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Ein Weg weniger über den Neckar

Die auch bei Radfahrern beliebte Fußgängerbrücke über den Fluss beim Großmarkt ist marode und muss erneuert werden. Jetzt ist sie erst einmal auf unabsehbare Zeit gesperrt.

Von Jürgen Brand

https://youtu.be/diUAz2ansuI (Opens in a new window)

Die einstige Eisenbahnbrücke beim Großmarkt, die von Fußgänger:innen und Radfahrer:innen viel genutzt wird, ist marode und abgesperrt. Foto: Jürgen Brand

Einige Wege führen über den Neckar - aber zum Leidwesen vieler Fußgänger:innen und Radfahrer:innen nur wenige an den Neckar. Oder zu einem der beiden Radwege an beiden Ufern des Flusses. Und eine ausgesprochen beliebte Verbindung ist bis auf weiteres gesperrt, sehr zum Leidwesen auch einiger Mercedes-Benz-Mitarbeiter:innen: die auch von Radfahrern gern genutzte Fußgängerbrücke über B10 und Neckar beim Großmarkt in Wangen.

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Wer von Wangen ans andere Neckarufer kommen will, muss entweder auf der Inselstraße hinüber nach Untertürkheim fahren oder auf die Gaisburger Brücke ausweichen. In beiden Fällen ist beispielsweise die Radweg-Infrastruktur noch ausbaufähig und es ist nicht so ganz einfach, zu einem der beiden Neckarradwege zu gelangen. Auf der Gaisburger Brücke etwa gibt es offiziell nur auf einer Seite einen Fuß- und Radweg und auch nur auf einer Seite eine Rampe hinunter zum linksseitigen Radweg, also beispielsweise zu Fridas Pier. Am anderen Ufer muss man entweder das Rad steile Treppen hinuntertragen oder weitere Umwege über den Cannstatter Wasen in Kauf nehmen.

Auf Großmarkt-Seite führt eine bequem zu fahrende Rampe zur Brücke. Inzwischen ist sie abgesperrt. Foto: Jürgen Brand

Auf Großmarkt-Seite führt eine bequem zu fahrende Rampe zur Brücke. Inzwischen ist sie abgesperrt. Foto: Jürgen Brand

Deswegen ist die Fußgängerbrücke beim Großmarkt auch bei Radfahrern so beliebt. Auf Großmarktseite führt eine bequem zu fahrende Rampe hinauf auf die Brücke. Auf der anderen Seite muss man zwar die ebenfalls steilen Treppen mit Rad- bzw. Kinderwagenschienen nehmen. Aber man ist schnell unten am Neckarufer, sei es zum Spazierengehen oder um eine kleine Radtour zu machen. Und Mercedes-Benz hat dort sogar einen kleinen Zugang zum Werk Untertürkheim mit Fahrrad-Abstellplätzen für Mitarbeiter.

Um so schmerzhafter ist, dass genau diese Fußgängerbrücke seit Anfang Mai gesperrt ist. Das Schild "Privatweg - Betreten auf eigene Gefahr!" hängt dort zwar schon immer. Jetzt versperren aber große Absperrgitter den Weg, überall hängen "Fußgänger verboten"-Schilder und "Betreten verboten! Lebensgefahr!" Der Grund für diese drastischen Maßnahmen ist: Auch diese Brücke über den Neckar ist - wie bekanntermaßen einige andere zum Beispiel in Bad Cannstatt auch - marode.

Die Aufgänge zur Brücke sind rigoros abgesperrt - was nicht jedem zu gefallen scheint. Das Begehen ist aber lebensgefährlich. Foto: Jürgen Brand

Die Aufgänge zur Brücke sind rigoros abgesperrt - was nicht jedem zu gefallen scheint. Das Begehen ist aber lebensgefährlich. Foto: Jürgen Brand

Dazu kurz ein Rückblick in die Geschichte der Brücke: Gebaut wurde sie im Jahr 1950 von der Deutschen Bahn. Die Stahlträgerkonstruktion war nichts anderes als eine Eisenbahnbrücke, über die Gleise vermutlich ins Mercedes-Werk führten. Als die Bahnstrecke stillgelegt wurde, übernahm irgendwann später die Landeshauptstadt Stuttgart das Bauwerk, das zur Fußgängerbrücke umfunktioniert wurde und über das einige Leitungen über den Neckar führen.

Anfang Mai wurde die Brückenkonstruktion überprüft, Ergebnis: "Die Brücke ist aufgrund ihres Alters in einem baulich schlechten Zustand", teilt die Stadt auf Anfrage mit. "Eine Reparatur des Weges war nicht mehr möglich. Zur Sicherstellung der Verkehrssicherheit wurde die Brücke gesperrt und es wurden die Betonplatten des Weges ausgebaut." Diese Betonplatten ermöglichten aber erst das Passieren der viel genutzten Neckarquerung. Allerdings stellten sie vor dem Hintergrund der baulichen Mängel auch eine Gefahr für den unter diesen nicht gerade leichten Platten fließenden Verkehr der B10 dar. Seit etwa 11. Mai ist die Brücke nicht mehr sicher begeh- oder befahrbar und rigoros abgesperrt.

Für die Leitungen ist die Brücke offenbar noch stabil genug. Foto: Jürgen Brand

Für die Leitungen ist die Brücke offenbar noch stabil genug. Foto: Jürgen Brand

"Das Tiefbauamt geht davon aus, dass das öffentliche Interesse einer Fußgängerquerung an dieser Stelle so groß ist, dass eine Erneuerung des Fußgängerstegs realisiert wird", hatte die Stadt in einer ersten Mitteilung Mitte Mai angekündigt. "Eine geeignete Lösung, die auch die Anforderungen an Betrieb und Unterhaltung über der stark befahrenen B 10 bestmöglich erfüllt, muss erst noch erarbeitet werden." Inzwischen heißt es offiziell: "Ob und wann ein Ersatz für die Brücke geplant und hergestellt werden kann, ist derzeit aufgrund der Priorisierung weiterer dringlicher Projekte nicht absehbar."

Das bedeutet, dass Fußgänger:innen, Radfahrer:innen und Mercedes-Benz-Mitarbeiter:innen bis auf weiteres größere Umwege in Kauf nehmen müssen, also in Wangen über die Brücke bei der Staustufe oder eben über die Gaisburger Brücke. So gesehen ist die Stadt also erst einmal wieder ein bisschen weiter vom Fluss abgerückt. Aber vielleicht hat ja das IBA '27-Team, das sich intensiv auch mit diesem Thema beschäftigt, eine Idee für eine rasche Lösung?

Quellen:

  • Mitteilungen der Landeshauptstadt Stuttgart

  • eigene Recherchen vor Ort

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Topic Stuttgart-Ost

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