie ihm nicht einmal etwas zu trinken anbieten können. „Aber selbstverständlich.“ erwiderte sie und zeigte ihm das Gäste-WC. Während er auf der Toilette war, überlegte sie angestrengt, was sie ihm außer ein paar Scheinen Gutes tun könnte. Ihr kam gerade ein Einfall und sie kramte nochmals in einer Kiste, bis es auf einmal erneut klingelte.
Verwundert eilte sie zur Haustür und empfing zwei Polizeibeamte. Der eine reagierte auf ihren irritierten Blick: „Guten Abend, ich bin Polizeiobermeister Breuer und das ist mein Kollege Polizeimeister Kuhn. Wir sind hier, weil uns Auffälligkeiten zu dieser Adresse gemeldet worden sind. Wohnen Sie hier und können Sie sich ausweisen?“ Überrumpelt von diesem Besuch, stotterte sie: „Guten Abend. Mein Name ist Edith Wolf. Ich wohne hier. Oder vielmehr habe ich hier gewohnt. Warten Sie …“ Sie holte ihr Portemonnaie aus der Handtasche und reichte dem Beamten ihren Ausweis. Der setzte seine Befragung fort: „Gehört das Taxi zu Ihnen?“ In Ediths Kopf rang es nach Erklärungen, von welchen Auffälligkeiten der Polizist gesprochen hatte. „Ja, natürlich. Ich meine, ich habe es bestellt. Der Fahrer ist gerade auf der Toilette und soll mich nun zum Bahnhof fahren.“ Herr Breuer schaute nun ebenfalls verwundert: „Zusammen mit diesen vielen Kisten? Warten Sie, bleiben Sie ruhig. Sie haben gleich Gelegenheit, dies meinem Kollegen zu erklären.“ Er hatte wohl bemerkt, dass die WC-Tür geöffnet wurde und schien das Eintreffen des Taxifahrers abzuwarten. Dieser kam zurück in den Flur und fragte: „Was ist denn hier los?“ Edith versuchte aus Unbeholfenheit den Blickkontakt zu vermeiden und beobachtete, wie der Polizeiobermeister ihn eindringlich ansah. „Guten Abend. Das wollen wir von Ihnen wissen. Breuer mein Name, kommen Sie bitte kurz mit vor die Tür.“
Der Taxifahrer folgte kopfschüttelnd Herrn Breuer und der bisher schweigsame Polizeimeister Kuhn wendete sich Edith zu. „Nun erläutern Sie bitte nochmal von Anfang an, was sie hier heute genau gemacht haben, wenn sie hier nicht mehr wohnen?“ Edith hörte sich ihre Geschichte erzählen und schüttelte innerlich den Kopf darüber, wie seltsam sie auf den Beamten wirken musste. „Also, das ist mein Haus. Ich habe hier bis zum Tod meines Mannes vor drei Jahren gewohnt und bin dann zu meiner Tochter nach London gezogen. Vorgestern habe ich mit dem neuen Eigentümer den Kaufvertrag abgeschlossen und war heute hier, um alle Gegenstände zusammenzupacken, die ich mit nach London nehmen will. Es sind mehr Kisten als erwartet. Beim Packen habe ich völlig die Zeit vergessen und es nicht geschafft, die Kisten selbst in den Flur zu tragen. Dieser freundliche Taxifahrer hat mir dabei geholfen, bevor er mich jetzt zum Bahnhof bringen soll. Von dort aus fährt um 22:12 Uhr mein Nachtzug zum Düsseldorfer Flughafen, von dem aus ich morgen früh zurück nach London fliege.“ Herr Kuhn nahm ihre Ausführungen gelassen auf einem kleinen Block auf und erwiderte dann: „Gut, das werden wir prüfen. Nur zum Verständnis: Sie haben nicht vor, die Kisten heute mit nach London zu nehmen?“ Edith ärgerte sich über diese dumme Rückfrage und ergänzte hastig: „Nein, natürlich nicht. Ein alter Freund meines Mannes, Herr Konstantin Rabe, wird diese am kommenden Montag per Spedition versenden. Ab dem Tag wird auch das Haus leergeräumt, so dass der neue Eigentümer zum Jahreswechsel die Schlüssel erhält. Meinen Schlüssel werde ich bei der Abreise in den Briefkasten werfen.“ Sie überlegte kurz, ob sie noch irgendwas ergänzen musste, um ihre Darstellung plausibler zu machen. Aber ihr fiel nichts mehr ein. Der Polizeimeister nickte nachdenklich und entschuldigte sich. Edith bekam mit, wie er sich kurz mit seinem Kollegen besprach und dann zum Polizeiwagen ging.
Die Minuten verstrichen, Herr Breuer und der Taxifahrer kamen zwischenzeitlich wieder zurück in den Flur und erwarteten schweigend die Rückkehr von Herrn Kuhn. Edith unternahm einen Versuch, das Prozedere zu beschleunigen. „Mein Zug fährt in einer halben Stunde am Bahnhof los. Den muss ich unbedingt bekommen, wenn ich meinen gebuchten Flug in Düsseldorf erreichen will.“ Herr Breuer versuchte, sie zu beruhigen. „Mein Kollege stimmt nur kurz mit der Dienststelle ihre Aussagen ab. Wenn da keine weiteren Ungereimtheiten bestehen, sind wir hier bald fertig.“ Es kam dann aber ganz anders. Als der Polizeimeister zurückkam, stimmte er sich erst im Flüsterton vor der Haustür mit seinem Partner ab. Dabei ließ er die beiden Verdächtigen nicht aus den Augen, die weiterhin schweigend ihren Gedanken anhingen. Zurück im Flur ergriff Herr Breuer erneut das Wort: „Wir können Sie leider nicht gehen lassen und müssen Sie bitten, uns aufs Revier zu folgen. Ihre Aussagen stimmen zwar untereinander überein, doch es gibt bei Ihnen beiden offene Fragen, die wir zuerst klären müssen. Das Haus ist eingetragen auf einen Ferdinand Bach und nicht auf eine Edith Wolf. Und Sie, Herr Schleier, sind vorbestraft und es laufen aktuell Verfahren gegen Sie.“ Sowohl Herr Schleier als auch Edith wollten sofort die Missverständnisse klären. Der Polizeiobermeister unterbrach sie jedoch rasch: „Ihre Aussagen nehmen wir auf dem Revier auf. Hier werden wir den Sachverhalt nicht klären können. Kommen Sie bitte mit und Frau Wolf, schließen Sie bitte die Haustür ab und übergeben mir vorläufig den Schlüssel.“
Edith protestierte erneut, da sie sich von diesem harschen Auftreten des Beamten gedemütigt fühlte. Herr Breuer duldete aber keine Widerrede und ließ die beiden auf dem Rücksitz des Streifenwagens Platz nehmen. Während der Fahrt suchte Edith den Blickkontakt zu Herrn Schleier. Dieser schaute aber aus dem Fenster, atmete schwer durch und massierte seine Finger. Auf dem Polizeirevier wurden sie in getrennte Räume geführt und Edith von einem weiteren Polizeibeamten befragt. Sie wiederholte ihre Geschichte und ergänzte, dass das Haus zwar auf ihren verstorbenen Mann Ferdinand Bach eingetragen war, er dieses aber an sie vererbt hatte. Da sie nach seinem Tod aber kurzfristig zu ihrer Tochter gezogen war, hatte die formale Übertragung des Hauses erst in der vergangenen Woche mit dem Verkauf stattgefunden. „Ich verstehe zwar, dass Ihnen meine Ausführungen absonderlich vorkommen müssen. Ich kann Ihnen aber die Nummer von Herrn Rabe, dem Geschäftspartner meines Mannes, geben. Er hat die notarielle Abwicklung vorbereitet und mich darin unterstützt.“ Der Beamte nahm die Kontaktdaten auf und verließ den Raum. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er wiederkam und sich wortkarg für die Unannehmlichkeiten entschuldigte. „Es ist ja äußerst selten, dass Ehepartner einen anderen Nachnamen führen.“ ließ er in seinen Ausführungen als Rechtfertigung durchblicken und übergab ihr den Haustürschlüssel. Edith verließ verärgert den Raum und sparte sich die Bemerkung, dass es damals gute Gründe dafür gab. Sie wollte sich noch nach Herrn Schleier erkundigen, sah ihn dann aber am Empfang der Dienststelle auf sie warten.
„Sie haben uns ein Taxi bestellt. Ein Kollege bringt uns gleich zurück zu Ihrem Haus.“ empfing er sie in erleichterter Stimmung. „Vermutlich hat es keinen Sinn, sie am Bahnhof abzusetzen, oder?“ Es war mittlerweile 23 Uhr und Edith sah keine Chance mehr, den Flug noch pünktlich zu erreichen. Sie nahm es als göttliche Fügung, da sich für sie nun die Gelegenheit bot, sich von ihrem Haus und der Zeit mit ihrem zweiten Mann zu verabschieden. Mittlerweile gefiel ihr dieser Gedanke sogar, auch wenn sie auf das gemeinsame Weihnachten mit ihrer Familie verzichten musste. Auf dem Rückweg war nun Herr Schleier auf einmal gesprächig. Er wollte unbedingt klarstellen, dass er kein Verbrecher war. Tatsächlich war er einmal für 3 Monate im Gefängnis, da er die Zahlung von Bußgeldern aufgrund von zivilem Ungehorsam bei den ersten Castortransporten verweigerte. „Das würde ich heute nicht noch einmal machen. Der Preis war für mich und meine Familie einfach zu hoch. Aber viel schlimmer waren meine Tobsuchtsanfälle gegenüber meiner Partnerin. Da läuft gerade auch noch ein Verfahren gegen mich, da ich mich oft nicht unter Kontrolle hatte. Ich habe aber an mir gearbeitet und hoffe, meinen Sohn bald wiederzusehen.“ Edith schluckte, erinnerte sie das an ihre erste Ehe und die Zeit, bevor sie Ferdinand kennengelernt hatte und letztlich mit ihrer Tochter bei ihm eingezogen war. „Auf mich wirken Sie nicht so, als ob Sie sich nicht unter Kontrolle haben. Es muss Sie doch rasend gemacht haben, dass Sie wegen einem solchen Missverständnis zu Unrecht verdächtigt wurden.“ Sie offenbarte ihm, weshalb die Polizei bezweifelt hatte, dass sie tatsächlich die Eigentümerin des Hauses war. „Naja, ganz unschuldig bin ich wohl nicht“, brummte Herr Schleier. „Ich habe heute Abend, kurz bevor ich zu Ihnen gekommen bin, über Funk eine polizeiliche Verfolgungsjagd auf ein Taxi nachgespielt, um einem Jungen mit Funkgerät eine Freude zu bereiten. Der muss ganz in ihrer Nähe wohnen und dann mein Taxi vor Ihrem Haus bemerkt haben. Das war der Grund, warum die Streife überhaupt bei Ihnen aufgeschlagen ist. Entschuldigen Sie bitte, dass Sie wegen mir nun nicht mit ihrer Tochter Weihnachten feiern können.“ Edith konnte sich das Lachen kaum verkneifen, als sie begriff, wie viele absurde Zufälle sich bei ihnen aneinandergereiht hatten. Ein Gefühl der Verbundenheit machte sich in ihr breit, auch wenn sie Herrn Schleier kaum kannte und sich ihre Wege vermutlich nicht noch einmal kreuzen würden. Die restliche Heimfahrt sprachen sie noch über ihre Familien, nachdem sich Edith nach seinem Sohn erkundigt hatte. Sie bemerkten, dass sie nun beide ohne sie die Weihnachtstage verbringen werden. Zurück am Porstweg trug Herr Schleier Ediths Koffer zurück in den Flur. Dann blieben sie etwas unbeholfen im Eingang stehen und wussten nicht, wie sie sich voneinander verabschieden sollten. „Herr Schleier. Sie haben mir mit den Kisten sehr geholfen und daher möchte ich wenigstens für ihren Verdienstausfall heute Abend aufkommen. Ist es für Sie in Ordnung, wenn Sie mir Ihre Bankverbindung aufschreiben und ich Ihnen etwas überweise? Ich bin übrigens Edith.“ Der Taxifahrer schien sich über diese Geste besonders zu freuen und blickte sie mit einem verschmitzten Lächeln an. „Ich heiße Wolf, also Wolfgang. Nein, ich möchte kein Geld. Es ist Weihnachten und ich bin froh, dass ich mich heute Abend nicht so allein gefühlt habe. Irgendwie hingen wir ja gemeinsam in diesem Schlamassel. Das ist für mich wertvoller als ein Heiligabend mit lukrativen Taxifahrten.“ Edith entschuldigte sich kurz und eilte nach oben ins Schlafzimmer. Sie kam mit einem schwarzen Mantel wieder und überreichte ihn Wolf. „Dann probier bitte diesen Mantel kurz an. Schon als wir uns begegnet sind, dachte ich mir, dass er dir stehen müsste. Ich habe ihn meinem Mann zu unserem letzten gemeinsamen Weihnachten geschenkt und es würde mich wirklich freuen, wenn Du für ihn noch Verwendung findest.“ Wolf folgte gerührt ihrer Bitte und bedankte sich bei ihr. Dann nahmen sie sich zum Abschied in den Arm. Edith sah ihm hinterher und hoffte, dass er es ihr nicht übelnahm, dass sie einen Goldring ihres Mannes in der Innentasche des Mantels versteckt hatte.
4
Am Morgen des 1. Weihnachtstages verließ Fabian als erster das Haus. Er rannte mit seinem Funkgerät auf die Straße und versteckte sich hinter einem Auto. Dann nahm er Kontakt mit seinen Eltern auf, die ihm mit dem anderen Walki Talki folgten. Während sie noch mit den Hinweisen ihres Sohnes sein Versteck zu erraten versuchten, trat ihre alte Nachbarin auf die Straße. „Guten Morgen, Frau Wolf.“ hörte Fabian hinter dem Auto die Stimme seiner Mutter. „Sie haben wir lange nicht mehr gesehen.“ Die beiden Frauen gingen aufeinander zu und begrüßten einander herzlich. Fabian bekam mit, dass sie über den Vorfall gestern Abend sprachen und dabei in ein heiteres Gelächter ausbrachen. In der Zwischenzeit kam ihm aber sein Vater auf die Schliche, sodass er hinter den Autos die Straße weiter runter eilte. Irgendwann ließ er sich dann doch von ihm einfangen.
Als die beiden zu seiner Mutter zurückkehrten, fragte sie ihn: „Erinnerst du dich noch an Frau Wolf? Du hast mit ihren Enkeln damals häufiger im Garten gespielt, als sie zu Besuch waren.“ Fabian schaute sie fragend an. „Nun ja, das ist vermutlich zu lange her.“ Erinnerungsfetzen tauchten vor seinem inneren Auge auf, bis Frau Wolf sich ihm zuwendete. „Du bist also mein verborgener Helfer, der gestern dafür gesorgt hat, dass ich nicht überfallen werde. Vielen Dank, dass Du so achtsam gewesen bist! Weißt Du, ich räume gerade unser altes Haus aus und muss mich auch von einigen Sachen aus dem Kinderzimmer trennen. Vielleicht magst Du kurz mitkommen und schauen, ob da etwas für dich dabei ist. Eine Belohnung für deinen Mut!“ Fabian wuchs vor Stolz einige Zentimeter und blickte fragend zu seiner Mutter. „Das ist eine tolle Idee. Wir sind nur gerade auf den Weg zu Franzi ins Krankenhaus. Sie soll aber morgen entlassen werden. Was halten Sie davon, morgen zu uns zum Mittagessen zu kommen und anschließend kann Fabian sich seine Belohnung aussuchen?“ Als Frau Wolf zögerte, versicherte Fabians Mutter ihr, dass sie sicher nicht stören würde. „Meine Eltern kommen ebenfalls und auch Helena Nowak, die da drüben wohnt. Sie kennen sich doch sicherlich.“ Frau Wolf folgte ihrem Blick und nahm dann die Einladung gerne an. Zum Abschied zwinkerte sie Fabian nochmals zu.
Danach machte sich die Familie auf den Weg ins Krankenhaus. Sie besuchten mit Franzi gemeinsam die Cafeteria, wo die Kinder ein Eis bekamen und sie anschließend ein neues Gesellschaftsspiel ausprobierten. Fabian erzählte seiner Schwester von seinem Abenteuer am vergangenen Abend und dass er sich bei Frau Wolf morgen eine Belohnung aus dem Kinderzimmer ihrer Enkel aussuchen durfte. Er bemerkte den Neid im Blick seiner Schwester und bereute sofort seine Überheblichkeit, hatte er das ja auch irgendwie erreichen wollen. „Aber vielleicht finde ich ja auch etwas, dass dir gefallen wird oder Du kommst einfach mit.“ schob er schnell hinterher, um seine Schwester zu trösten. Zurück auf der Station las ihr Vater Franzi eine Geschichte vor und Fabians Mutter ergriff die Gelegenheit, ihren Sohn zu loben. „Ich weiß, wie schwierig die Situation gerade für dich ist. Du musstest die letzten Tage häufiger zurückstecken. Danke, dass Du das so toll mitgemacht hast und dich so gut um Franzi sorgst. Und ich bin auch richtig stolz, Wölfchen, dass Du in all dem Trubel sogar auf unsere alte Nachbarin aufgepasst hast. Ein guter Wolf achtet auf sein Rudel.“ Fabian genoss die Worte seiner Mutter, während er seinen Kopf an ihre Schulter lag und verträumt den Schneeflocken hinterherschaute, die hinter dem Fenster herunterfielen. Es war ein seltsames Weihnachtsfest dieses Jahr. Aber auch wenn es für ihn ungewohnt und manches schwierig war, war es doch auch etwas ganz Besonderes.
Olaf Euler schreibt Texte und Lieder, die den Facettenreichtum und die Ambivalenzen des Herzens einzufangen versuchen. Jenseits der Kunst hört er auf den Namen Marian, lebt mit seiner Familie in der Kommunität Beuggen und erlernt derzeit den Lehrberuf.
Malerei
Tino Brendel: Soullandscape 1
Tino (Constantin) Brendel, geboren in Bad Kissingen. Aufgewachsen in Hamburg. Studierte zeitweilig Kunst an der Werkkunstschule der Freien/Hansestadt Hamburg. Später an der Hochschule für Bildende Kunst Braunschweig. Zog durch die Weltgeschichte. London/England, Kunstmuseum und Galerien in sich aufsaugend. Lebte in Amsterdam, später wieder Hamburg. Einige Jahre Aufenthalt in Hannover, wo er Vera, die Frau seines Lebens traf. Sie haben sechs gemeinsame Töchter. Eröffnete mehrere Streetwear-Läden (Streetart), die seinen Kunstvorstellungen entsprachen. Gründete eine christliche Gemeinde, nachdem er Christ geworden war. Malte und schrieb in den letzten fünf Jahren mehr als in den vergangenen vierzig Jahren. Liebt Musik und Literatur.
Einflüsse: von Marcel Duchamp bis Captain Beefheart (Don Van Vliet), MATTA Echauren/Bob Dylan/Beat Generation/Hieronymus Bosch.
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Fotografie
Daniel Lindhüber: Das Gesicht
Daniel Lindhüber, Jahrgang 1977, interessiert sich besonders für die Begegnung zwischen Fotografie und Musik. Ob in der Konzertfotografie, dem dokumentarischen Begleiten kreativer Arbeit, oder im Umsetzen eines Songs, eines Albums in Fotografie.
Neben der Fotografie ist er auch sonst gern kreativ, seien es Texte, Installationen, Projektarbeiten. Und Fahrräder. Die fährt er gern selbst, baut sie aber auch neu auf.
News
Okay, ich lass Dich laufen – Ausstellung von mir in Bremen (08.01.-01.03.25)
Vom 08. Januar bis zum 01. März 2025 zeige ich meine Bilder im Kapitel 8. Es handelt sich meistens um Gemälde, teils klassisch mit Acryl auf Leinwand gemalt, teils virtuell mit einem Virtual-Reality-Headset gemalt; figurative Darstellungen wechseln sich ab mit abstrakten Formen. In einigen Bildern mischen sich die Techniken auch: digitale Gemälde, die mit Acryl überarbeitet wurden, analoge Fotografien, die digital übermalt wurden. Diese Vielseitigkeit ist kein Zufall, denn die Bilder erforschen die verschiedenen Bedeutungen des Satzes ‚Okay, ich lass Dich laufen‘, dem Titel der Ausstellung.
Wie ist das, wenn man laufen gelassen wird? Ist das befreiend? Oder demütigend? Und welche Freiheit erfährt ein Mensch, der sich selbst laufen lassen kann? Diesen und anderen Fragen geht die Ausstellung nach. Sie unterteilt sich in drei etwa gleich große Kapitel, die jeweils wie biblische Psalmen durch ein ‚Sela‘ abgeschlossen werden. Jedes Bild ist eine Einladung, innezuhalten und sich selbst mit der eigenen Freiheit bzw. Unfreiheit zu konfrontieren. Und im Dialog mit dem Bild, mit sich selbst und vielleicht auch mit anderen, kann man es den eigenen Gedanken ebenfalls sagen: Okay, ich lass Euch laufen.
Die Ausstellung wird mit einer Vernissage am 08. Januar eröffnet und mit einer Finissage am 28. Februar abgeschlossen. Bei beiden Veranstaltungen ist Gofi Müller natürlich anwesend.
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